Bundesliga

Eintracht Frankfurt: Wolfgang Steubing fordert Brot und Spiele für die Fans

Einwurf von Wolfgang Steubing (Aufsichtsratvorsitzender Eintracht Frankfurt)

Brot und Spiele für die Fans - auch als Live-Erlebnis vor dem Bildschirm

Wolfgang Steubing (Aufsichtsratvorsitzender Eintracht Frankfurt)

Wolfgang Steubing (Aufsichtsratvorsitzender Eintracht Frankfurt) imago images

Unser Grundgesetz hält in Artikel 14 fest, dass Eigentum und Erbrecht gewährleistet werden und schreibt im zweiten Absatz vor: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Eigentum verpflichtet - dieser Grundsatz ist in dem Streben und der Gier nach immer weiter, immer höher, immer mehr bei vielen leider in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten zunehmend verdrängt worden.

Ein positives Signal sendet auch der Fußball. Ehrlich gesagt und aus meinem Erfahrungswert als früherer Vorsitzender der SG Rot-Weiss Frankfurt - zu jener Zeit in der dritthöchsten Spielklasse - und seit Jahrzehnten in verschiedenen Gremien von Eintracht Frankfurt gesprochen: Daran hatte ich beim Ausbruch der Corona-Krise nicht geglaubt! Die zahlreichen Initiativen von vermögenden Stars und der Gehaltsverzicht von Mannschaften und Vorständen haben mich stärker überrascht als die großartigen Aktionen vieler Fans in ihrem direkten Umfeld. Die Dollarzeichen stehen zunehmend weniger Profis ins Gesicht geschrieben.

Ein Prozess des moralischen Umdenkens

Große Krisen haben wir bewältigt. Der Finanzcrash 2008 galt als die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Gegensatz zu heute ging es generell nicht um Leben oder Tod. Doch weltweit wurden zahlreiche Existenzen vernichtet und einige Menschen darüber in den Suizid getrieben. Heute, und gerade angesichts des uneigennützigen Engagements vieler Bürger, bin ich voller Hoffnung, dass ein Prozess des moralischen Umdenkens anhält, wenn Medizin und Forschung das Coronavirus unter Kontrolle bekommen haben.

Panem et circenses der alten Römer, dieses Brot und Spiele, ist gerade in Krisenzeiten von hoher Bedeutung, auch wenn es in der Geschichte von Machthabern bisweilen missbraucht wurde. Übertragen steht der Sport und ganz besonders der Spitzenfußball für panem et circenses. Deshalb ist es nicht nur legitim, sondern absolut notwendig, dass sich die Liga Gedanken macht um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in Form von Geisterspielen. Niemand weiß heute, für wie lange Kontaktverbote bis hin zu möglichen Ausgangssperren bestehen werden. Ich teile die Meinung von Experten, dass eine Gesellschaft diesen Maßnahmen über womöglich Monate hinaus nicht gewachsen sein wird. Umso wichtiger scheint es mir deshalb, dass Millionen Sportfreunden Freude erhalten bleibt, selbst wenn es nur das Live-Erlebnis vor dem Bildschirm ist.

Ob Meisterschaften erst im Sommer oder Anfang Herbst entschieden werden, ist dabei sekundär. Ich bin mir sicher, dass alle Verantwortlichen der Klubs und die DFL mit ihrem klugen Geschäftsführer Christian Seifert an ihrer Spitze Lösungen finden und der Worst Case verhindert werden kann. Wohl wissend, dass die Politiker aktuell andere Probleme als "die Rettung des Profifußballs" bewältigen müssen, ist gleichwohl auch ihr Engagement vonnöten, um dem als "größtes Bindeglied der Gesellschaft" bezeichneten Fußball Hilfestellung zu gewähren.

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