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Ein trauriger Abschied mit Pfiffen: Raiders-Fans beschimpfen Team

Oaklands Quarterback Carr versteht die eigenen Anhänger nicht

Ein trauriger Abschied mit Pfiffen: Raiders-Fans beschimpfen Team

Überbleibsel nach einem Wutausbruch der Fans: Die Anhänger der Oakland Raiders haben Gegenstände aufs Feld geworfen.

Überbleibsel nach einem Wutausbruch der Fans: Die Anhänger der Oakland Raiders haben Gegenstände aufs Feld geworfen. Getty Images

Allein schon der Umstand, dass die Raiders nach dieser NFL-Saison endgültig nach Las Vegas in einen teuren, prachtvollen Neubau (zirka 1,8 Milliarden US-Dollar) umziehen werden, ließ die Wut der eigenen Anhängerschaft schon seit geraumer Zeit steigen. Schließlich ist dieses Franchise in Oakland im Jahre 1960 gegründet worden und hat lediglich zwischen 1982 und 1994 als Los Angeles Raiders anderswo den Football zelebriert.

Die stolzen Raiders, die positiv ausgeflippte Schar an Fans und das Städtchen Oakland mitten in der Bay Area - das passte für viele, viele Jahre bestens zusammen. Die Super-Bowl-Siege in den Spielzeiten 1976/77 (32:14 gegen die Minnesota Vikings) und 1980/81 (27:10 gegen die Philadelphia Eagles) zeugten davon (das 38:9 im Endspiel 1983/84 stieg als L.A. Raiders). Nach dem eingereichten Umzugsantrag im Januar 2017 und der Zustimmung von 31 der insgesamt 32 Teambesitzern im Ende März 2017 musste es der Anhängerschaft aber Jahr für Jahr, Monat für Monat und Tag für Tag bewusster werden, dass ab 2020 eben in der schillernden Metropole in Las Vegas gespielt wird. Hier im Glücksspiel-Bundesstaat Nevada versprechen sich die Bosse schlichtweg einen gewaltiger Boom fürs Image und natürlich auch einen erheblichen Zuwachs an Einnahmen.

Das Team zieht 900 Kilometer weit weg

Womit die oft in Schwarz gekleideten Fans aber immerhin in dieser Spielzeit rechnen durften, war ein Play-off-Ticket zum Abschied. Ein süßes Ende der kalifornischen Zeit sozusagen. Doch nach strauchelnden Wochen zuletzt war auch das immer weiter in Gefahr geraten - und nun folgte das: Mit einem Sieg im letzten Heimspiel dieser Regular Season und zugleich im letzten Match im heimischen und auch als Baseball-Stadion für die Oakland Athletics genutzten RingCentral Coliseum (1995-2019) vor 52.788 Zuschauern hätte Oakland nochmals Druck im Play-off-Rennen machen können. Doch aus diesem Unterfangen wurde trotz zwischenzeitlich deutlicher 16:3-Führung nichts, es setzte ein bitteres 16:20 gegen die längst abgeschriebenen Jacksonville Jaguars (5:9) und damit das eigene Abrutschen auf die wenig beschauliche Bilanz von 6:8.

Und vor allem: Es setzte einen mächtigen Sturm der Entrüstung fürs gesamte Team, was sicherlich auch mit dem endgültigen Abschied aus Kalifornien zu tun hatte. Denn sicherlich nicht alle Anhänger werden in Zukunft regelmäßig die beinahe 900 Kilometer lange Strecke von Oakland nach Las Vegas mit dem Auto oder Zug bewältigen.

Die Wut der Fans? Carr: "Das berührt mich nicht"

So waren gellende Pfiffe zu vernehmen, es flogen Bierbecher in Richtung Platz, es wurde mit Essen, herausgerissenen Sitzschalen sowie mit Müll geworfen. Außerdem wurden Worte in Richtung der Akteure geschrien - und sicherlich wenig angenehme. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns anders verabschieden. Bevor ich über das Spiel rede, möchte ich den Fans und der Stadt für ihre Unterstützung danken", äußerte Trainer Jon Gruden Verständnis für den Unmut der Fans und schloss mit: "Das werde ich vermissen."

Derek Carr ist Quarterback der Oakland Raiders.

Das letzte Heimspiel: Quarterback Derek Carr und die Oakland Raiders werden ab 2020 in Las Vegas spielen. Getty Images

Raiders-Quarterback Derek Carr, seit 2014 das Aushängeschild des Franchises, teuer bezahlt seit 2017 und lediglich einmal in dieser Zeit für einen Play-off-Einzug mitverantwortlich (2016), empfand dagegen laut eigener Aussage wenig Empathie: "Meine Güte, was ist bloß neuerdings mit unseren Fans los? Das passiert inzwischen jedes Mal, wenn wir nicht gewinnen." Der Spielmacher, der gegen die Jags auf 267 Yards und nur einen Touchdown gekommen war (keine Interception), ergänzte knallhart: "Aber es berührt mich nicht." Eine direkte Botschaft ans Publikum, das sicherlich mit den Demolierungen über die Stränge geschlagen war, lehnte er ab: "Ich bin sicher, dass sie jetzt nichts hören wollen."

Auch die Warriors sind verschwunden

Was es für die sportinteressierten Einwohner Oaklands sicherlich noch schwieriger macht: Zur laufenden Saison der NBA waren die Golden State Warriors bereits innerhalb Kaliforniens in die Nachbarstadt San Francisco umgezogen.

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