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Dame-Time! Lillard winkt und zieht über Schröder her

NBA, Play-offs: Portlands besondere Wiedergutmachung

Dame-Time! Lillard winkt und zieht über Schröder her

Cooler Matchwinner: Damian Lillard.

Cooler Matchwinner: Damian Lillard. Getty Images

Als wäre es das Normalste auf der Welt! Da versenkt Damian Lillard inmitten der Play-offs, inmitten einer hitzigen Serie den wohl beeindruckendsten Buzzerbeater der letzten Jahre, seine Punkte 48, 49 und 50 an diesem Abend, und während die Halle in Portland Kopf steht und seine Teamkollegen wie wild auf ihn zustürmen, zuckt Lillard nur kurz mit der Schulter, winkt seinem gescheiterten Gegner mit einer Buzzerbeater-Portion Sarkasmus zum Abschied und verzieht keine Miene, während er unter dem Jubelhaufen seiner Kollegen verschwindet.

Und tatsächlich: Ganz so unnormal war es wirklich nicht mehr. Der Wurf, den Lillard mit Ablauf der Uhr zum 118:115-Endstand und dem damit verbundenen Weiterkommen in den Play-offs traf, ist sowas wie das Markenzeichen vom Blazers-Superstar geworden; von "Dame-Time" ist die Rede, wenn ein enges Spiel in die entscheidende Phase geht und nach demjenigen sucht, der die Verantwortung übernimmt. Lillard hat acht seiner letzten zwölf Würfe in den Play-offs aus mindestens neun Metern Entfernung (30-plus feet) versenkt, aus über elf Metern bekam OKC den Gnadenstoß.´

Lillards Coach hat eine Ahnung - und recht

"Ich dachte mir, dass es eine komfortable Situation war", erklärte der Matchwinner später im Anzug ganz bescheiden. "Ich hatte ein gutes Gefühl." Sein Shooting-Coach Phil Beckner habe ihm, wie Lillard versicherte, beim letzten Besuch in Oklahoma City geraten, mehr Distanzwürfe zu trainieren. "Er sagte mir die ganze Zeit: 'Du wirst einen von diesen treffen.'" Recht hatte er.

Für Lillard war es nicht der erste bedeutende Moment in der Postseason: 2014 hatte der heute 28-Jährige die Houston Rockets mit einem ähnlichen Wurf rausgekegelt und die Blazers zum ersten Mal nach 14 Jahren in die Conference-Halbfinals gebracht. Weiter aber eben auch nicht. In der Vorsaison setzte es einen blamablen Sweep (0:4) von den keinesfalls favorisierten New Orleans Pelicans, davor einen Sweep von Überteam Golden State. "Wir hatten einige Misserfolge", gestand Lillard, der die gerade beendete Serie mit durchschnittlich 33 Punkten fast im Alleingang entschieden hat, "wenn du solche Erfahrungen machst, bist du für solche Momente gewappnet."

Schröders missratene Provokation - Lillards letztes Wort

Umso mehr Genugtuung boten Lillard diese fünf Spiele. Über die volle Distanz lag Portlands Point Guard mit Pendant Russell Westbrook im Clinch, warf Oklahomas Triple-Double-Maschine einige unschöne Worte an den Kopf und kassierte auch selbst viele. Dass die beiden keine Freunde mehr werden, war schon vorher klar.

Den Höhepunkt setzte jedoch ein anderer: Als sich die Thunder in Spiel 3 in Oklahoma City auf der Siegerstraße befanden, zeigte Dennis Schröder in Richtung Lillard auf die nicht vorhandene Uhr an seinem Handgelenk, wohl um zu sagen: "Wo bleibt die Dame-Time jetzt?" Ein, wie sich gut zwei Spielstunden später herausgestellt hat, unkluger Schachzug des Deutschen. "Schröder und alle haben nach Spiel 3 gefeiert und all diese Sachen gemacht", so Lillard, "wir sind einfach nur konzentriert geblieben und dachten: 'Okay, wir wollen vier Spiele gewinnen, nicht eins.' Also haben wir das getan." Und, wie Lillard richtig feststellte, "ich hatte das letzte Wort."

mkr