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Die größten eSport-Aufreger im Jahr 2019

blitzchung, Tfue und Sexismus

Die größten eSport-Aufreger im Jahr 2019

eSport-Aufreger 2019: 2019 war ein Jahr voller Skandale im eSport.

eSport-Aufreger 2019: 2019 war ein Jahr voller Skandale im eSport. Blizzard/ FaZe Clan/Riot Games

Im ersten Teil befassten wir uns mit den Aufregern im FIFA eSport. Ein brisantes Patent, Dauerquerulant Kurt und mehreren Unsportlichkeiten zogen die Szene der virtuellen Fußballer 2019 in ihren Bann. In den anderen Spielen gab es jedoch Skandale von noch größerem Ausmaß.

Das 'blitzchung'-Desaster

Politische Themen müssen im eSport bekanntlich mit Samthandschuhen angefasst werden, sonst naht ein Unglück. Das lernte im vergangenen Oktober auch Blizzard. Denn nachdem der Spieleentwickler einen eSportler, der sich während der Übertragung eines Turniers solidarisch zu den Protesten in Hongkong geäußert hatte, hart abstrafte, brach die Hölle über Blizzard los.

Die Community sowie andere Profis konnten nicht glauben, dass der Entwickler derart drastisch auf den Ausruf von Ng Wai 'blitzchung' Chung reagierte und ihn für ein Jahr bannte sowie jegliches Preisgeld entzog. Der Vorwurf: Blizzard würde sich bei dem Hongkong-China-Konflikt auf die Seite von China schlagen und Meinungsfreiheit vernachlässigen, um wirtschaftlichen Konsequenzen zu entgehen.

Und die Situation eskalierte weiter: Nachahmer von 'blitzchung' folgten, die Community rief zum Boykott von allen Blizzard-Titeln auf und selbst die eigenen Mitarbeiter demonstrierten vor dem Unternehmensgebäude in den USA. Blizzard sah sich schlussendlich genötigt, die Strafe zu lockern und eine öffentliche Entschuldigung auf der BlizzCon 2019 abzugeben. Daraufhin verstummte die Kritik vorerst. Der Fall 'blitzchung' hat jedoch ein Loch im Panzer von Blizzard hinterlassen, das bei Spielern und Entwicklern noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Sexismus bei Riot Games

Der zweite Spieleentwickler und eSport-Veranstalter, den es 2019 hart traf, war Riot Games. Das Studio hinter League of Legends erlebte im vergangenen Jahr einen Skandal abseits von allen Spielinhalten und der eSports-Szene. Ein Kotaku-Artikel im August hatte aufgedeckt, dass in dem Unternehmen eine sexistische Arbeitskultur herrscht, die sich vor allem gegen Frauen richten. Weibliche Mitarbeiter wären verbal sowie körperlich angegangen worden, schlecht bezahlt und hätten kaum eine Chance, im Unternehmen aufzusteigen, so lauteten die Anschuldigungen. Mit dem Artikel einher gingen Streiks und eine Sammelklage gegen Riot Games. Letztere soll nun außergerichtlich beigelegt werden und in einer Zahlung von zehn Millionen US-Dollar resultieren. Riot Games hat seither zudem Bemühungen unternommen, um das Arbeitsklima durch externe Hilfe zu verbessern und das öffentliche Bild der Firma wieder aufzupolieren.

Vertragskampf

Ungewisse Bezahlung, dreitägige Kündigungsfristen, vage Formulierungen und exklusive Bildrechte auf Lebenszeit sind keine Seltenheit in eSport-Verträgen. Die fortschreitende Professionalisierung sorgt zwar für Besserung, dennoch bleiben Übereinkünfte zwischen Spielern und Organisationen weiterhin ein Problemfeld. Das zeigte im vergangenen Mai auch der Fall von Fortnite-Profi Turner 'Tfue' Tenney.

Der 21-jährige, der einen der größten Kanäle auf der Livestream-Plattform Twitch betreibt, hatte am 20. Mai Klage gegen sein damaliges Team eingereicht. Der Vertrag, den er im April 2018 bei FaZe Clan unterschrieben hatte, sei "unterdrückend, belastend und einseitig", hieß es von Tenneys Anwalt. Großer Streitpunkt war eine Klausel, die dem Team 80 Prozent der Einnahmen von Werbedeals versprach, die FaZe an 'Tfue' vermittelt.

Zusätzlich beanstandete 'Tfue', dass man ihm Angebote vorenthalten hätte und er im Haus von FaZe dazu gedrängt worden sei, Alkohol zu trinken und an illegalem Glücksspiel teilzunehmen. Deswegen wollte er raus aus dem Vertrag und nachträglich bezahlt werden. FaZe bestritt die Anklagepunkte. Eine Trennung folgte trotzdem und beide Seiten befinden sich seither im Rechtsstreit. Darüber hinaus diente der Fall 'Tfue' aber auch als Weckruf für die gesamte eSports-Szene. Besonders bei jungen, aufstrebenden eSportlern ist Rechtsbeistand ein Muss, sonst landet man ganz schnell in Knebelverträgen.

Vom Durchstarter zum Horror-Team

cvMax

cvMax: Griffins Trainer Dae-ho 'cvMax' Kim soll bei seinem harten Führungsstil die Grenzen überschritten haben. Riot Games

Das League-of-Legends-Team von Griffin legte in den vergangenen zwei Jahren einen unglaublichen Aufstieg hin: von einer Zweitliga-Mannschaft zum Meisterkandidaten in Südkorea bis hin zum Titelanwärter bei Worlds. Mit der Entlassung von Coach Dae-ho 'cvMax' Kim im September drehte sich jedoch das Image des Teams und aus Traum wurde Alptraum. Denn als die Community auf Ursachen-Suche ging, beschuldigten Spieler und Manager den alten Trainer: Er hätte die Teamatmosphäre gestört.

'cvMax' teilte wiederum in die andere Richtung aus. Besonders Manager Gyu-Nam 'cho' Cho und 'cvMax' gerieten dabei in die Schusslinie. Beide sollen ihre Spieler schlecht behandelt haben. Das reicht vom Drängen eines Minderjährigen zur Vertragsunterschrift bei 'cho' bis hin zu verbaler und körperlicher Misshandlung bei 'cvMax'. Riot Games verkündete nach einer Untersuchung, dass die Anschuldigungen gerechtfertigt seien und auch die Führungsetage bei Griffin davon gewusst hätte. Entsprechend ergriff die Ligaleitung harte Maßnahmen: 'cho' und 'cvMax' wurden auf Lebenszeit gebannt, wobei die Strafe des Zweiteren nach neuen Erkenntnissen aufgehoben wurde und neu untersucht wird. Die wissende Führungsriege bei Griffin musste derweil alle Anteile am Team verkaufen. Sogar der Verlust des Liga-Platzes stand zur Debatte und diverse Gerichtsverfahren wurden eingeleitet.

Christian Mittweg