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Ilkay Gündogan und Emre Can kritisieren Medien nach Instagram-Wirbel

DFB-Duo erklärt sich nach 3:0-Sieg erneut

Gündogan und Can kritisieren Medien nach Instagram-Wirbel

Bilder, die für Aufregung sorgten - und Ilkay Gündogan in Erklärungsnot brachten.

Bilder, die für Aufregung sorgten - und Ilkay Gündogan in Erklärungsnot brachten. picture alliance (2)

Die türkische Militäroffensive in Nordsyrien wird international scharf kritisiert. Ilkay Gündogan und Emre Can jedoch likten bei Instagram ein von Cenk Tosun verbreitetes Foto, auf dem zu sehen ist, wie dieser und andere türkische Nationalspieler beim 1:0-Sieg gegen Albanien beim Jubeln salutieren. "Für unsere Nation, vor allem für jene, die für unser Land ihr Leben riskieren", steht neben dem Bild.

"Ich habe den Like zurückgenommen, als ich gesehen habe, dass es politisch gewertet wurde"

Inzwischen haben Gündogan und Can ihren "Like" wieder zurückgezogen und sich zu dem entstandenen Wirbel geäußert. "Ich habe den Like zurückgenommen, als ich gesehen habe, dass es politisch gewertet wurde", sagte Gündogan in einem dem kicker vorliegenden Statement. "Glauben Sie mir: Nach dem letzten Jahr ist das Letzte, was ich wollte, ein politisches Statement zu setzen. Ich habe den Like bewusst zurückgenommen. Wahr ist, dass ich mich für meinen ehemaligen Teamkollegen aus der DFB-U-21 gefreut habe, dass er das Siegtor gemacht hat."

Der DFB wollte nach dem EM-Qualifikationsspiel in Estland, bei dem Gündogan und Can Hauptrollen spielten, das Gespräch mit den beiden Nationalspielern suchen. Gündogan, der beim 3:0-Sieg doppelt traf, wollte sich nach dem Schlusspfiff eigentlich nicht noch einmal äußern, tat das aber dann doch.

"Dass dann gerade wir zwei herausgepickt werden, ist ein bisschen schade"

"Es ist krass, was heutzutage für Geschichten geschrieben werden", sagte der 28-Jährige. "Ich dachte, ich like ein Foto von einem sehr guten Freund, mit dem ich zeitweise in Manchester zusammengelebt habe und der gerade eine schwierige Zeit bei Everton hat, kaum spielt und jetzt ein Tor schießt, Selbstvertrauen kriegt, seine Mannschaft zum Sieg führt."

Das Foto hätten "200.000 Menschen" gelikt, "darunter Fußballer aus der ganzen Welt. Dass dann gerade wir zwei herausgepickt werden und so eine Geschichte daraus gemacht wird, ist ein bisschen schade. Dahinter war natürlich keine politische Absicht. Emre und ich sind beide konsequent gegen jeglichen Terror und jeglichen Krieg, Egal wo er stattfindet. Deswegen war das als reine Unterstützung für unseren Freund gedacht." Auch Bundestrainer Joachim Löw betonte: "Wer die beiden kennt, weiß, dass sie natürlich gegen Terror und gegen Krieg sind." Es sei kein politisches Statement gewesen. "Damit ist es für mich auch gut."

Bierhoff wirbt für "Vertrauen" in Gündogan und Can

Oliver Bierhoff warb dafür, "keine Aktivität, keine Message" in dem "Like" zu sehen. "Dass das so eine Dimension annimmt, konnte keiner erwarten." Man könne ja "nicht allen", die das Foto gelikt haben, "unterstellen, dass sie für Krieg und Terror sind. Dazu haben die beiden auch in ihrer Zeit hier in Deutschland bewiesen, dass sie es nicht sind. Ich glaube, es wäre auch mal an der Zeit, ihnen einfach mal ein bisschen Vertrauen zu schenken und daraus nicht solche Geschichten zu machen."

Can hatte zuvor erklärt, er habe den Post "ohne jegliche Intention" gelikt und ohne "auf den Inhalt zu achten. Ich bin ein absoluter Pazifist und gegen jede Art von Krieg." Als er die Reaktionen "mitbekommen habe, "habe ich festgestellt, dass ich das klarstellen musste, und das habe ich dann getan". Sein Klick sei "sportlich gemeint" gewesen, "weil sie gewonnen haben. Es hatte nichts mit Politik zu tun." Das sei die Interpretation der Medien.

DFB-Tross demonstriert Geschlossenheit

Wenig Spielraum für Interpretationen ließ ein Bild zu, das der DFB am Montag über seine Kanäle in den sozialen Netzwerken verbreitete: Zur Zeile "Gemeinsam für Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Gegen jede Form von Gewalt und Diskriminierung" posiert der komplette DFB-Tross mit Spielern, Trainer und Betreuern - in der Mitte hat Kapitän Manuel Neuer demonstrativ seine Arme um Gündogan und Can gelegt.

"Wir haben nach dem Spiel mit den Spielern gesprochen. Sie wissen auch, dass es ein Fehler war", sagte Bierhoff mit etwas Abstand am Montagmittag auf der DFB-Website, mahnte aber auch: "Sie müssen sich der großen Verantwortung und der Wirkung bewusst sein, die jede ihrer Aussagen und Aktionen, vor allem auch in den sozialen Netzwerken, nach sich ziehen können." Daher wolle der DFB weiter daran arbeiten, die Sinne seiner Spieler zu schärfen. "Da darf es keinen Raum für Interpretationen geben", so Bierhoff.

Auch Fortuna Düsseldorf veröffentlicht eine Stellungnahme

Die UEFA, die politische Botschaften von Spielern und Verbänden im Rahmen von Spielen verbietet, ermittelt wegen der Gesten bereits. Und Fortuna Düsseldorf veröffentlichte eine Stellungnahme, weil mit Kaan Ayhan und Kenan Karaman auch zwei Profis des Bundesligisten den Militärgruß zeigten.

Sportvorstand Lutz Pfannenstiel habe "umgehend das Gespräch mit den Spielern gesucht". Beide hätten versichert, "dass es sich lediglich um eine Solidaritätsbekundung für Soldaten und ihre Angehörigen handelte, verbunden mit dem Wunsch, dass sie wieder gesund zu ihren Familien zurückkehren können", und stünden "für die Werte, die unser Verein lebt".

jpe/kw

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