Das gilt übrigens auch für den 1:1-Ausgleich von Paderborn. In dieser Szene hatte Dennis Srbeny in der 51. Minute den Ball von der Grundlinie aus Richtung Tor gespielt, wo Hertha-Keeper Rune Jarstein bei einem Abwehrversuch das Leder in die eigenen Maschen bugsierte. Dieser Treffer wird weiterhin Srbeny zugeschrieben und auch im Fall von Cunha bleibt es bei der Wertung "Eigentor" durch Paderborns Jamilu Collins. Dieser hatte vergeblich versucht, den per Hacke von Cunha mittig auf das SC-Tor getretenen Ball abzuwehren, doch das Spielgerät landete im Toreck.
Die DFL überprüfte Anfang der Woche, auch wegen der Kritik von Preetz, die Erstentscheidung durch den Datenerheber Deltatre und der Kölner Sportec Solutions, einem Joint Venture zwischen der DFL-Gruppe und Deltatre. Bei strittigen Szenen einigen sich die Experten dort innerhalb von wenigen Minuten auf eine erste Bewertung, wer das Tor zugesprochen bekommt beziehungsweise, ob ein Eigentor vorliegt. Die DFL hat die Möglichkeit, das Votum im Nachhinein zu korrigieren.
Entscheidendes Kriterium: "Die erkennbar aktive Handlung"
Während unter Fußballfans heiß diskutiert wird, warum im gleichen Spiel beim 1:1 auf Srbeny-Tor entschieden wurde, obwohl dessen Schuss ohne Jarsteins Zutun nicht im Tor gelandet wäre, gleichzeitig aber Collins als Eigentorschütze geführt wird, auch wenn der Cunha-Ball ohne sein Eingreifen die Linie überschritten hätte, ist der Fall aus Sicht der Spieldaten-Spezialisten klar. Laut des "Definitionskatalog der Offiziellen Spieldaten" spielt es bei Toren und Eigentoren keine Rolle mehr, ob der Schuss überhaupt ins Tor gegangen wäre, im Mittelpunkt steht die Frage, ob eine "erkennbare aktive Handlung" vorliegt, wie es in der Bestimmung "Erfolgreicher Torschuss" heißt.
Im Fall des 1:1 sah die DFL bei Jarstein keine klar erkennbare Abwehrreaktion, wie sie für ein Eigentor notwendig wäre. Diese Abwehrreaktion bescheinigen die Experten hingegen Collins, der aus ihrer Sicht ausreichend Zeit besaß, um auf den weniger wuchtigen Hackentritt von Cunha zu reagieren. Unter "Eigentor" heißt es im Definitionskatalog: "Wesentlich hierbei ist, ob durch den abwehrenden Spieler die aktive Umsetzung einer taktischen Absicht, also ein Ballkontakt, erkennbar war und diese misslingt."