Bundesliga

Keine "Lex Hopp", aber: "Die DFB-Haltung ist eindeutig"

DFB kündigt Treffen mit Fans an - Diskussionen über "rote Linie"

Keine "Lex Hopp", aber: "Die DFB-Haltung ist eindeutig"

DFB-Präsident Fritz Keller

DFB-Präsident Fritz Keller

Beleidigungen und Hetze, Spielunterbrechungen, die Gefahr von Spielabbrüchen - der letzte Spieltag lieferte nicht nur sportliche Schlagzeilen. Der Deutsche Fußball-Bund kündigte nun an, wieder den Dialog mit den Fans zu suchen. "Noch vor dem kommenden Bundesliga-Wochenende wird es ein Treffen mit der AG Fankulturen geben, um den konstruktiven Dialog mit den Fanorganisationen auch in dieser emotionalen Thematik aufzunehmen", kündigte der DFB-Präsident auf der Verbands-Website an.

"Personifizierte Gewaltandrohungen und diskriminierendes Verhalten" nicht zu tolerieren

Bei dem Treffen, dessen Termin noch nicht bekanntgegeben wurde, soll diskutiert werden, "wo bei Kritik, die selbstverständlich zulässig ist, auch wenn sie überzeichnet daherkommt, künftig die rote Linie verläuft". Der DFB sei sehr wohl für Kritik offen könne auch mit harter Kritik im Stadion umgehen. Allerdings stellte der DFB auch klar, wo für den Verband die Grenze liege. "Nicht tolerieren können wir personifizierte Gewaltandrohungen und erst recht kein diskriminierendes Verhalten." Mit einer Beschränkung der Meinungsfreiheit der Fans oder einem "kritikfreien" Stadion habe dies aber nichts zu tun. "Das sollte eine Selbstverständlichkeit und Konsens sein in unserer Gesellschaft. Daher ist es wichtig, dass hier klare Zeichen gesetzt werden."

Die Entwicklungen in Deutschland der letzten Woche hätten zu einer Ausweitung des "Drei-Stufen-Plans" geführt, der nun auch "bei personifizierten Gewaltandrohungen" zur Anwendung kommt. "Für den DFB war es unerträglich, drei Tage nach den rassistischen Morden von Hanau in Fußballstadien in Deutschland Banner zu sehen, auf denen ein Mensch im Fadenkreuz steht", heißt es über die Vorkommnisse am 22. Februar während der Partie zwischen Borussia Mönchengladbach und 1899 Hoffenheim (1:1).

Der DFB muss sich aber die Frage gefallen lassen, ob der Fußball in der Vergangenheit immer alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat, um rassistischen und diskriminierenden Äußerungen unmissverständlich entgegenzutreten und die Betroffenen zu schützen.

DFB

Die Kritik, dass die rote Linie aber auch schon zuvor überschritten worden war, zum Beispiel bei den rassistisch motivierten Beleidigungen gegen Herthas Jordan Torunarigha am Rande des DFB-Pokalspiels am 4. Februar bei Schalke 04 (2:3 n.V.) nahm der FB an. Zwar sei der Fall anders gelagert gewesen, da der Schiedsrichter erst im Nachgang über die Vorfälle informiert wurde. Doch der "DFB muss sich aber die Frage gefallen lassen, ob der Fußball in der Vergangenheit immer alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat, um rassistischen und diskriminierenden Äußerungen unmissverständlich entgegenzutreten und die Betroffenen zu schützen." Eine "Lex Hopp" gäbe es aber nicht. "Die DFB-Haltung ist eindeutig: Wir dulden in unseren Stadien keine personifizierten Gewaltandrohungen oder gar Diskriminierungen. Diese Regelung schützt alle!"

Lob für Fans und Ultras für "Impulse zum Engagement"

Im Kampf gegen Rassismus, Homophobie und Antisemitismus lobte der Verband die Fans und schloss darin ausdrücklich die sogenannten Ultras mit ein. "Es ist wichtig zu betonen, dass es ganz häufig die Fans und insbesondere auch die Ultras waren, die die Impulse zum Engagement der Vereine und Verbände gesetzt haben. Das zeigen etwa auch die zahlreichen Faninitiativen, die mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet wurden."

Kollektivstrafen weiterhin " immer nur das letzte Mittel"

Die Proteste besonders am letzten Spieltag wurden von den Anhängern mit der jüngst vom DFB-Sportgericht kassierten Bewährungsstrafe gegen Borussia Dortmund begründet, die von etlichen Fans als Rückkehr zu Kollektivstrafen verstanden wurde. Dieser Interpretation wurde ein klares "Nein" entgegengesetzt. Zuschauerausschlüsse werden auch weiterhin "immer nur das letzte Mittel" sein.

jer