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Gemeinnützigkeit: Hamburgs Etappensieg erzeugt Diskussion

Finanzsenator signalisiert grünes Licht

Gemeinnützigkeit: Hamburgs Etappensieg erzeugt Diskussion

In Hamburg macht der eSport einen großen Schritt in Richtung Gemeinnützigkeit.

In Hamburg macht der eSport einen großen Schritt in Richtung Gemeinnützigkeit. Riot Games/kicker eSport

"Wie erklären wir besorgten Eltern, die ihr Kind nicht vom Spielen am PC wegbekommen, dass das Ganze jetzt auch noch gemeinnützig ist und damit Steuererleichterung verspricht?", fragt Jan Holze auf Twitter. Der 38-Jährige ist Vorsitzender der Deutschen Sportjugend und sitzt ebenso im Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). Anlass zu seiner provokanten Frage ist eine Meldung aus Hamburg. Dort hat die Hamburger Sportjugend einen Etappensieg für ihre eSport-Abteilung errungen. Finanzsenator Andreas Dressel signalisierte, das Konzept der Organisation zu unterstützen.

Holze macht Unmut Luft

Das war eindeutig ein Dorn im Auge von Jan Holze. Martin Müller, Vizepräsident des ESBD, kann das allerdings nicht nachvollziehen: "Die meisten Eltern sind schnell davon überzeugt, dass gemeinsames und zielorientiertes Training in einem Vereinsheim besser ist, als allein und unkontrolliert allein zu Hause zu spielen." Auch der Hamburger Sportbund antwortet dem Funktionär: "Viele Kinder und Jugendliche spielen zu Hause. Sportvereine wollen eSport-Angebote machen und ihre Kompetenz in der Arbeit mit Jugendlichen einbringen, ohne ihre Gemeinnützigkeit zu gefährden."

Der Funktionär legt allerdings nach und weist darauf hin: "Ich wusste gar nicht, dass Taubenzüchten auch süchtig machen kann." Ein Nutzer wollte wissen, wie er Kindern erklären solle, das Taubenzüchten gemeinnützig sei, eSport im Verein aber nicht. Hans Jagnow, Präsident des ESBD wies zusätzlich auf das Themenfeld "Sportsucht" hin, dass der DOSB explizit behandelt. Einmal mehr artet die Diskussion in wechselseitige Vorwürfe von Verfehlungen aus.

Gemeinnützig durch Jugendhilfe

Holze offenbart sich damit als Gegner von einem Vergleich zwischen Sport und eSport. Das eine kann gemeinnützig sein, das andere nicht. Höchstens als Mittel zum Zweck. Die Hamburger Sportjugend ihrerseits argumentiert auf eine ähnliche Weise wie bereits Leipzig eSports. Die Sachsen erreichten Gemeinnützigkeit des Zweiges über den Umweg der Jugend- und Altenhilfe. Dies ist ein Vereinszweck, der gemeinnützig im Sinne der Abgabenordnung sein kann.

Um diese Argumentation zu untermauern, stellten die Hamburger ein Konzeptpapier vor, das unter anderem aufschlüsselt, welche Kompetenzen Jugendliche im Verein erwerben können. Andreas Dressel, der Finanzsenator der Hansestadt, hat beim Delegiertentag nun signalisiert, dass mit dem Papier alle Voraussetzungen für einen positiven Bescheid gegeben seien. Auf Twitter bekräftigte er das noch einmal: "Dazu hat die Hamburger Sportjugend ja ein gutes pädagogisches Begleitkonzept vorgelegt, damit da kein Quatsch passiert. Diese Interimslösung werden die Behörden intensiv begleiten und auswerten - ohne Präjudiz für die noch zu klärende Grundsatzfrage!"

Denn die bleibt natürlich bestehen. Kann eSport als Ganzes gemeinnützig sein? Alle Gegenargumente des DOSB sind nicht einfach von der Hand zu weisen, darüber haben wir hier berichtet.

Holze nimmt Stellung

In Hamburg ist eine Förderung allerdings mit Einschränkungen verbunden: So dürfte die Sportjugend nur Spiele mit einer USK 12-Freigabe anbieten, also zum Beispiel League of Legends oder FIFA.

Auf kicker eSport-Anfrage lenkte Holze ein und sagte uns: "Sportvereine, die virtuelle Sportartensimulationen im Vereinsalltag nutzen, brauchen Handlungssicherheit. Sie dürfen damit nicht ihren Status der Gemeinnützigkeit gefährden." Allerdings betonte er den Kurs, den auch der DOSB fährt: "Wir unterscheiden zwischen virtuellen Sportarten und eGaming und sehen in den virtuellen Sportarten Chancen zur Erweiterung der Angebotspalette von Sportvereinen und -verbänden." Virtuelle Sportarten sind Simulationen, die eine Sportart als Grundlage haben, also Fußball, Basketball oder Bogenschießen. League of Legends oder CS:GO sind davon explizit ausgenommen.

Nach der großen negativen Resonanz stellt Holze aber klar: "Den Weg, über die Jugendhilfe den Status der Gemeinnützigkeit bei der Anwendung von Sportartensimulationen im Verein zu ermöglichen, erscheint mir sinnvoll." Spiele wie League of Legends schließt der Funktionär damit, trotz USK-Freigabe, weiterhin aus.

Holm Kräusche