Bundesliga

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert äußert sich zur Kostenbeteiligung bei Polizeieinsätzen: "Herr Mäurer soll den Werder-Fans die Wahrheit sagen"

DFL-Boss Seifert im kicker zur Kostenbeteiligung der Vereine bei Risikospielen

"Herr Mäurer soll den Werder-Fans die Wahrheit sagen"

Redet Klartext: DFL-Boss Christian Seifert.

Redet Klartext: DFL-Boss Christian Seifert. Getty Images

Noch wartet die DFL auf die schriftliche Begründung des Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 29. März. Noch dessen Prüfung wird entschieden, ob danach das Bundesverfassungsgericht angerufen wird.

Herr Seifert, die Mehrheit der Bevölkerung ist für eine Beteiligung der Klubs an zusätzlichen Polizeikosten bei Risikospielen.

Das Thema hat unterschiedliche Dimensionen. Die öffentliche Wahrnehmung, die juristische Beurteilung und die finanziellen Konsequenzen. Ich verstehe, dass Menschen angesichts der im Umlauf befindlichen Summen und auch unschöner Bilder speziell im Umfeld einiger Stadien bei Risikospielen eine Kostenbeteiligung befürworten. Das müssen wir auch annehmen. Die öffentliche Meinung kann aber nicht der Maßstab für die juristische Beurteilung sein. Mir sagen sehr gute Juristen, das Urteil ist mit Blick auf gewisse gesetzliche Grundlagen in diesem Land ein Dammbruch. Namhafte Juristen raten uns, vor das Bundesverfassungsgericht zu gehen. Die finanzielle Dimension ist im Kontext unseres Gesamtumsatzes in der Tat überschaubar. Was aber klar ist: Es wird niemals einen Solidarfonds geben.

Dieser Vorschlag stammt von Bremens Innensenator Ulrich Mäurer.

Er wusste von Anfang an, dass Werder Bremen Veranstalter dieses einzelnen Spiels ist, um das es geht. Die DFL hat gar nicht die Möglichkeiten, auf Sicherheitsvorkehrungen dieses Spiels Einfluss zu nehmen. Die DFL zieht aus diesem Spiel auch keinen Gewinn. Monatelang hat Herr Mäurer die DFL als gewissenloses Unternehmen, das Milliardengewinne scheffelt, dargestellt. Eine simple Recherche reicht aber, um zu wissen, dass die DFL zwar Milliarden bewegt, aber knapp 94 Prozent davon an die Klubs ausschüttet. Die DFL hat keine Milliardengewinne. Hingegen erzielt Werder Bremen für das Land Bremen über 300 Millionen Euro Wertschöpfung. Und erst recht bedenklich wird es, wenn man weiß, dass die Freie Hansestadt Bremen an der Stadiongesellschaft beteiligt ist, Herr Mäurer sogar im Aufsichtsrat sitzt und es tatsächlich Bremen ist, das indirekt in der Stadiongesellschaft Gewinne realisiert aus diesem Spiel. Dann zu behaupten, die Gewinne lägen nur bei der DFL, das Land wolle Werder nichts Böses, das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten.

Was erwarten Sie von Herrn Mäurer?

Herr Mäurer hat mit diesem Urteil Werder Bremen einen Standortnachteil verschafft - dazu soll er stehen. Mit welchem Recht soll die DFL Vereine wie Sandhausen, Freiburg, Heidenheim oder Hoffenheim an einem Polizeieinsatz in einem anderen Bundesland beteiligen? Es wird Zeit, dass Herr Mäurer den Fans des SV Werder die Wahrheit sagt.

Lesen Sie dazu auch:
Kostenbeteiligung der DFL-Vereine möglich: Gebühr "rechtmäßig"
Kostenbeteiligung: Die entscheidenden Auszüge
Rauball sorgt sich um Chancengleichheit im Profi-Fußball

Im vierseitigen Interview in der Montagausgabe des kicker spricht DFL-Boss Christian Seifert außerdem schonungslos offen darüber, welche Gefahr er bei einer Aufstockung der Klub-WM sieht, was er von Champions-League-Spielen am Wochenende hält, was ihn bei der Debatte um 50+1, Tradition und Kommerz stört und wie er über den Rücktritt von Reinhard Grindel denkt.

Rainer Franzke