Bundesliga

Jetzt ruft Kohfeldt den Abstiegskampf aus

Überfällige Ansage nach dem Bremer Debakel

Jetzt ruft Kohfeldt den Abstiegskampf aus

Florian Kohfeldt steckt mit seinem Team im Bundesliga-Tabellenkeller fest.

Florian Kohfeldt steckt mit seinem Team im Bundesliga-Tabellenkeller fest. Getty Images

Wenn Werders 1:6-Debakel bei den Bayern womöglich auch aus Bremer Sicht doch noch für etwas gut sein sollte, dann dafür: An der Weser dürfte nun wirklich auch dem Allerletzten bewusst geworden sein, worum es in dieser Saison tatsächlich geht. Folgerichtig greift auch Trainer Florian Kohfeldt zu einer jetzt unvermeidlichen Sprachregelung, die schon seit Wochen angebracht gewesen wäre: "Das ist jetzt Abstiegskampf", erklärte der Coach am Samstagabend erstmals unverblümt, "da zählen andere Dinge als die feine Klinge. Am Dienstag müssen wir es erzwingen."

Es geht jetzt darum, die Klasse zu halten. Darauf müssen wir alles ausrichten.

Florian Kohfeldt

Am Dienstag, da kommt mit Mainz 05 ein direkter Konkurrent ins Weserstadion, am Samstag dann wartet das Hinrundenfinale beim Tabellenvorletzten Köln. "Zwei wegweisende Spiele", wie Routinier Michael Lang treffend formuliert, "wir stehen jetzt gewaltig unter Druck." Vorm Gastspiel in der Allianz Arena hatte Manager Frank Baumann es noch abgelehnt, das ursprüngliche Saisonziel Europa bereits offiziell zu korrigieren. Kohfeldt tat es nun mit dem Ausrufen des Abstiegskampfes und erklärt: "Es wäre schön, zum Ende der Hinrunde überm Strich zu bleiben und nicht in einer existenziellen Situation in die Winterpause zu gehen. Es geht jetzt darum, die Klasse zu halten. Darauf müssen wir alles ausrichten."

In diesem Modus ist Werder ein Abstiegskandidat

Wie überfällig eine solche Ansage gewesen ist, machte der Auftritt von Kohfeldts Profis in München deutlich. In der zweiten Hälfte ergab sich die Mannschaft um Kapitän Davy Klaassen phasenweise ohne erkennbare Gegenwehr in ihr Schicksal. Der Ausfall von Niklas Moisander und Philipp Bargfrede, die eventuell auch gegen Mainz fehlen, bedeutete gewiss eine sportliche Schwächung, taugt aber nicht als Erklärung für die Vorstellung ihrer Vertreter. Von der "Wut", die Kohfeldt eingefordert hatte, war da nichts mehr zu sehen. In diesem Modus ist Werder ein Abstiegskandidat, ohne Wenn und Aber. Dafür, dass die Bayern das deutlich aufzeigten, müssten die Bremer Verantwortlichen dem Rekordmeister genau genommen sogar noch dankbar sein. Sonst hätte sich mutmaßlich so mancher wieder an die ordentliche erste Halbzeit und eine im Ergebnis noch akzeptable Niederlage geklammert. Es wäre nicht der erste Trugschluss in dieser Saison gewesen.

Thiemo Müller