2. Bundesliga

Ausschreitungen: Dynamo Dresden wirft FC St. Pauli Versäumnis vor

Dynamo veröffentlicht Stellungnahme

Ausschreitungen am Millerntor: Dresden wirft St. Pauli "Versäumnis" vor

Ausschreitungen nach Spielschluss: Personen aus dem Dresdner  Gästeblock versuchen, in den Heimbereich zu gelangen.

Ausschreitungen nach Spielschluss: Personen aus dem Dresdner Gästeblock versuchen, in den Heimbereich zu gelangen. imago images

Nach dem Spiel am vergangenen Freitag (0:0) war es noch im Stadion zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fanlagern gekommen, die erst durch das Eingreifen der Polizei beruhigt werden konnten. Unter anderem hatten Dynamo-Anhänger versucht, aus dem Gästeblock in den Heimbereich zu klettern und dabei Ordner angegriffen, die sie daran hindern wollten. Bei den Ausschreitungen wurden 13 Menschen verletzt, darunter Ordner und Polizeibeamte. Vier Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Insgesamt kam es zu 22 Festnahmen. Bereits am Freitagabend hatten beide Vereine angekündigt, die Ereignisse aufzuarbeiten.

Eine solche Aufarbeitung samt Stellungnahme präsentiert Dynamo am Mittwoch auf der Vereins-Website. 13 Punkte umfasst die "zusammenfassende Übersicht der Ereignisse, die sich aus der Aufarbeitung ergeben haben". Darin bestätigt der Verein, dass rund 30 Anhänger "nach dem Schlusspfiff massive körperliche Gewalt gegen dort eingesetzte Ordnungskräfte und Polizeibeamte" angewandt haben und zudem eine Leuchtspur aus dem Gästeblock unters Stadion geschossen worden sei, die anschließend im Heimbereich gelandet sei.

"Ein organisatorisches Versäumnis": Vorwürfe an St. Pauli

Die Stellungnahme enthält jedoch auch Vorwürfe an den FC St. Pauli als Organisator. "Aus unserer Aufarbeitung geht auch hervor, dass die Vorfälle erst dadurch möglich waren, weil zu keinem Zeitpunkt eine taugliche Fantrennung unter Berücksichtigung der besonderen Rivalität beider Anhängerschaften zu erkennen war", wird Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Michael Born zitiert. "Hier stellen wir ganz klar ein organisatorisches Versäumnis unter Berücksichtigung aller sicherheitsrelevanten Punkte des Gastgebers fest."

So habe Dynamo das Spiel aufgrund der Gefahrenlage als sogenanntes "Rot-Spiel" kategorisiert, St. Pauli als "Gelb-Spiel". So sei "eine ausreichende Fantrennung zwischen Heim-und Gästebereich zu keinem Zeitpunkt des Spiels gewährleistet", heißt es in dem Text. "Die ungenügende Pufferzone zwischen beiden Fanlagern bestand aus zwei Sitzreihen, die durch ein Flatterband abgetrennt waren."

Born spricht Empfehlungen aus

Die Eskalation nach Spielende sei nach Ansicht von Dynamo auch deshalb eingetreten, weil nach Schlusspfiff "Getränkebecher, Feuerzeuge und andere kleine Gegenstände aus dem Heimbereich oberhalb des Gästeblocks auf Dynamo-Fans" geworfen wurden. Dies habe der Ordnungsdienst im Oberrang nicht unterbunden. Zudem habe es zahlreiche Provokationen vonseiten der Heimfans gegeben, darunter ein Spruchband, das, so die Dresdner Mitteilung, "den sogenannten 'Opfermythos' rund um die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg zum Inhalt hatte."

Wir werden darauf hinwirken, dass es beim nächsten Mal auch beim FC St. Pauli eine Fantrennung gibt, die den Namen verdient hat.

Dresdens kaufmännischer Geschäftsführer Michael Born

"Beide Seiten sollten bei der Vorbereitung noch enger zusammenarbeiten, wenn es in Zukunft zu Aufeinandertreffen beider Vereine kommt", empfiehlt Born im abschließendem Statement. "Wir werden jedenfalls darauf hinwirken, dass es beim nächsten Mal auch beim FC St. Pauli eine Fantrennung gibt, die den Namen verdient hat."

An die Randalierer unter den Dresdner Anhängern richtete er klare Worte: "Dafür kann es keine Rechtfertigung und auch keine Entschuldigung geben. Menschen, die die Gesundheit von anderen so rücksichtslos aufs Spiel setzen, haben in unserer Sportgemeinschaft nichts verloren." Dynamo wolle, sobald die Personen identifiziert seien, "auf die Aussprache von Stadionverboten hinwirken und zu erwartende Strafen (…) mit aller Schärfe behandeln."

mib