Bundesliga

Ante Covic: Die kleine Lösung

Kommentar von kicker-Redakteur Steffen Rohr

Ante Covic: Die kleine Lösung

Tritt in die Fußstapfen von Pal Dardai: Ante Covic.

Tritt in die Fußstapfen von Pal Dardai: Ante Covic. imago images

Als am Samstagnachmittag in Augsburg nach der Halbzeitpause der Korken von einem bis dahin eher faden Fußballspiel flog wie von einer gut geschüttelten Champagner-Flasche, dürfte Ante Covic zu Hause auf der Couch sehr genau hingeschaut haben. Er hat gesehen, wie das zum vorletzten Mal von Pal Dardai instruierte Ensemble den Start des Arbeitstages verschlafen hat, aber er hat später auch gesehen, zu welch ansehnlichem Kombinations-Fußball diese Mannschaft an guten Tagen fähig ist. Das Problem ist nur: Die guten Tage waren in der Rückrunde - wie seit Jahren in jeder Rückrunde - eher die Ausnahme.

Covic wird Dardai zur neuen Saison beerben, und es wird eine seiner vordringlichen Aufgaben sein, diesem Kader seine enorme Schwankungsbreite auszutreiben - und seine chronische Frühjahrsmüdigkeit. Dass der Kroate Dardai beerbt, stand seit Tagen fest. Dass er nicht die Wunschlösung war, darf man annehmen. Michael Preetz, Herthas Geschäftsführer Sport, hat einige Optionen abgeklopft - namhafte und vergleichsweise teure ebenso wie weniger renommierte. Jemanden zu holen, von dem er nicht komplett überzeugt ist, widerstrebte ihm. Das macht Sinn. Am Ende griff er mit Ante Covic, der wie sein Vorgänger Pal Dardai bei Hertha nach etlichen Jahren als Spieler und Trainer im Nachwuchs zum Inventar des Klubs zählt, zu einer nicht eben kreativen, sondern günstigen und naheliegenden Lösung.

kicker-Redakteur Steffen Rohr

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Die muss nicht zwingend falsch sein. Covic hat in den vergangenen Jahren als Trainer der Berliner U 23 und als Karriere-Coach an der Schnittstelle zwischen Jugend- und Männerbereich nachweislich gut gearbeitet - im Viertliga-Biotop, ohne medialen Druck und mit einer jährlichen Fluktuation im Kader, die die Gefahr einer Abnutzung deutlich reduziert. Als Preetz im Februar 2015 das Erbe von Jos Luhukay regelte, beförderte er den damaligen U-15-Coach Dardai, nicht Covic. Jetzt darf der Kroate, dem intern ein erheblicher Reifeprozess attestiert wird, auf die Kommandobrücke.

Hertha will auf Sicht dauerhaft ins obere Drittel der Bundesliga und wollte mit der Neubesetzung dieser Schlüssel-Personalie eigentlich Aufbruchstimmung erzeugen. Die dürfte es in der am Sonntag vom Klub amtlich gemachten Konstellation zunächst nicht geben. Covic, der wie Dardai sein halbes Leben bei Hertha zugebracht hat, steht für Identifikation und Kontinuität und als Ausbilder für die behutsame Weiterentwicklung der Talente - für frischen Wind und neue Impulse, die dem Klub gewiss gutgetan hätten, steht er nicht.

Stabil unter Dardai

Pal Dardai - als Rekordspieler ein Idol der Fans, als Trainer ein Garant für Stabilität und vier sorgenfreie Jahre, als Sympathieträger bundesweit ein Aushängeschild des oft eher als blass wahrgenommenen Klubs - hinterlässt Fußspuren, deren Größe sich womöglich erst in der Rückschau offenbart. Stagnation warf man ihm zuletzt vor und attestierte ihm Abnutzungserscheinungen. Fakt ist: Der Ungar sicherte 2015 gewissermaßen als letzte Patrone der Bosse Hertha den Klassenerhalt und fuhr in den folgenden Spielzeiten die Plätze 7, 6 und 10 ein. Auch aktuell ist Hertha Zehnter. Der Fußball war bisweilen wenig glanzvoll. Aber es waren die sportlich stabilsten Berliner Jahre seit langem.

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