Bundesliga

Dortmunds Zorc: "Fairste Mannschaft, aber dafür gibt es keine Punkte"

Zorc fordert stärker ausgeprägten Beschützerinstikt bei den BVB-Profis

Zorc: "Wir sind die fairste Mannschaft - aber dafür gibt es keine Punkte"

Eine "Frage der Mittel": Dortmunds Manager Michael Zorc.

Eine "Frage der Mittel": Dortmunds Manager Michael Zorc. imago images

Sonderlich lange hat Emre Can nicht benötigt, um ein gewichtiges Problem von Borussia Dortmund zu erkennen: Der Neuzugang, der erst am letzten Tag der Januar-Transferperiode zum BVB gestoßen war, legte nach dem 3:4 in Leverkusen den Finger in die Wunde: "Wenn man in Führung geht, muss man - auf gut Deutsch gesagt - dreckiger sein: manchmal Foul spielen, besser verteidigen", forderte der Defensivspezialist seine Mitspieler offen auf, auch mal die gröbere Keule zu schwingen, wenn man mit der feinen Klinge nicht weiterkommt.

Der Blick in die Statistik belegt, dass dieses Verhalten nicht unbedingt zu den größten Stärken der Borussia zählt. Von allen 18 Liga-Teams beging der BVB bislang die wenigsten Fouls (184) und wurde selbst am seltensten unfair gestoppt (211) - unter anderem auch deshalb, weil der BVB mit nur 2072 geführten Zweikämpfen in dieser Kategorie ganz unten in der Tabelle steht.

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"Wir sind die fairste Mannschaft der Liga", sagt Michael Zorc, "aber dafür gibt es keine Punkte." Dortmunds Sportdirektor will seine Mannschaft zwar nicht offen zu einer härteren Gangart auffordern, er sagt aber auch: In manchen Situationen sei es das "Mittel der Wahl", auch einmal - wie von Can gefordert - dreckiger zu spielen. Sein Standpunkt ist klar: "Was wir brauchen ist bei jedem einzelnen das Bewusstsein, noch mehr das eigene Tor beschützen zu wollen. Das ist wichtig. Darum geht es. Das müssen wir weiter schärfen", sagt er mit Blick auf die jüngsten - überwiegend zu leicht hergegebenen - Gegentore in Bremen (2:3) und Leverkusen (3:4).

Witsel im Formtief - für Favre weiter unverzichtbar

Axel Witsel

Noch nicht bei 100 Prozent: Dortmunds Axel Witsel. imago images

Eine große Verantwortung in dieser Disziplin kommt neben den reinen Abwehrspielern auch dem Mittelfeldstrategen Axel Witsel zu. Der Belgier jedoch, der insbesondere in seinem ersten Halbjahr beim BVB als großer Stabilisator glänzen konnte, befindet sich seit einiger Zeit bereits in einem Formtief. Dennoch ist der Routinier für Trainer Lucien Favre unverzichtbar. In Marco Reus (Muskelverletzung) und Julian Brandt (Anriss des Außenbandes im Sprunggelenk) fallen zwei zentrale Akteure aus, der robuste Abräumer Thomas Delaney - seit Anfang November außer Gefecht - steht ebenfalls nicht zur Verfügung, so dass Witsel an der Seite von Can, der am Mittwoch nur individuell trainierte, faktisch gesetzt ist.

"Axel hatte durch seinen Unfall (er hatte sich bei einem Treppensturz im Dezember Gesichtsverletzungen zugezogen, Anm. d. Red.) eine spezielle Vorbereitung. Er konnte deshalb nicht alles machen", sagt Favre, der fest darauf baut, dass Witsel bald zurück zu alter Form findet: "Es ist normal, dass du nicht eine ganze Saison lang auf höchstem Niveau spielen kannst. Aber er wird langsam zurückkommen."

Nicht mehr viel Zeit bis Mbappé & Co.

Viel Zeit allerdings bleiben dem BVB und Favre nicht, um die Defensivprobleme in den Griff zu bekommen. Im DFB-Pokal ist die Borussia bereits ausgeschieden, im Champions-League-Achtelfinale wartet der französische Topklub Paris Saint-Germain mit seiner Star-Offensive um Neymar und Kylian Mbappé auf die Schwarz-Gelben - und in der Liga kommt am Freitag in Frankfurt eines der aktuell formstärksten Teams der Liga nach Dortmund, noch dazu eins, dass sehr viel Wert auf Körperlichkeit legt. "Wir müssen ihr körperbetontes Spiel annehmen, denn wir wollen die Partie gewinnen und an unsere gute Heimbilanz anschließen", sagt Zorc. Notfalls wohl auch durch einen klassischen Arbeitssieg. Auch dafür gibt's schließlich drei Punkte.

Matthias Dersch

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