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Timm Klose: "Ich habe mit 13 angefangen, Alkohol zu trinken"

Norwich-Profi spricht über psychische Probleme

Timm Klose: "Ich habe mit 13 angefangen, Alkohol zu trinken"

Fällt derzeit verletzt aus: Timm Klose.

Fällt derzeit verletzt aus: Timm Klose. imago images

27 Minuten stand Timm Klose in dieser Saison für Norwich City auf dem Platz, weitere werden vorerst nicht dazukommen. Der Schweizer, im Januar 2016 vom VfL Wolfsburg gekommen, hatte sich beim League-Cup-Aus bei Crawley Town (0:1) schwer am Knie verletzt und ist voraussichtlich erst in einem halben Jahr wieder einsatzfähig.

Schlagzeilen schreibt der 17-malige Nationalspieler gerade aber trotzdem. In einem fast 40-minütigen Youtube-Video auf dem offiziellen Norwich-City-Kanal sprechen er, U-23-Spieler Tom Scully, Ex-Norwich-Profi Cedric Anselin und Dudley Garner, Coach der Community Sports Foundation, anlässlich des World-Mental-Health-Day (10. Oktober) über psychische Probleme.

"Ich war die meiste Zeit betrunken und während den Pausen habe ich geraucht"

Jeder offenbart seine eigene schaurige Geschichte, auch Klose. "Ich habe mit 13 angefangen, Alkohol zu trinken", gesteht er, "obwohl ich aus einem guten Elternhaus kam." Er habe nicht wirklich einen Plan gehabt in seinem Leben und sei dann abgerutscht. "Meine Freunde waren alle etwas älter, also trank ich mit ihnen Alkohol und rauchte."

Zu der Zeit kickte Klose in der Jugend beim FC Basel, dachte aber auch daran, einfach aufzuhören. "Ich wollte immer Profi werden, hatte aber große Probleme in der Schule. Ich war die meiste Zeit betrunken und während den Pausen habe ich geraucht." Eines Tages änderte sich sein Schicksal, nachdem er nachts "fast eine Herzattacke" bekommen hatte. "Ich wachte auf einer Parkbank in der Nähe eines Sees auf. Ich habe keine Ahnung, wo das war. Da wusste ich: Jetzt muss ich aufwachen!"

FIFA-Spiele bis 4 Uhr nachts: "Ich wollte nicht schwach wirken"

Klose biss sich durch und wurde beim FC Thun schließlich Profi. Mit 23 Jahren holte der 1. FC Nürnberg den Innenverteidiger in die Bundesliga, verschwunden waren die psychischen Probleme aber auch da nicht. Negative Kommentare in den sozialen Medien setzten ihm zu. "Ich wollte nicht schwach wirken", sagt er. Um sich abzulenken, habe er zeitweise von nachmittags nach dem Training "bis morgens um vier Uhr vor der Playstation gesessen, FIFA gespielt". Während der Zeit in Nürnberg suchte Klose Hilfe bei einem Mentaltrainer und fand einen Ausweg. "Es ist gut, mit einer neutralen Person zu sprechen", erklärt er und versichert: "Ich denke positiv."

Nach dem Pokalsieg mit dem VfL Wolfsburg, im Finale gegen Borussia Dortmund hatte Klose neben Naldo verteidigt, zog es ihn im Januar 2016 auf die Insel. Für elf Millionen Euro schlug der damalige Zweitligist Norwich City zu.

mkr