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Farming Simulator als eSport: Geht das?

Aus dem Kuriositäten-Kabinett

Farming Simulator als eSport: Geht das?

FarmingSimulatorLeague: Giants Software will Farming Simulator zum eSport machen.

FarmingSimulatorLeague: Giants Software will Farming Simulator zum eSport machen. Giants Software

Kompetitive Spiele werden heutzutage sehr schnell mit eSport in Verbindung gebracht. Als Giants Software im Januar 2019 die Farming Simulator League ankündigte, waren trotzdem viele überrascht. Ein Landwirtschaftssimulator als eSport, kann das funktionieren? Die Antwort von eSport Koordinator Lars Malcharek: "Warum nicht, Farming ist schon ein Sport. Es gibt Traktorrennen, Traktor-Pulling, Speed-Plowing. Also geht auch Farming Simulator irgendwie."

Zum ersten Mal kam die eSport-Idee Ende 2017 auf. Giants Software hatte für eine Landwirtschaftszeitung ein kompetitives Mini-Game gebaut. Das kam bei den Spielern derart gut an, dass sich auch die Entwickler in den eSport-Gedanken verliebten. Mehr als ein Jahr und mehrere Gespräche später, stand das Konzept für die Farming Simulator League.

FSL: Auf der gamescom zog die Farming Simulator League viele Zuschauer an

FSL: Auf der gamescom zog die Farming Simulator League viele Zuschauer an kicker eSport

Der Wettbewerb besteht aus mehreren Turnieren in Deutschland und ein paar Nachbarländern wie der Schweiz, Polen oder Frankreich. Dabei treten stets Dreierteams gegeneinander an. Ziel im Spiel ist es, ein Feld abzuernten und in Form von Getreide und Strohballen abzuliefern. Schnelligkeit und Effizienz sind essenziell, um mehr Punkte als das konkurrierende Team zu sammeln. Die Suche nach dem richtigen Modus war laut Malcharek gar nicht so einfach. Mit dem Ergebnis ist er jedoch zufrieden: "Bei uns kann man eine ruhige und trotzdem spanende sowie strategische eSport-Erfahrung haben. Das gibt es sonst nirgendwo."

Vom Feld vor den Bildschirm

Besonderheit der Szene ist, dass hier so ziemlich jeder mit Landwirtschaft vertraut ist. Spieler haben häufig eigene Höfe oder arbeiten dort. Teams werden derweil von großen Traktorherstellern oder anderen Landtechnik-Unternehmen gesponsert. Auch sie haben Interesse an dem neuen eSport und wollen Werbung für sich machen. Das spült Geld in die Szene und lässt Malcharek hoffen, dass die Farming Simulator League weiterhin wachsen wird: "Viele wissen noch gar nicht, dass es Farming Simulator eSport gibt und das wollen wir diese Saison ändern." Aktuell gibt es über 2000 registrierte Teams. Diese Zahl wird steigen, besonders wenn die angedachte Expansion nach Nordamerika gelingt.

Wir werden nie Fortnite, Dota oder League of Legends sein.

eSport-Koordinator Lars Malcharek

Trotz Euphorie bei Entwicklern, Spielern und Sponsoren sowie einer wirtschaftlich gut aufgestellten Szene, ist der Farming Simulator nur ein kleiner eSport - und wird es wohl auch auf absehbare Zeit bleiben. Preise im Wert von 250.000 Euro über eine Saison, statt mehreren Millionen oder 1.000 Live-Zuschauer statt über 100.000 - die Unterschiede sind noch immens. Auch die Übertragungen wirken zwar charmant, aber nicht auf demselben Level anderer großer eSport-Turniere. Das ist auch Malcharek klar: "Butter auf's Brot. Wir werden nie Fortnite, Dota oder League of Legends sein. Ein realistisches Ziel sind die kleineren eSport-Titel. Wenn wir in ferner Zukunft die Rocket League-Zahlen erreichen könnten, wäre das geil und mehr als wir eigentlich erhoffen." Eine Sache hat Giants Software aber jetzt schon allen bewiesen: Farming Simulator als eSport, das funktioniert.

Christian Mittweg