Champions League

Klopp im Kopf: Hat Pep Guardiola die Champions League verlernt?

ManCity-Trainer baut seine schwache Bilanz aus

Klopp im Kopf: Hat Guardiola die Champions League verlernt?

Wieder ein großes Spiel "vercoacht"? Pep Guardiola.

Wieder ein großes Spiel "vercoacht"? Pep Guardiola. imago

Manchester City muss im Rückspiel "nur" ein 0:1 aufholen, und vielleicht wäre ja wirklich alles anders gelaufen, wenn Sergio Aguero nicht schon wieder einen Champions-League-Elfmeter verschossen hätte (jetzt neun verwandelt, vier vergeben). Und trotzdem stellten sich nach diesen 90 Minuten am Dienstagabend im neuen Stadion der Tottenham Hotspur ein paar grundsätzlichere Fragen.

Allen voran: Hat Pep Guardiola die Königsklasse verlernt? Der Wettbewerb, der einst gewissermaßen seiner war, weil er ihn in den ersten drei Cheftrainer-Jahren zweimal gewann, hat sich zu einer Denksportaufgabe entwickelt, an der er regelmäßig scheitert. Seit dem Triumph 2011 stand Guardiola weder mit Barcelona noch Bayern noch ManCity im Finale, gewann in der K.-o.-Runde nur drei von 15 Auswärtsspielen, in Viertel- oder Halbfinals keines seiner letzten zehn.

Guardiolas Doppel-Sechs bremste das Offensivspiel aus - bei beiden Teams

Nach dem 0:1 im Viertelfinalhinspiel bei den Spurs droht Manchester City die nächste Enttäuschung auf der größten Bühne, für deren Eroberung seit Jahren Abermillionen aus Abu Dhabi fließen. Und wieder war Guardiola nur schwer von einer Mitschuld zu befreien.

Bei Bayern hatte er sich einst in einem Halbfinalhinspiel von der Mannschaft die Aufstellung aufschwatzen lassen und dann 0:4 verloren , im Vorjahr hatte er so stur an seinem Konzept festgehalten, dass es Jürgen Klopps Liverpool im Viertelfinalhinspiel genüsslich in Stücke riss . Und jetzt das: Gegen die Spurs wählte Guardiola - für seine Verhältnisse - eine wahre Mauertaktik, setzte mit Fernandinho und Ilkay Gündogan auf zwei Sechser. Das störte zwar die übliche Spielkontrolle nicht und bremste die Offensive der Spurs weitgehend aus, belastete aber auch die eigene extrem.

Auch mit Delph traf Guardiola eine unglückliche Entscheidung

"Ich habe mich für zwei defensive Mittelfeldspieler entschieden, um stabiler zu stehen", erklärte Guardiola hinterher mit Verweis auf Tottenhams "unglaubliche Körperlichkeit". Offenbar wollte er so sehr die Fehler aus dem Liverpool-Spiel vermeiden, dass er am Ende neue machte. Meinte Ilkay Gündogan auch das, als er sagte, dass in solchen Spielen "manchmal weniger mehr" sei ? Will Guardiola in diesen Spielen einfach zu viel? Bis auf Agueros Elfmeter hatte Hugo Lloris jedenfalls kaum Herausforderungen zu bewältigen.

Und weil Guardiola als Linksverteidiger überraschend auf Fabian Delph setzte und Leroy Sané sowie Kevin De Bruyne erst in der 89. Minute einwechselte, war der "Vercoacht!"-Vorwurf in einem Champions-League-Spiel mal wieder nicht weit.

De Bruyne wollte Guardiola einsetzen, "wenn wir ihn brauchen"

Delph nämlich war in seinem dritten Startelfeinsatz 2019 vor dem 0:1 durch Heung-Min Son (78.) in der Annahme, der Ball sei im Toraus gewesen, trotz VAR-Verfügbarkeit einfach stehengeblieben - seine beiden vorangegangenen Linksverteidiger-Arbeitstage waren mit einer Roten Karte (26.12.) und einem verschuldeten Elfmeter (16.3.) zu Ende gegangen. Und über De Bruynes Joker-Rolle hatte Guardiola vor den Anpfiff eigentlich gesagt, er werde ihn "einsetzen, wenn wir ihn brauchen", sah diesen Zeitpunkt aber erst Minuten vor Schluss gekommen.

Das Viertelfinale bestehe aus 180 Minuten, betonte Guardiola. Und ein 0:1 zur Halbzeit sei da vielleicht sogar besser als ein 0:0, so wisse man wenigstens, woran man im Rückspiel ist. Zu defensiv, so viel steht fest, wird er seine Elf am kommenden Mittwoch schon mal nicht aufstellen.

jpe