Das, was Romelu Lukaku in jüngster Vergangenheit bei seinem Ex-Klub in Manchester vermisste, habe er in Italien bei Inter gespürt. Er werde geschätzt, er werde gewollt. Das hatte der Angreifer bereits im Vorfeld seines ersten Auftritts im neuen Dress bei einem Instagram-Interview mit "Otro" mitgeteilt: "Die Stadt ist schön, die Fans haben mich herzlich begrüßt. Und in England hat es zwar viel zu tun gegeben, das hier aber ist richtige Arbeit!"
Vorwürfe, er sei zu dick und würde das Serie-A-Debüt deswegen verpassen, konterte Lukaku außerdem zwischendurch mit einem eigenen Instagram-Post. Auf diesem war er mit angespannten Muskel zu sehen mit dem Beisatz: "Nicht schlecht für einen fetten Jungen."
Kritik am Ex-Verein
"Bei United musste immer ein Sündenbock gefunden werden. Und das waren immer Pogba, Alexis Sanchez oder ich. Jedes Mal einer von uns dreien", so Lukaku außerdem gegenüber dem "LightHarted Podcast", der bereits vor seinem 65-Millionen-Euro-Wechsel zu den Nerazzurri und zu Trainer Antonio Conte aufgezeichnet worden war. "Ich glaube aber nicht, dass ich der Einzige war, der schlecht gespielt hat. Viele Leute vertraten die Meinung, dass ich kein Teil dieser Mannschaft mehr sein soll. Ich bin aber nicht dumm und weiß, wer die Gerüchte streut. Ich habe gehört, dass sie (die Bosse; Anm.d.Red.) mich nicht mehr länger wollen. Und niemand tat etwas, um diese Spekulationen aus der Welt zu schaffen. Also habe ich ihnen gesagt, dass es das Beste wäre, getrennte Wege zu gehen." Gesagt, getan - und dem Lockruf von Conte, der Lukaku als Wunschspieler auserkoren hatte, gefolgt. 2017 hatte United den Stürmer Chelsea und Conte im letzten Moment noch weggeschnappt.
Im System der Mailänder hat der belgische Nationalspieler schließlich direkt im ersten Spiel (4:0 gegen Aufsteiger Lecce) an diesem Montagabend gezeigt, was von ihm erwartet wird: Lukaku zog immer wieder mehrere Gegenspieler auf sich, präsentierte sich dank seines bulligen Körpers robust in den Zweikämpfen, präsent im Strafraum - und verschaffte so seinem Nebenmann Lautaro Martinez Freiräume. In Minute 60 leitete er außerdem sein erstes Saisontor - ein Abstauber nach Martinez-Fernschuss - selbst mit ein.
Gefeiert wurde im Anschluss ausgelassen sowie mit einer tiefen Verbeugung vor den lautstark jubelnden Inter-Fans. Im Anschluss umklammerte er zudem mit seiner rechten Hand das Logo des FC Internazionale fest. Eine Art Genugtuung - eine weitere United-Kritik? Unklar, schließlich hat sich Lukaku nach dem Spiel selbst nicht geäußert. Stattdessen ergriff sein Trainer Conte das Wort: "Er hat heute gezeigt, warum wir so intensiv alles unternommen haben, um ihn zu bekommen."
Alexis? "Sehen wir mal, was im September passiert"
Dran sind die Lombarden aktuell noch an einem anderen Akteur, ebenfalls noch bei Manchester United unter Vertrag - und einer der drei Genannten von Lukaku: Alexis Sanchez. Dem Vernehmen nach wird ein Deal zwischen den beiden Klubs immer wahrscheinlicher: So soll der Chilene ausgeliehen werden, wobei Teile des riesigen Gehalts weiter von den Red Devils bezahlt werden sollen. "Es gibt Gespräche mit einigen Klubs", verriet United-Coach Ole Gunnar Solskjaer jüngst bei "Sky Sports UK". "Sehen wir mal, was im September passiert." Abzuwarten bleibt noch, wie lange Anthony Martial ausfällt.
Auf dem Abstellgleis bei ManUnited - und bald wieder vereint bei Inter Mailand? Romelu Lukaku und Alexis Sanchez. imago images
Und dann schwebt immer noch die Dauerpersonalie Mauro Icardi über der Stadt, über dem Verein. Einerseits hat der Argentinier zuletzt die Rückennummer 7 erhalten (seine ursprüngliche 9 hat nach der Aussortierung Lukaku erhalten) und könnte demzufolge beim Triple-Sieger von 2010 bleiben. Allerdings hat laut "Corriere dello Sport" auch Napoli noch nicht ganz aufgegeben - und deswegen die eigentlich ebenfalls geführten Gespräche mit Fernando Llorente (vertragslos nach seinem Engagement bei Tottenham Hotspur) auf Eis gelegt.
Doch auch so scheint Inter gut aufgestellt zu sein, schließlich dreht zum Beispiel ein zuletzt ausgemusterter Profi wie Flügelspieler Antonio Candreva groß auf - traumhafte 30-Meter-Rakete aus dem Stand inklusive. Conte, der als dritter Inter-Trainer der Geschichte nach Giuseppe Meazza und Helenio Herrera mit einem Vier-Tore-Vorsprung gestartet ist, machte aber direkt klar, dass ein Erfolg allein nicht reicht: "Ich hoffe, dass dieser Sieg nicht nur ein Funke ist. Inter muss das Dynamit dieser Meisterschaft sein." Mit Abwehrsprenger Lukaku an vorderster Stelle.
