Bundesliga

Selke: Hintertür nach Tschechien

Herthas Stürmer will zweistellig treffen

Selke: Hintertür nach Tschechien

Heiß auf die neue Saison: Davie Selke.

Heiß auf die neue Saison: Davie Selke. imago images

Hinter ihm liegt eine Saison "mit Höhen und Tiefen" - und eine Vorbereitung, in der endlich mal alles gepasst hat. "Ich fühle mich sehr gut, fit und bereit. Immer wenn ich diesen körperlichen Stand hatte, konnte ich auf dem Platz Leistung zeigen", sagt Hertha-Angreifer Davie Selke und macht sich für die anstehende Spielzeit selbst Druck: "Mein Ziel ist es, zweistellig zu treffen. Das ist mein Anspruch."

Im Sommer 2017 brachte der Stürmer eine Sprunggelenksverletzung von der U-21-EM in Polen mit, wenige Tage nach dem Start bei Hertha setzte den damaligen Rekordeinkauf der Berliner dann ein Knochenmarködem für zweieinhalb Monate matt. Im Juli 2018 erlitt er im Trainingslager in Neuruppin in einem Zweikampf mit Salomon Kalou einen Lungenriss und musste operiert werden. Er sei danach "nur schwer wieder reingekommen", im März folgte eine Muskelblessur.

Er oder Ibisevic? "Das wird wieder ein gutes Duell"

Unterm Strich standen für den ehrgeizigen Angreifer 2018/19 in 30 Liga-Einsätzen (14 Einwechslungen) drei Tore und neun Assists in der Bilanz. Neun Vorlagen seien "eine ganz gute Quote", aber drei Treffer "nicht das, was ich mir vornehme - ich will jetzt wieder auf Tore umschalten". Dass im vom neuen Coach Ante Covic bevorzugten 4-3-3-System nur Platz für einen zentralen Stürmer ist und Kapitän Vedad Ibisevic nach starker Vorbereitung und guter Vorsaison aktuell einen Tick vorn liegen dürfte, treibt Selke an. "Es geht neu los, das wird wieder ein gutes Duell", sagt der 24-Jährige. "Wenn ich fit bleibe, mache ich mir keine Sorgen. Dann werde ich auf meine Minuten kommen."

Die neue, eher nach vorn orientierte Ausrichtung komme "uns Offensivspielern entgegen, mir auch". Dass er seinen Status als Rekordeinkauf des Klubs an Dodi Lukebakio verloren hat, begrüßt Selke ausdrücklich: "Ich finde gut, dass er da ist. Wir haben die Ambition und das Potenzial, den nächsten Schritt zu gehen - dann gehört es dazu, dass man solche Spieler holt."

Jeden Sommer gebe es einen "gewissen Markt" für ihn, sagt Selke

Für Selke hatte Hertha vor zwei Jahren 8,5 Millionen Euro Ablöse an RB Leipzig bezahlt, für Lukebakio überwies der Klub 20 Millionen Euro an den FC Watford. Obwohl "es jeden Sommer, auch diesen, einen gewissen Markt für mich gibt", hat sich der Angreifer nach eigenen Aussagen nicht mit einem Wechsel befasst. Er hat in Berlin noch viel vor: "Hier kann etwas entstehen. Und ich will im dritten Jahr hier verletzungsfrei bleiben und zeigen, was ich über weite Strecken im ersten Jahr gezeigt habe."

Bundestrainer Joachim Löw hatte im kicker-Interview Anfang Juni über Selke gesagt: "Er ist ein positiver Spielertyp mit unglaublichem Engagement und Tempo. Das sind positive Ansätze, aber da muss auch noch ein Entwicklungsschub kommen. Ich würde mir wünschen, dass solch ein Spieler auch mal 12, 15 Tore in einer Saison erzielt. Denn das muss ein Spieler schon machen, der für Deutschland international etwas Entscheidendes bewegen will."

Ich weiß vom Interesse, der tschechische Nationaltrainer hat das deutlich signalisiert.

Davie Selke

In diesen Tor-Korridor will Selke, der in seinem ersten Hertha-Jahr 2017/18 zehnmal traf, in dieser Saison vorstoßen, Löws Worte nennt er einen "Riesenansporn". Das Ziel des U-21-Europameisters von 2017 bleibt die deutsche A-Nationalmannschaft - aber dem tschechischen Verband, der seit geraumer Zeit unverhohlen um den Sohn einer Tschechin und eines Äthiopiers wirbt, erteilt er auf kicker-Nachfrage keine kategorische Absage. "Ich weiß vom Interesse, der tschechische Nationaltrainer hat das deutlich signalisiert", sagt Selke. "Es ist das Heimatland meiner Mutter. Aber jetzt ist der falsche Zeitpunkt, um darüber zu reden."

"Wenn man jedes Jahr Karten fürs Finale angeboten bekommt, nervt das"

Zumindest eine Hintertür für einen Wechsel ins tschechische Nationalteam lässt sich Selke damit offen. Klar ist: Sein Hertha-Mitspieler Vladimir Darida, Stammkraft im tschechischen Mittelfeld und 2017 Tschechiens Fußballer des Jahres, und Nationalcoach Jaroslav Silhavy werden nach diesen Worten weiter um ihn werben. Zunächst aber soll der Pflichtspielstart am Sonntag im DFB-Pokal in Ingolstadt gegen den Bayern-Regionalligisten VfB Eichstätt gelingen.

"Wir sind vorbereitet und gut drauf, aber im Pokal ist es immer eklig", sagt Selke. "Ich bin mit Leipzig mal in Unterhaching rausgeflogen und habe mich mit Bremen mal in Illertissen unglaublich schwer getan." Dennoch soll die Hürde genommen werden - damit der Traum Fahrt aufnehmen kann: "Wenn man in Berlin lebt und für Hertha spielt und jedes Jahr Karten fürs Finale angeboten bekommt, nervt das. Jeder weiß, was unser großes Ziel ist."

Steffen Rohr

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