Bundesliga

Werder Bremen: Werder-Vizekapitän Davy Klaassen widerspricht Trainer Florian Kohfeldt

"Ich finde, das ist eher Theorie"

Werder-Vizekapitän Klaassen widerspricht Trainer Kohfeldt

Anderer Auffassung als sein Coach: Davy Klaassen.

Anderer Auffassung als sein Coach: Davy Klaassen. imago images

"Eine Chance nicht zu nutzen, hat nicht immer etwas mit Cleverness zu tun. Ich fand es in diesem Spiel nicht so deutlich wie letzte Saison, als wir in ein paar Spielen naiv waren." Bezogen auf die Bewertung seiner eigenen 100-prozentigen Tormöglichkeit, mit der Klaassen das 2:3 hätte erzielen müssen, widerspricht der Vizekapitän seinem Coach sogar explizit.

Kohfeldt hatte diese Szene bei seiner öffentlichen Analyse exemplarisch herausgestellt und erklärt: "Wenn ich mir nicht sicher bin, dass ich den Ball aus drei Metern über die Linie drücke, dann lege ich ihn einen Meter zur Seite und warte mal ab, was passiert. Das meine ich mit clever und abgezockt." Konkret hob Kohfeldt darauf ab: Da Fortuna-Keeper Zack Steffen in diesem Moment in höchstem Tempo herausstürzte, wäre ein Elfmeter für Werder wohl unvermeidlich gewesen. Im Rahmen einer Medienrunde am Dienstagnachmittag konterte Klaassen nun seinen Vorgesetzten aber mit diesen Worten: "Ich finde, das ist eher Theorie. Ich habe darauf vertraut, dass ich den Ball reinmache. Und beim nächsten Mal, wenn ich eine solche Chance bekomme, würde ich wieder schießen. Aus drei Metern würde ich nicht erst noch mal den Torwart ausspielen."

Natürlich sind wir nach der Niederlage enttäuscht. Aber wir haben viele Chancen kreiert und gut gespielt. Von daher ist das Gefühl gut.

Davy Klaassen trotz der 1:3-Niederlage gegen Düsseldorf

Dass er in diesem Augenblick hätte treffen müssen, stellt Klaassen allerdings nicht in Abrede: "Eigentlich kann das nicht passieren. Aber normalerweise schieße ich so einen Ball mit der Innenseite. Jetzt kam er so zwischen meine Füße, dass es nur mit dem Außenrist ging. Die Ausführung war dann einfach schlecht." Freilich, so der Niederländer: "Es gibt Schlimmeres."

Schmaler Grat zwischen Selbstbewusstsein und Sorglosigkeit

Eine Relativierung, die aus globaler Sicht selbstverständlich stimmt, subjektiv betrachtet dennoch verwundern darf. Wie Klaassen überhaupt eine demonstrative Nonchalance an den Tag legte: "Natürlich sind wir nach der Niederlage enttäuscht. Aber wir haben viele Chancen kreiert und gut gespielt. Von daher ist das Gefühl gut." Der Grat zwischen Selbstbewusstsein und Sorglosigkeit scheint angesichts solcher Aussagen durchaus schmal. "Wir haben keine Krisensituation", hält Klaassen fest. Damit liegt der 26-Jährige zweifellos richtig. Entscheidend wäre angesichts der Vorstellung vom vergangenen Samstag aber auch ein Bewusstsein dafür, wie schnell und unerwartet sich eine solche gerade angesichts des hohen Anspruchs Europa entwickeln könnte.

Thiemo Müller

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