Europa League

Wunderkerzen-Verbot - Ultras sagen Choreografie ab

Frankfurt: UEFA sorgt für verhärtete Fronten

Wunderkerzen-Verbot - Ultras sagen Choreografie ab

Bilder wie diese dürfte es in Frankfurt in der EL erst einmal nicht mehr geben.

Bilder wie diese dürfte es in Frankfurt in der EL erst einmal nicht mehr geben. imago images

Wie bloß soll man einen Text einleiten, der von einem Wunderkerzen-Verbot handelt? Ist das überhaupt eine Randnotiz? Oder gar mehr? Im "normalen" Leben wäre der Nachrichtenwert ungefähr so hoch wie beim berühmten Sack Reis, der irgendwo in China umgefallen ist. Aber im Fußball-Kosmos? Da sorgt eine solche Neuigkeit für reichlich Diskussionsstoff und erhitzte Gemüter.

Was war passiert? Anlässlich des Europa-League-Spiels gegen Salzburg hatten die Ultras Frankfurt wie schon so oft in der Vergangenheit eine riesige Choreografie geplant. Gezeigt werden sollte eine Blockfahne, umrahmt von Wunderkerzen. Die Frankfurter Rundschau schreibt von 20.000 Wunderkerzen in der Größe von 30 Zentimetern. "Dafür sind wir sogar den langen Weg durch die Institutionen gegangen und haben nach Gesprächen mit Ordnungsamt und Feuerwehr eine offizielle Genehmigung der Stadt Frankfurt erhalten. Dies bedeutete sogar eine Ausnahmegenehmigung im Rahmen der Verordnung zum Sprengstoffgesetz. Von keiner einzigen Behörde gab es hier Widerspruch", schreiben die Ultras auf ihrer Homepage.

Das Problem: "Trotz aller notwendigen Genehmigungen im Rahmen des geltenden Rechts in Deutschland hat die UEFA als Veranstalter die Aktion untersagt und droht Eintracht Frankfurt gar mit Konsequenzen bis hin zum Geisterspiel, wenn sie trotzdem stattfindet. Wohlgemerkt: Wir sprechen immer noch von Wunderkerzen." Ein Eintracht-Sprecher hat diese Darstellung gegenüber dem kicker bestätigt. Wegen des Verbots verzichten die Ultras auf eine Choreografie, man wolle "einem solchen Verband keine vermarktungsfähigen Bilder mehr liefern".

Nun mag es ungewollt komisch klingen, wenn ausgerechnet die so oft Grenzen überschreitenden Ultras sich auf "geltendes Recht" berufen. Allerdings sind die Kritik und die Verärgerung in diesem Fall nachvollziehbar. Denn Wunderkerzen gehören wie Knallerbsen zur Kategorie Kleinstfeuerwerk, das von Personen ab zwölf Jahren ganzjährig erworben und abgebrannt werden darf. Im Grunde hätten die Verantwortlichen der UEFA erleichtert sein können, dass im Rahmen der Choreografie lediglich Wunderkerzen entzündet werden sollten. Denn das wäre angesichts der zahlreichen pyrotechnischen Vergehen in der Vergangenheit ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Stattdessen verhärtet das Verbot die Fronten weiter.

Es klingt beinahe wie Hohn, wenn im UEFA-Sicherheitsreglement steht: "Verbände und Vereine sollten eine proaktive und regelmäßige Kommunikationsbasis mit den Fans und ihren Vertretern aufbauen und aufrechterhalten, um ein partnerschaftliches Verhältnis zu schaffen und Probleme zu lösen." Die "Partnerschaft" zwischen der UEFA und der aktiven Fanszene der Eintracht liegt allerspätestens jetzt auf Eis. Das Thema beschäftigt auch die Verantwortlichen der Eintracht, Vorstand Axel Hellmann will sich noch vor dem Anpfiff der Partie gegen Salzburg zu dem Sachverhalt äußern.

Julian Franzke