2. Bundesliga

FCN-Trainer Keller vor Kiel: "Wir müssen punkten, egal wie"

Der heimschwache Club steht im eigenen Stadion vor zwei richtungsweisenden Spielen

Keller: "Wir müssen punkten, egal wie"

Drei Punkte werden dringend benötigt: Nürnbergs Trainer Jens Keller vor dem Heimspiel gegen Kiel.

Drei Punkte werden dringend benötigt: Nürnbergs Trainer Jens Keller vor dem Heimspiel gegen Kiel. imago images

Von Heimvorteil kann also keine Rede sein. Und dass zum Auftakt der Heimspieltage am Sonntag die extrem auswärtsstarken Kieler in Nürnberg aufkreuzen, wirkt da auch nicht gerade beruhigend. Nur gut, dass zumindest die Personallage kein Grund zum Klagen gibt. Für Trainer Jens Keller zählt in seinem vierten Spiel als Verantwortlicher an der Seitenlinie ohnehin nur eines: "Wir müssen punkten, egal wie."

Wer im Sommer den Spielplan betrachtete und seinen Blick dabei schon auf den Jahresausklang richtete, dem könnte der Gedanke gekommen sein, dass es der Planer des Spielplans gut mit dem FCN gemeint hat. Zweimal zu Hause, erst gegen Kiel, dann gegen Dresden, liest sich nach machbaren Aufgaben, um mit sechs Punkten zum Ausklang in die Winterpause zu gehen - so könnten Gedankenspiele eines Club-Sympathisanten im Sommer ausgesehen haben.

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FCN: Abstiegskampf statt Aufstiegsrennen

Dass der mit nicht gerade unerheblichen Mitteln runderneuerte FCN sich mal wieder selbst derart negativ überraschen würde, dies übertrifft selbst düsterste Prognosen: nur ein magerer Heimsieg kurz vor dem Ende der Hinrunde, erneut unterm Strich statt oberes Drittel, dies hatten selbst große Pessimisten nicht auf der Agenda stehen.

Kein Wunder, dass die Geduldsschnur bei dem Club-Anhang nunmehr auf Anschlag gespannt ist. Zuletzt gab sich dieser übrigens noch vergleichsweise ruhig wie geduldig. Die VfB-Fans zum Beispiel pfiffen am Montag bereits nach 15 Minuten ihre Mannschaft gellend aus, wenn diese einen Angriff abbrach und von hinten neu aufbaute. In Nürnberg gab es dies so nicht - noch nicht, die Stimmung im Umfeld wird zusehends gereizter. Nicht umsonst betont der Trainer vor dem Sonntag, dass "wir unsere Fans zurückgewinnen müssen". Nur wie? An der Einsatzfreude liegt es laut Keller nicht: "Die Fans rufen zwar, wir wollen euch kämpfen sehen, doch genau das macht die Mannschaft."

Es ist ab und zu auch mal gut, wenn es knallt und richtig laut wird.

Jens Keller

Wohl wahr, der FCN will ja, und doch wirkt das Ganze mitunter stückwerkhaft. Liegt es am verloren gegangenen Selbstvertrauen oder daran, dass der Mannschaft inmitten des großen Umbruches ihr großer Teamgeist von einst abhandengekommen ist? Letzteres bestreitet Keller, der Umgang auf dem Platz wie in der Kabine sei von großem Respekt geprägt, mitunter geht es ihm gar zu harmonisch zu: "Es ist ab und zu auch mal gut, wenn es knallt und richtig laut wird." So weit zu den kellerschen Beobachtungen. Sie stehen wiederum auch nicht unbedingt in Widerspruch zu den Stimmen aus der Mannschaft, die von einem Verlust des großen internen Zusammenhalts berichten.

In der jetzigen Situation gibt es ohnehin nur ein Mittel gegen die Herbstdepression, die alle beim und rund um den Club mehr oder minder stark befallen hat: Punkte, Punkte und nochmals Punkte. Sie benötigt auch der neue Trainer dringend, auch wenn ihm am wenigsten anzulasten ist, dass es unter den drei Spielen unter seiner Regie nur einen Zähler gab. Geht es jedoch bis zur Winterpause in diesem Takt weiter, wird dies für Keller auch im weiteren Umgang mit der Mannschaft zu einer nicht geraden geringen Hypothek.

Keller kann gegen Kiel auf Hack setzen

Da trifft es sich gut, dass der Trainer für den Sonntag genügend Auswahl hat. Flügelflitzer Robin Hack hat seine Magendarm-Grippe überstanden, die ihn noch beim VfB ausbremste. Er wird in die Startelf zurückkehren. Einsatzfähig ist nach einer langwierigen Achillessehnen-Entzündung auch wieder Georg Margreitter - er dürfte am Sonntag ebenfalls in der Startformation zu finden sein, in der Innenverteidigung nimmt er wohl den Platz von Lukas Mühl ein. Fit zurückgemeldet hat sich zudem Außenverteidiger Oliver Sorg. Er auf rechts, während Enrico Valentini nach links rutscht, ist eine denkbare Version.

Noch spannender ist indes, wie das zentrale Mittelfeld aussehen wird. Baut Keller gegen die so konterstarken Kieler wie gegen den VfB mit Lukas Jäger einen rein defensiven Abfangjäger vor der Abwehr und hinter zwei Achtern ein? Oder vertraut er wie zuvor der vor allem defensiv wenig überzeugenden Doppel-Sechs Hanno Behrens und Johannes Geis? Wobei das Wer, das Wie nunmehr gänzlich unerheblich sind, es zählt nur noch das Was, also das Ergebnis.

Christian Biechele