Aus Mailand berichtet Matthias Dersch
Der Dienstagmorgen brachte die Gewissheit: Marco Reus, der beim 1:0-Sieg gegen Mönchengladbach trotz eines erst am Tag vorher auskurierten grippalen Infekts zum Matchwinner geworden war, gab das Signal, sich zu schwach zu fühlen, um die Reise nach Mailand mitzumachen. Also flog der BVB-Flieger am Vormittag ohne den Kapitän der Borussia los - ebenso wie ohne Stürmer Paco Alcacer, der seine Achillessehnenbeschwerden zwar auskuriert hat, nun aber unter muskulären Probleme in der Wade leidet.
Spielersteckbrief Reus
Spielersteckbrief Brandt
Trainersteckbrief Favre
"Wir haben genug sehr gute Spieler, die diese Ausfälle kompensieren können", sagte Lucien Favre am Abend, als er von einem italienischen Kollegen auf das Fehlen zwei der wichtigsten Offensivkräfte im Dortmunder Kader angesprochen wurde. Der BVB-Trainer ist niemand, der über Ausfälle lamentiert. Und im Angriff, da bieten sich dem Schweizer ohnehin auch ohne Reus und Alcacer noch einige Alternativen: Jadon Sancho - gegen Mönchengladbach noch wegen Zuspätkommens suspendiert - ist wieder dabei und ein Kandidat für die rechte Seite. Auch Mario Götze, der im Borussen-Duell erkrankt fehlte, steht Favre gegen den Tabellenzweiten der Serie A zur Verfügung.
Im Zentrum: Chance für Brandt oder Götze?
Götze ist es auch, den der Ausfall von Reus und Alcacer in die Startelf spülen könnte - vorausgesetzt, er fühlt sich fit genug für mindestens 60 Minuten. Alternativ käme auch Thorgan Hazard in Frage, der zuletzt aufsteigende Form bewies und wiederum von Raphael Guerreiro oder Achraf Hakimi auf dem linken Flügel ersetzt werden könnte. Bereits in der Vorbereitung durfte sich der Belgier in vorderster Front beweisen und löste seine Aufgaben dort gut, wenngleich er kein Torjäger wie Alcacer ist. Doch das ist Götze, dessen Stärken in seiner Ballsicherheit und seinen technischen Fähigkeiten liegen, auch nicht.
Dass im Sturm überhaupt jemand anderes als der zuletzt dort eingesetzte Julian Brandt benötigt wird, liegt am Fehlen von Reus, der die Lieblingsposition des früheren Leverkuseners im offensiven Mittelfeld bislang besetzte. Bei seinem vorherigen Klub Bayer Leverkusen machte der Sommer-Neuzugang des BVB dort seine stärksten Spiele, in Dortmund aber kam Brandt bislang nicht an Reus vorbei. Das Fehlen des 30-Jährigen könnte nun die Chance für Brandt sein, sich nachhaltig für eine Rolle in der Zentrale zu empfehlen - auch wenn das möglicherweise einige taktische Umbauarbeit für Trainer Favre nötig machen würde. Etwa eine Umstellung des von ihm favorisierten 4-2-3-1 auf ein offensiveres 4-1-4-1.
Gute Aussichten bei Bürki
In der Defensive wiederum wird Favre in Mailand voraussichtlich auf seine stärksten Spieler zurückgreifen können: Roman Bürki, der sich gegen Gladbach eine Kapselzerrung im Knie zuzog, reiste mit nach Mailand und unterzog sich am Abend einem Härtetest im Abschlusstraining. Vorab äußerte sich Favre vorsichtig optimistisch: "Es war am Montag bereits viel besser", erklärte der Schweizer, "es sollte gehen." Finale Gewissheit darüber gibt es freilich erst am Spieltag, der Dortmund vor eine harte Prüfung stellt. Im Fall der Fälle steht indes erneut Marwin Hitz bereit, der nach Einwechslung gegen Gladbach zuletzt ein starker Vertreter gewesen war.
Inter liegt in der Tabelle der Gruppe F zwar drei Punkte hinter dem BVB, gilt aber neben dem FC Barcelona als härtester Konkurrent um den angestrebten Einzug ins Achtelfinale. Ein Sieg gegen den direkten Konkurrenten, noch dazu in der Ferne, würde die Chancen der Borussia aufs Überwintern in der Champions League deutlich erhöhen. Von einer möglichen Vorentscheidung allerdings wollte Favre am Dienstagabend nichts wissen: "Es sind noch vier Spiele zu absolvieren. Da kann noch viel passieren."
