Wintersport

Im Heim-Kanal: Bob-Pilot Francesco Friedrich vor historischen Rekorden

Bob- und Skeleton-WM in Altenberg

Im heimischen Kanal: Bob-Pilot Friedrich vor historischen Rekorden

Francesco Friedrich vor der heimischen WM-Bahn in Altenberg.

Francesco Friedrich vor der heimischen WM-Bahn in Altenberg. imago images

Der Bobsport ist eine beschauliche Welt. Geht es nicht gerade um Olympiagold, dann wird es selten wirklich voll, laut und hektisch rund um die Eisbahnen dieser Welt - an den kommenden beiden Wochenenden ist es aber mal wieder so weit. In Altenberg werden die Weltmeister ermittelt, und im Mittelpunkt steht ein Lokalheld: Francesco Friedrich kann auf seiner Heimbahn so ziemlich jeden Rekord seines Sports brechen.

"Ich weiß, dass viele Leute kommen werden, und ich weiß, dass alles auf uns schaut", sagt Friedrich mit Blick auf die Zweier-Rennen am Samstag und Sonntag vor wohl gut 5000 Zuschauern: "Aber man wächst in diese Geschichte rein, mittlerweile komme ich damit klar. Wir sind ja jetzt seit einigen Jahren die Gejagten."

"Man wächst in diese Geschichte rein, mittlerweile komme ich damit klar. Wir sind ja jetzt seit einigen Jahren die Gejagten."

Francesco Friedrich

Wobei von einer Jagd zuletzt kaum noch die Rede sein konnte. Friedrich steht sowohl im Zweier- als auch im Viererbob an der Spitze, und danach kommt eine ganze Weile nichts. Bei den vergangenen drei Großereignissen - WM 2017, Olympia 2018 und WM 2019 - blieb Friedrich in beiden Schlitten ungeschlagen.

Kripps & Co.: Konkurrenten kamen und gingen

Konkurrenten kamen und gingen in dieser Zeit, aber keiner war konstant wie Friedrich. Exemplarisch ist da etwa Justin Kripps. Der Kanadier holte noch bei den Winterspielen in Pyeongchang 2018 zeitgleich mit Friedrich Zweier-Gold und schien an dessen Thron zu rütteln. Doch ein Jahr später machte der Deutsche sein Meisterstück: Auf Kripps Heimbahn in Whistler bezwang er den Rivalen in beiden Schlitten. "Das sagt alles aus, das war eine absolut überragende Leistung", sagt Bundestrainer Rene Spies.

Die Grundpfeiler seines Erfolgs sind die Athletik des früheren Zehnkämpfers am Start, sein seit Jahren herausragendes Anschieber-Team und sein Talent an den Lenkseilen. Was Friedrich langfristig aber wohl abhebt, ist die Akribie, mit der er jedes Großereignis plant und vorbereitet.

Und so sind nun gleich einige Einträge in die Geschichtsbücher möglich: Am Sonntag winkt zunächst der sechste Zweier-WM-Titel in Serie, das schaffte in der langen Geschichte des Sports niemand. "Es geht jetzt erstmal darum, gute Arbeit bei der Heim-WM zu leisten", sagt Friedrich dazu, "und wenn das klappt, dann kommt dieser Rekord vielleicht mit dem dritten, vierten Lauf aus dem Unterbewusstsein nach oben."

Am darauffolgenden Wochenende stehen die vier Läufe im Viererbob an, dann kann Friedrich als erster Pilot dreimal in Folge Doppel-Weltmeister im großen und kleinen Schlitten werden. Auch drei Vierer-Triumphe in Folge hat bislang nur Deutschlands Bob-Ikone Andre Lange (2003 bis 2005) eingefahren. Gewinnt Friedrich beide Titel, zieht er zudem mit dem bisherigen Rekordweltmeister Eugenio Monti (9 Titel) aus Italien gleich.

Titelhamstern in "jungen Jahren"

All das ist besonders bemerkenswert, weil Friedrich gerade erst 29 Jahre alt ist - noch bis zur Vollendung des 26. Lebensjahres gilt man im Bobsport offiziell als Juniorensportler. Auch die Heim-WM in Altenberg wird in einigen Jahren wohl nur eine Wegmarke gewesen sein.

kon/sid