Bundesliga

Haberers Geste - Streichs Doppellob

Freiburg: Zusammenhalt als wichtiger Faktor im großen Kader

Haberers Geste - Streichs Doppellob

Komm' in meine Arme: Janik Haberer herzt Brandon Borrello.

Komm' in meine Arme: Janik Haberer herzt Brandon Borrello. imago images

Als der Ball im Netz hinter TSG-Keeper Oliver Baumann zur 2:0-Führung zappelte, drehte Haberer ab und lief zielgerichtet auf die eigene Reservebank zu. Vorbei am überrascht und gespannt beobachtenden Trainer Christian Streich fiel der Mittelfeldmann seinem Kollegen Brandon Borrello in die Arme und feierte mit den übrigen Kollegen im Knäuel seinen Treffer.

Aus der Bedeutung seiner Geste machte Haberer hinterher kein Geheimnis. "Wir haben im Moment sehr viele Spieler im Kader. Die ersten Spiele hat Brandon gemacht, auch sehr gut, wie ich finde. Jetzt musste er weichen und ich bin reingekommen. Es ist ein kleiner Dank an ihn, das Tor habe ich ihm gewidmet."

Diese Geste findet Streich, der in dieser Hinrunde nominell 29 Profis bei Laune halten muss, bemerkenswert. "Ich weiß es nicht, aber offensichtlich hat Brandon mit Janik gesprochen und gesagt, du spielst heute und machst ein Tor, schätze ich mal. So läuft das ja manchmal unter Spielern." Der Trainer hob besonders den Charakter des Australiers hervor, der die gesamte vergangene SC-Saison wegen eines im Frühjahr 2018 noch in FCK-Diensten erlittenen Kreuzbandrisses verpasst hatte und nun für viele überraschend in den ersten vier Pflichtspielen in der Freiburger Anfangsformation stand. "Dass Brandon Borrello eine außergewöhnliche Persönlichkeit ist, ein Fighter vor dem Herrn, dem es wehtut, wenn er draußen bleiben muss, aber seinen Mitspielern alles Gute wünscht, wissen wir. Das ist einer der Gründe, warum der Klemens Hartenbach zu mir gesagt hat, den müssen wir trotz seines Kreuzbandrisses unbedingt aus Kaiserslautern holen", sagte Streich.

Streichs "abartiges" Kompliment

Da er gerade im Begriff war, zu loben, machte der 54-Jährige gleich weiter: "Wenn du siehst, was unsere Physiotherapeuten und Ärzte hier abarbeiten, dass zum Beispiel ein Brandon Borrello jetzt in dieser Verfassung ist, muss man diesen Leuten ein abartiges Kompliment aussprechen. Wenn ein freier Tag ist und ich auch frei habe, kommen sie trotzdem und arbeiten mit Brandon oder anderen Spielern - und das über Monate."

Derzeit haben sich also fast alle lieb beim SC Freiburg - kein Wunder bei neun Punkten aus vier Partien. Aber Streich, wäre nicht Streich, würde er nicht wenigstens ein bisschen gegen den Strom schwimmen. Während des Spiels in Sinsheim hatte sich der Coach etwa ein gestenreiches Verbal-Fernduell mit Keeper Alexander Schwolow geliefert, als er mit dessen Passentscheidung nicht einverstanden war. "Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen - auch nicht in Freiburg", kommentierte er auf Nachfrage diese Situation und mahnte generell angesichts des Topstarts. "Wenn wir mal wieder fünf, sechs Spiele lang in Folge nicht gewinnen, zeigt es sich, wie gut unser großer Kader funktioniert." Misserfolg wird tatsächlich die erste Nagelprobe für den aktuell noch exzellenten Zusammenhalt beim SC.

Carsten Schröter-Lorenz