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Irres Skopje-Comeback: Barça verspielt großen Vorsprung

Nordmazedonier folgen Veszprem ins Champions-League-Finale

Irres Skopje-Comeback: Barça verspielt großen Vorsprung

Er hält die deutsche Fahne in Köln hoch: Skopjes Christian Dissinger.

Er hält die deutsche Fahne in Köln hoch: Skopjes Christian Dissinger. imago images

Christian Dissinger wird Gastgeber Deutschland im Finale des Final Four in der Champions League vertreten: Mit seinem nordmazedonischen Verein Vardar Skopje erreichte der frühere Nationalspieler durch ein 29:27 (9:16) in einem unglaublichen Krimi gegen den FC Barcelona am Samstagabend das Endspiel.

"Ich weiß nicht, wie wir das gemacht haben", sagte Dissinger bei "Sky": "Ich kann es nicht erklären, das ist wirklich verrückt." Barcelona war gegen Skopje in der ersten Halbzeit die klar dominierende Mannschaft - tatkräftig unterstützt von den schwachen lettischen Schiedsrichtern Zigmars Sondors und Renars Licis, die Skopje einige Male benachteiligten. "Das hat Vardar verunsichert", erklärte der frühere Bundestrainer Heiner Brand in seiner Rolle als "Sky"-Experte: "So viel schlechter waren sie nicht."

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Aber zunächst auch nicht gut genug für die schnellen Katalanen, die vor allem den Innenblock von Skopje mit den beiden Hünen Dainis Kristopans (2,15 m) und Gleb Kalarasch (2,05 m) häufig schlecht aussehen ließen. Schlimmeres verhinderte Skopjes bärenstarker Torhüter Dejan Milosavljev, der 23 Jahre alte serbische Nationaltorwart wechselt im Sommer zum Bundesligisten Füchse Berlin.

Nach der Pause - der Favorit führte bereits mit 16:9 - verlor Barcelonas Starensemble um den isländischen Spielmacher Aron Palmarsson dann komplett den Faden. Unsicherheiten in der Abwehr und viele technische Fehler im Angriff brachten Skopje Tor um Tor zurück ins Spiel. Vor allem Linkshänder Kristopans zeigte seine Qualitäten nun im Angriff und war am Ende mit zehn Toren bester Werfer seiner Mannschaft.

Fünf Minuten vor dem Ende war Skopje bis auf ein Tor herangekommen, kurz darauf fiel in der 57. Minute der Ausgleich zum 26:26. Barcelona konnte nicht mehr standhalten, all das, was die Katalanen in der ersten Halbzeit ausgezeichnet hatte, ließen sie nach der Pause vermissen. Am Ende war es Dissinger vorbehalten, das letzte Tor der Partie zum 29:27-Endstand zu erzielen.

Sterbiks Verletzung bringt Veszprem nur kurz ins Wanken

Er schied bereits in der ersten Hälfte verletzt aus: Veszprems Keeper Arpad Sterbik.

Er schied bereits in der ersten Hälfte verletzt aus: Veszprems Keeper Arpad Sterbik. imago images

Bereits am Samstagnachmittag hatte sich Telekom Veszprem im ersten Halbfinale durchgesetzt. Der ungarische Spitzenklub, im Viertelfinale Endstation für den deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt, gewann gegen den polnischen Vertreter KS Kielce mit 33:30 (13:13).

Die Ungarn stehen damit zum vierten Mal nach 2002, 2015 und 2016 im Endspiel der Champions League. Acht Jahre vor der Einführung des Final Four in Köln scheiterte Veszprem 2002 am SC Magdeburg. 2015 verlor man gegen Barcelona, 2016 gegen Kielce. Nun soll endlich der große Wurf folgen, das ist auch das erklärte Ziel von Macher und Mannschaft.

In seinem Halbfinale erwischte Veszprem den besseren Start und führte schnell mit 5:2. Die Verletzung ihres 39 Jahre alten Star-Torhüters Arpad Sterbik, der in der 21. Minute nach einem Gegenstoß von Kielces Marko Mamic von der Platte humpelte, schien die Ungarn vorübergehend aus dem Rhythmus zu bringen. Kielce glich beim 8:8 in der 22. Minute erstmals aus und ging wenig später in Führung, konnte sich aber nicht absetzen.

Das taten dafür die Ungarn, die Mitte der zweiten Halbzeit auf vier Tore davonzogen und Kielce mit Trainer-Fuchs Talant Dujshebaev fortan nicht mehr herankommen ließen. Veszprems bester Werfer in der mit 19.750 Zuschauern ausverkauften Kölner Lanxess-Arena war der überragende Spielmacher und Ex-Berliner Petar Nenadic, der bei 14 Versuchen zwölf Treffer erzielte. Für Kielce traf Trainer-Sohn Alex Dujshebaev siebenmal ins gegnerische Tor. Mit aktuell 95 Toren ist er der Topscorer in der laufenden Champions-League-Saison.

Die beiden CL-Halbfinals im Stenogramm:

FC Barcelona - HC Vardar Skopje 27:29 (16:9)

Tore für Barcelona: Gomez Abello (9), Arino Bengoechea (3), Mem (3), Goncalves Dos Santos (2), Brito Duarte (2), Tomas Gonzalez (2), Entrerrios Rodriguez (2), Syprzak (1), Ilic (1), Palmarsson (1), Fabregas (1).
Tore für Skopje: Kristopans (10), Karacic (5), Ferreira Moraes (4), Cupic (3), Dissinger (2), Dibirov (2), Stoilov (1), Shishkarev (1), Skube (1).

MKB Veszprem - KS Vive Kielce 33:30 (13:13)

Tore für Veszprem: Nenadic (12), Gajic (5), Lekai (4), Striek (4), Nagy (3), Tönnesen (2), Blagotinsek (2), Ilic (1).
Tore für Kielce: Dujshebaev (7), Cindric (5), Karalek (5), Kulesch (3), Janc (3), Mamic (2), Moryto (2), Jachlewski (1), Jurkiewicz (1), Fernandez Perez (1).

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