2. Bundesliga

VfB-Präsident Dietrich verkündet Rücktritt

Nach abgebrochener Mitgliederversammlung

VfB-Präsident Dietrich verkündet Rücktritt

Nicht mehr länger Präsident des VfB Stuttgart: Wolfgang Dietrich.

Nicht mehr länger Präsident des VfB Stuttgart: Wolfgang Dietrich. imago images

Er habe sich "dazu entschlossen, heute mit sofortiger Wirkung vom Amt des Präsidenten des VfB Stuttgart 1893 e.V. sowie vom Vorsitz des Aufsichtsrats der VfB Stuttgart 1893 AG zurückzutreten", teilte Dietrich am Montag über seinen verifizierten Facebook-Kanal mit. Der VfB bestätigte die Entscheidung erst über eine halbe Stunde später mit einer kurzen Erklärung.

"Ich hätte den Grad an Feindseligkeit und Häme, wie am gestrigen Tag erlebt, nicht für möglich gehalten. Ich kann und will nicht mehr verantwortlich für alles gemacht werden, was beim VfB Stuttgart berechtigt oder unberechtigt nicht gut funktioniert", schreibt Dietrich, der ursprünglich noch bis 2020 gewählt war, bei Facebook.

Der 70-Jährige stand bei einem Großteil der VfB-Fans seit Monaten, teilweise schon seit seinem Amtsantritt im Oktober 2016, massiv in der Kritik. In seiner nicht einmal dreijährigen Amtszeit "verbrauchte" der VfB drei Trainer und zwei Sportvorstände und ist nun zurück in der 2. Liga. Gleichzeitig sorgten Dietrichs Verbindungen zur Investitionsfirma Quattrex Sports AG, die Fußball-Klubs Kredite gewährt, für Schlagzeilen und viele Fragen.

"Was wir als Verein unseren anwesenden Mitgliedern zugemutet haben, ist fürchterlich"

Bei der Mitgliederversammlung am Sonntag in der Stuttgarter Arena hatten 65 Anträge zu Dietrichs Abwahl vorgelegen, er und seine Unterstützer wurden immer wieder lautstark ausgepfiffen. Doch zu der mit Spannung erwarteten Abstimmung kam es dann gar nicht - wegen einer WLAN-Panne konnte die Versammlung nicht "ordnungsgemäß fortgeführt" werden. Den Abbruch bezeichnete Dietrich als "schwarzen Tag in der Vereinsgeschichte".

"Was wir als Verein unseren anwesenden Mitgliedern hier zugemutet haben, ist fürchterlich", schreibt er am Montag. "Die lückenlose Aufklärung der Umstände, die zu diesem technischen Ausfall geführt haben, und die Sicherstellung, dass sich so etwas niemals wiederholen kann, muss oberste Priorität haben." Doch er werde nicht Teil dieser Aufklärung sein, obwohl ihn noch am Sonntag Präsidium, Vereinsbeirat und Aufsichtsrat gebeten hätten, "in jedem Fall im Amt zu bleiben".

Dietrich geht seine Kritiker in dem Facebook-Statement scharf und zum Teil nebulös an: "Ich lasse mir meine Würde und Ehre nicht von denjenigen nehmen, die ihre Macht lautstark und mit verbaler Gewalt demonstrieren. Ebenso wenig wie von denen, die sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen."

Ich kann und möchte ich nicht mehr einer Organisation vorstehen, die weder willens ist, sich mit mir gemeinsam diesen Interessen entgegenzustellen, noch in der Lage, den einwandfrei funktionierenden Ablauf einer Mitgliederversammlung zu gewährleisten.

Wolfgang Dietrich

Außerdem "kann und möchte ich nicht mehr einer Organisation vorstehen, die weder willens ist, sich mit mir gemeinsam diesen Interessen entgegenzustellen, noch in der Lage, den einwandfrei funktionierenden Ablauf einer Mitgliederversammlung zu gewährleisten. Ganz egal, was sich im Nachlauf zur gestrigen Veranstaltung als Erklärung auftut - dafür hätte ein Verein wie der VfB Stuttgart gewappnet sein müssen." Vor wenigen Tagen noch hatte Dietrich erklärt, dass der VfB "kein Chaosklub" sei und sein vorzeitiger Rücktritt nur für Unordnung sorgen würde.

Der VfB will bald eine kommissarische Besetzung des Präsidiums herbeiführen

Der VfB teilte mit, die Gremien würden Dietrichs Entscheidung "respektieren und bedauern". Der Vereinsbeirat werde "kurzfristig entsprechend seiner satzungsgemäßen Aufgaben zusammentreten, um eine kommissarische Besetzung des Präsidiums bis zur nächsten Mitgliederversammlung herbeizuführen." Gleichzeitig kündigte der Klub weitere Informationen zum Zeitpunkt der nächsten Mitgliederversammlung - am Sonntagabend war von Mitte September die Rede - und zur weiteren Vorgehensweise an.

"Der Vereinsführung und allen Gremien wünsche ich die Kraft und das wache Auge, nicht zuzulassen, dass Einzelne sich den VfB Stuttgart für ihre persönlichen oder wirtschaftlichen Interessen zunutze machen", schließt Dietrich. "Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft und den sofortigen Wiederaufstieg sind gestellt. Diesen, verbunden mit allem Guten für die Zukunft, wünsche ich dem VfB von ganzem Herzen. Es war mir eine Ehre, diesem Verein dienen zu dürfen."

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jpe

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