Bundesliga

"Das ist nicht das Hoffenheim, das wir sehen wollen"

Kramaric redet Klartext:

"Das ist nicht das Hoffenheim, das wir sehen wollen"

Sprach nach dem Remis gegen Düsseldorf Klartext: Hoffenheims Andrej Kramaric.

Sprach nach dem Remis gegen Düsseldorf Klartext: Hoffenheims Andrej Kramaric. imago images

Wie haben Sie dieses merkwürdige Spiel erlebt, Herr Kramaric?
Ich bin natürlich nicht zufrieden mit dem Spiel, besonders mit der zweiten Hälfte, aber auch schon in der ersten Halbzeit. Wir haben nicht gut gespielt, das ist nicht das Hoffenheim, das wir sehen wollen. Wir können viel, viel besser spielen. Ich weiß nicht, was diesmal passiert ist. Es gibt einige Gründe, aber das ist keine Frage an mich.

Hatte das etwas mit dem 1:5 zuletzt gegen Mainz zu tun?
Auch, sicherlich. Aber das passierte ja nicht nur diesmal. Warum das so ist, keine Ahnung. Wir haben darüber gesprochen, dass wir etwas ändern müssen, aber es hat sich nichts verändert. Heute war das Problem, dass wir nicht mal versucht haben zu spielen. Gegen Düsseldorf, bei allem Respekt. Wenn wir ein Topteam sein wollen, müssen wir gegen Düsseldorf spielen wie Bayern München. Aber wir zeigen das nicht. Düsseldorf war sogar besser im Spiel. Sie hatten auch nicht die großen Chancen, aber 25 Flanken vors Tor, da ist es normal, dass daraus ein, oder zwei Tore entstehen. Am Ende müssen wir noch froh sein mit dem 1:1.

"Wenn ich Fan wäre, hätte ich auch gepfiffen"

Andrej Kramaric

Wird es gegen den Favoriten Leipzig nächste Woche demnach leichter?
Leipzig ist mit Bayern München für mich das beste Team in der Bundesliga. Sie spielen mit Julian mit voller Energie, das wird ein interessantes Spiel. Wenn wir da so spielen wie gegen Düsseldorf, dann wird das nicht schön.

Ein spezielles Spiel für Sie?
Nein, ich werde es angehen, wie jedes andere. Offensichtlich brauchen wir ein bisschen mehr Vorbereitung auf Leipzig. Denn wenn wir nicht voll fokussiert sind, dann kann dort alles passieren.

Welche Art von Vorbereitung?
Ich bin nicht der Trainer. Aber offensichtlich brauchen wir mehr taktische Vorbereitung. Im Kopf wie in den Beinen.

Immerhin sind Sie mit Ihrem Tor neuer Topscorer der TSG.
Es war ein toller Pass von Grillitsch, ein klasse Assist. Ich bin sehr glücklich über das Tor wegen meines Rekord, aber ich kann mich darüber nicht richtig freuen, weil wir nicht gezeigt haben, was ich mag und was Hoffenheim spielen kann.

Ihr Knie macht keine Probleme mehr?
Es ist noch nicht hundertprozentig, aber ich bin zufrieden. Ich hoffe, dass es so stabil bleibt und ich noch mehr Spiele bestreiten kann.

Muss man diesmal Verständnis haben für die Pfiffe der Fans?
Wenn ich Fan wäre, hätte ich auch gepfiffen. Es ist egal, ob wir 21 Punkte haben, wenn wir so spielen, wir haben gar nichts gezeigt. Fußball ist ein Spiel, das auch Freude bringen und unterhalten muss. Jeder kann mal einen schlechten Tag haben, klar. Aber wir müssen es wenigstens versuchen. Kann passieren, dass wir dann Pech haben, nicht treffen oder viele Fehlpässe spielen. Aber wenn du erst gar nichts versuchst, ist wohl irgendwas falsch.

"Gegen Lewandowski hätten wir heute wieder fünf Gegentore bekommen."

Andrej Kramaric

Sie sind als Erster in die Kabine gegangen…
…natürlich war ich enttäuscht und verärgert, weil wir nicht mal gegen Düsseldorf versucht haben, zu spielen. Wenn wir gegen Bayern München gespielt hätten, okay. Aber normalerweise müssen wir gegen Fortuna 15 Chancen haben und zwanzigmal aufs Tor schießen. Wenn du dann nicht triffst, okay. Dann haben wir es wenigstens versucht. Aber diesmal kann ich mich an nichts Großes erinnern. Keine Kombinationen, kein Pressing. Gegen ein Team, dass gegen uns normalerweise verteidigen muss.

Lag es an der Einstellung?
Das ist schwer zu sagen für mich. Am Anfang war alles in Ordnung, wir führen 1:0, aber danach kam nichts mehr. Offensichtlich müssen wir etwas ändern. Das war ja auch schon die letzten 20 Minuten in der ersten Hälfte so. Hätten wir gegen Lewandowski gespielt, hätten wir heute wieder fünf Gegentore bekommen. Da bin ich ehrlich.

War die Order einfach zu defensiv?
Nein, wir waren einfach nicht bereit im Kopf. Wir müssen mit voller Leidenschaft spielen, das ist manchmal die beste Taktik. Aber das hatten wir nicht. Wir wollen doch zu Hause guten Fußball spielen. Aber es fühlte sich an wie ein Auswärtsspiel. Darüber müssen wir sprechen. Ich bin immer ehrlich, vielleicht manchmal zu ehrlich. Ich könnte auch noch ehrlicher sein, aber das ist nicht notwendig. (schmunzelt)

Aufgezeichnet von Michael Pfeifer