Bundesliga

Gikiewicz: "Ich bin nicht Robocop"

Union auf Findungskurs

Gikiewicz: "Ich bin nicht Robocop"

Fehlt die Souveränität aus der Aufstiegssaison: Rafal Gikiewicz.

Fehlt die Souveränität aus der Aufstiegssaison: Rafal Gikiewicz. picture alliance

Stockfehler, Ecke, (verschossener) Elfmeter, Ecke, Gegentor. So lautet die recht kuriose Abfolge der Ereignisse, die Gikiewicz am Samstag in der 53. Minute des Spiels gegen Bremen in Gang setzte, als ihm ein Rückpass am Fünfmeterraum unter der Sohle durchrutschte. Bei der folgenden Ecke foulte Unions Kapitän Christopher Trimmel Werders-Abwehrspieler Theodor Gebre Selassie. Gikiewicz parierte den fälligen Elfmeter von Davy Klaassen. Der Jubel bei Union war groß, es gab erneut Ecke - die dann für Ernüchterung sorgte. Niclas Füllkrug köpfte zum 2:1 für Werder ein. "Das Tor", sagte Unions Linksverteidiger Christopher Lenz, "dürfen wir nicht fangen." Und Trainer Urs Fischer bemerkte anlässlich dieser Szene wie auch des ersten Gegentreffers: "Was zum Eckball führt, kannst du anders lösen. Das muss uns bewusst sein. Solche Fehler sind zu viel."

Gikiewicz trug an dem zweiten Gegentor unmittelbar gar keine Schuld. Weil er aber der Erste in der Fehlerkette gewesen war, nahm er den Treffer "zu 50, 60 Prozent" auf seine Kappe, denn, so räumte er ein, "vor dem Strafstoß ist es mein kleiner Fehler". Diesem standen, wie erwähnt, der gehaltene Elfmeter gegenüber, dazu zwei, drei weitere gute Paraden. Insgesamt passte der Auftritt jedoch zu den vergangenen Wochen. Schon in der Vorbereitung hatte er in ein, zwei Vorbereitungsspielen unsicher bei der Spieleröffnung gewirkt. Am ersten Bundesliga-Spieltag gegen Leipzig (0:4) streute er dann einen zu riskanten Abwurf auf Trimmel ein, der zum zwischenzeitlichen 0:2 durch Marcel Sabitzer führte. Zuletzt wirkte es, als fehle dem 31-Jährigen die Souveränität aus der Aufstiegssaison, in der Gikiewicz als einer der Leistungsträger der Eisernen geglänzt hatte.

"Jeder macht Fehler, ich bin ein normaler Mensch. Ich bin kein Roboter oder Robocop", sagte Gikiewicz, der es auf erst sechs Bundesligaeinsätze bringt und sich wie viele seiner Teamkollegen erst noch im Oberhaus zurechtfinden muss. "Der eine oder andere Fehler geschieht, weil auch die Erfahrung fehlt. Aus solchen Situationen musst du lernen und versuchen, es das nächste Mal besser zu machen", erklärte Trainer Fischer.

Teil des Problems ist auch, dass Union bei der Spieleröffnung noch zu viele Fehler unterlaufen. Es mangelt unter anderem an der Abstimmung, wann kurz und wann lang gespielt werden soll, wann eine schnelle Spielfortsetzung angebracht ist und wann nicht. Das trug auch gegen Leipzig zum Gegentor bei, als der Abwurf des Union-Schlussmannes seinen Teamkollegen Trimmel in Bedrängnis brachte. "Ich will schnell spielen, aber wir sind nicht bereit. Alle sagen, Gikiewicz muss ein bisschen warten und den Ball lang schlagen, aber wenn Gikiewicz den Ball lang schlägt, sagen alle, wir schlagen nur lange Bälle", sagte Gikiewicz zu dem Dilemma.

Am kommenden Samstag in Leverkusen haben alle Beteiligten die Chance, es besser zu machen. Fehlen wird dann allerdings Routinier Neven Subotic. Der Innenverteidiger sah gegen Bremen die Gelb-Rote Karte. Ersetzt werden könnte er in der Partie bei der Werkself durch Keven Schlotterbeck, der beim 1:1 am zweiten Spieltag in Augsburg Rot gesehen hatte und nun wieder spielberechtigt ist.

Nur der SSV Ulm kassierte mehr Platzverweise

Auf mehr Platzverweise in den ersten vier Bundesligaspielen der Vereinsgeschichte als Liga-Neuling Union kam bislang übrigens nur ein Klub: Der SSV Ulm 1846 musste in der Spielzeit 1999/2000 sogar vier Platzverweise verkraften - und alle vier setzte es am 4. Spieltag. Beim 1:2 in Rostock flogen damals Hans van der Haar (45.), Uwe Grauer (60./beide Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels) und Evans Wise (77./Rot wegen groben Foulspiels) vom Platz. In der Schlussminute traf es dann auch noch Janos Radoki nach einer Notbremse. Schiedsrichter Herbert Fandel verwies außerdem SSV-Trainer Martin Andermatt und Manager Erich Steer auf die Tribüne.

Jan Reinold