Bundesliga

Eintracht Frankfurts Trainer Adi Hütter plädiert für Gehaltsverzicht

Frankfurt: Rätsel um Abrahams Zukunft

Hütter plädiert für Gehaltsverzicht

"Solidarität ist allgemein ein großes Thema": Frankfurts Trainer Adi Hütter.

"Solidarität ist allgemein ein großes Thema": Frankfurts Trainer Adi Hütter. imago images

Das Training: Seit Freitag läuft der Trainingsbetrieb auf den vier Plätzen an der Arena, in Zweierteams stehen Übungen wie Passspiel, Flanken und Torschüsse auf dem Programm. Auch kurze, schnelle Bewegungen können anhand der gewöhnlichen Parcours durchgeführt werden. Die Profis ziehen sich in mehreren Kabinen einzeln um und üben zu verschiedenen Zeiten auf den unterschiedlichen Plätzen. Auf diese Weise wird das Ansteckungsrisiko minimiert, sollte es nach der Mitte vergangener Woche beendeten Quarantäne einen neuen Corona-Fall geben. "Ich bin mit dem physischen Zustand der Mannschaft absolut zufrieden. In 14 Tagen Quarantäne verlierst du gar nichts, schließlich haben die Spieler nicht nur auf der Couch gelegen und Playstation gespielt, sondern täglich ihr Trainingsprogramm bekommen", führt Hütter aus.

Optimal ist das aktuelle Training gleichwohl nicht. "Es fehlen die Spielformen, bei denen man auch in die Zweikämpfe gehen kann", sagt Hütter. Auch das Gefühl für die richtigen Abstände könne verloren gehen. Hütter gewinnt der Situation aber auch etwas Positives ab: "Wir haben die Möglichkeit, uns mehr mit den Jungs zu beschäftigen, individueller auf sie einzugehen. Diese Gelegenheit nutze ich." Erfreulich: In den vergangenen Monaten verletzte Spieler wie Gelson Fernandes, Lucas Torro oder Bas Dost mischen wieder munter mit. Von den Bundesländern wünscht Hütter sich eine einheitliche Regelung darüber, welche Trainingsmöglichkeiten erlaubt sind und welche nicht. Dass beispielsweise in Bremen gar nicht auf dem Rasen trainiert werden darf, sei "ganz sicher nicht fair". Deshalb betont er: "Es wäre sehr sinnvoll, eine gemeinsame Regelung festzulegen, damit alle Kollegen die gleichen Voraussetzungen haben."

Die Fortsetzung der Saison: Während in einigen anderen Sportarten oder auch in der belgischen Liga die Saison vorzeitig beendet wurde, hofft Hütter wie praktisch alle in der Fußball-Branche auf eine Fortsetzung der Spielzeit. "Wir wünschen uns natürlich alle, dass es im Mai weitergeht. Das wäre für unsere Gesellschaft etwas Wertvolles und Wichtiges. Wir sollten alles unternehmen, um die Saison zu Ende zu spielen", bekräftigt der Coach. Er rechnet aber damit, dass "noch einiges Wasser den Main hinunterfließen wird, bis es eine Entscheidung gibt".

Geisterspiele: Wann es weitergeht, ist offen. Klar ist dagegen: Fans werden aus Sicherheitsgründen vorerst nicht in die Stadien dürfen. Die seltsame Atmosphäre vor leeren Rängen erlebte die Eintracht in der jüngeren Vergangenheit zweimal: 2018 beim Europa-League-Auswärtsspiel in Marseille und zuletzt vor einigen Wochen daheim im Achtelfinalhinspiel gegen den FC Basel. "Jeder liebt die Emotionen, die uns Woche für Woche begleitet haben, speziell in Frankfurt haben wir mit unseren Zuschauern große Leistungen vollbracht", weiß Hütter. Und doch wären Geisterspiele ein großer Schritt zurück zur Normalität.

David Abrahams Zukunft: Schon seit Monaten gibt es Gerüchte, dass der Kapitän nach der Saison aus privaten Gründen von Bord gehen und in seine Heimat nach Argentinien zurückkehren könnte. Hütter äußerte sich bei diesem Thema zurückhaltend. Er sei immer informiert gewesen, aber: "Ich gebe keine Wasserstandsmeldungen ab. Die Zeit wird irgendwann kommen, dass er zurück nach Argentinien geht. Wann es soweit ist, steht noch in den Sternen." Durchaus denkbar ist, dass auch die Entwicklung der Corona-Krise Auswirkungen auf Abrahams Entscheidung hat. Je nachdem, wie gravierend die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen in Argentinien sein werden, ist der 33-jährige Innenverteidiger im Sommer womöglich ganz froh, in Frankfurt noch bis 2021 unter Vertrag zu stehen.

Gehaltsverzicht: Während bei der Eintracht Teile der Mitarbeiter bereits in Kurzarbeit sind, erhalten die Profis, das Trainerteam und die Vorstände noch ihre vollen Gehälter. Das mag auf den ersten Blick ungerecht erscheinen. Allerdings scheint man bei der Eintracht vorerst noch abwarten zu wollen, wie groß der wirtschaftliche Gesamtschaden bis zum 30. Juni sein wird. Davon hängt die Höhe des Verzichts ab. Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass die Saison nicht beendet werden kann, müssten die Einschnitte deutlich größer ausfallen. Denn dann würden Frankfurt allein etwa 20 Millionen Euro aus der TV-Vermarktung fehlen. Klar ist schon jetzt: Auch bei den Hessen wird es einen Gehaltsverzicht geben. "Solidarität ist allgemein ein großes Thema. Ich bin ein Befürworter dieses Verzichts. Da ist jeder Profi von uns, aus Solidaritätsgründen würden wir auf Teile unseres Gehalts verzichten", betont Hütter. Dass es darüber noch keine konkreten Gespräche gab, führt er auch auf die zweiwöchige Quarantäne zurück.

Julian Franzke

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