2. Bundesliga

Keller: Alles für das erste Maiwochenende

Club-Profis trainieren erstmals wieder gemeinsam

Keller: Alles für das erste Maiwochenende

Nach vier Wochen wieder auf dem Platz: Nürnbergs Coach Jens Keller beim "Trainingsauftakt" am Montag.

Nach vier Wochen wieder auf dem Platz: Nürnbergs Coach Jens Keller beim "Trainingsauftakt" am Montag. picture alliance

Aufgeteilt auf zwei Plätze konnten sie sich in Kleingruppen und getreu der Auflagen stets mit dem entsprechenden Abstand ihrem Arbeitsgerät widmen. "Nach so langer Zeit wieder Rasen unter den Füßen und den Ball am zu Fuß zu haben, ist natürlich für alle ein tolles Gefühl gewesen", sagt Trainer Jens Keller.

Passformen, Dribblings durch Hütchen sowie Ballan- und mitnahme standen in den rund 80 Minuten auf dem Programm. Dinge, die sonst bei einem Fußballer normalerweise eher unter die Rubrik "notwendig, aber nicht vergnügungssteuerpflichtig" fallen, sorgten nun für Hochstimmung. Dass sich das Ganze dennoch weit vom normalen Trainingsalltag abgespielt hat, zeigt das Prozedere der Einheit. Umgezogen hatten sich die Spieler bereits zu Hause. Ehe sie auf den Platz zu ihrer entsprechenden Gruppe durften, mussten sie einzeln zum Fiebermessen antreten. Und nach dem selbstredend absolut zweikampflosen Training hieß es: Gehe nicht über die Kabine, sondern direkt nach Hause zum Duschen.

Warum Keller keine Positionsgruppen trainieren lässt

Wie ungewöhnlich die Situation ist, zeigen auch alleine die Gedanken, die sich Jens Keller und sein Team für diese Einheit gemacht haben, was das Zusammenstellen der Gruppen anbelangte. "Zunächst wollten wir positionsbezogene Gruppen bilden", so Keller. Also Abwehrspieler zu Abwehrspieler, und so weiter. Was normalerweise auf den Fußballplätzen der Republik zig-malige angewandte Praxis ist, verwarfen Keller & Co. nun jedoch aus nachvollziehbaren Gründen.

"Es wäre nicht gut, wenn das erste Spiel ansteht, und uns würden nur Stürmer zur Verfügung stehen", erläutert Keller, der nun wie all seine Kollegen die höchst knifflige Frage der Trainingssteuerung zu lösen hat. "Die DFL hat das erste Maiwochenende genannt, an dem der Spielbetrieb wiederaufgenommen werden soll. Also ist es meine Aufgabe, die Mannschaft so vorzubereiten, dass sie an diesem Termin fit und spielfähig ist", betont er.

…., dann wäre es nur sehr schwer zu vermitteln, wenn wir wieder Fußball spielen würden.

Jens Keller zu den Restriktionen aufgrund der Corona-Krise

Ob und wie sehr er diesen Termin selbst überhaupt für realistisch hält, würde nichts zur Sache tun. Mit seiner persönlichen Meinung hält er dennoch nicht hinter dem Berg: "Sollten zu diesem Zeitpunkt noch die jetzigen Restriktionen gelten, wäre es nur sehr schwer zu vermitteln, wenn wir wieder Fußball spielen würden."

Nicht zu vergessen der fußball- und sportmedizinische Aspekt. Sollte es auch nach dem 19. April noch verboten sein, normal Fußball trainieren zu lassen, also mit Zweikämpfen, Torabschlüssen unter Bedrängnis und praxisnahen Spielformen, könne er sich nicht vorstellen, wie die Mannschaften am ersten Maiwochenende wieder in den Wettkampfmodus hochfahren können, ohne dass es Verletzungen über Verletzungen gibt.

Die Ballsicherheit fehlt noch

In Zeiten, in denen sich Dinge mitunter stündlich ändern, sind dies Unbekannten, über die sich nur spekulieren lässt. Und so bleibt Keller lieber beim Konkreten - zum Beispiel dem Eindruck, den seine Schützlinge gemacht haben. Von denen waren übrigens beim Trainingsneustart alle dabei - mit Ausnahme von Virgil Misidjan, der nach seinem Kreuzbandriss und Knorpelschaden sein Reha-Programm weiter in seiner niederländischen Heimat absolviert. Doch zurück zu den Eindrücken: "Man hat deutlich gesehen, dass die Ballsicherheit gefehlt hat. Dies ist allerdings aufgrund der vierwöchigen Pause auch nicht anders zu erwarten gewesen", so Keller.

Um besagtes Gefühl für den Ball wiederherzustellen, bittet das Trainerteam den Kader nunmehr jeden Tag auf den Platz - zusätzlich zu dieser rund 80-minütigen Einheit bekommt jeder Spieler weiterhin Hausaufgaben gestellt. Individuelle Laufeinheiten mit Intervallvorgaben stehen unverändert im Pflichtenheft der Profis. Alles fürs erste Maiwochenende eben.

Christian Biechele

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