EM

Real-Schreck Tadic: Ein Großer bei den Kleinen

Vorlagen, Tore, Teamplayer

Real-Schreck Tadic: Ein Großer bei den Kleinen

Gala: Dusan Tadic dürfte seinen Auftritt in Madrid so schnell nicht vergessen.

Gala: Dusan Tadic dürfte seinen Auftritt in Madrid so schnell nicht vergessen. imago

In Serbien kennt Tadic jedes Kind, obwohl er nie bei den zwei großen Belgrader Klubs, Partizan und Roter Stern, gespielt hat. Tadic und große Klubs - das ist eine Liebe auf den zweiten Blick. Namhafte Vereine waren nämlich lange nicht die Welt des heute 30-Jährigen, der über viele Qualitäten verfügt, die ihn so wertvoll machen: technisch stark, stets den Mitspieler im Blick, lauffreudig, sehr schnell und abschlussstark. Und dennoch sah man Tadic lange Zeit bei keinem großen Klub - und das hatte seinen Grund.

"Es ist wichtig, normale Leute um sich zu haben, sich nicht falsch beraten zu lassen", sagte Tadic bereits 2014 in einem Interview: "Man darf nicht abheben, sollte immer schauen, dort hinzugehen, wo man sich wohl fühlt und man als Fußballer eine Chance bekommen wird." Daran hat er sich stets gehalten - und so lauteten seine Stationen Vojvodina Novi Sad, FC Groningen, FC Twente und FC Southampton, bevor er sich vergangenen Sommer Ajax Amsterdam anschloss. Dort startete der Offensivspieler so richtig durch: 20 Tore in der Liga, neun in der Champions League (inkl. Qualifikation) stehen für den Edeltechniker 2018/19 zu Buche. In den Viertelfinalduellen gegen Juventus Turin könnten weitere hinzukommen.

Spielersteckbrief Tadic
Tadic

Tadic Dusan

Champions League - Viertelfinale
mehr Infos

Vorbild Zidane - Durchbruch in England

Ausgebildet wurde Tadic, der Zinedine Zidane als Vorbild nennt, in Novi Sad, wo er auch den Durchbruch als Profi schaffte. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen serbischen Talenten verfiel der junge Tadic nicht direkt dem Ruf des Geldes, vielmehr entschied er sich für Klubs, die ihm auch eine Perspektive boten. Seine erste Auslandsstation war Groningen, wo er sich auf Anhieb zum Stammspieler entwickelte. Rasch weckte er das Interesse anderer Klubs, doch wieder zog es ihn nicht zu einem großen Verein. Der FC Twente aus Enschede wurde seine neue Heimat - und auch dort wusste der Serbe zu überzeugen und beeindruckte binnen zwei Jahren mit 28 Toren in 66 Spielen.

2014/15 entschied sich der Angreifer, der offensiv unheimlich vielseitig einsetzbar ist, zum Sprung auf die Insel: Der FC Southampton bekam den Zuschlag. Serben in der Premier League? Defensiv hatte es da die eine oder andere recht erfolgreiche Liaison gegeben - Nemanja Vidic und Branislav Ivanovic dürften noch jedem Premier-League-Fan ein Begriff sein. Aber offensiv? Bis auf Savo Milosevic (28 Tore in 80 Spielen für Aston Villa zwischen 1995 und 1998) gab es da niemanden. Tadic schreckte das nicht ab - und er behauptete sich: Zwischen 2014 und 2018 lief er 134 Mal in der Liga für die Saints auf, erzielte dabei 21 Tore und legte 27 weitere Treffer auf. Vergangenen Sommer zog es ihn dann zurück in die Eredivisie zu Ajax.

Serbiens Schlüsselspieler

Offensiver Freigeist: Dusan Tadic.

Offensiver Freigeist: Dusan Tadic. imago

Seit über zehn Jahren tritt er international für Serbien an, sein größter Erfolg bislang war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2018. Tadic selbst hatte mit vier Toren und sieben Vorlagen maßgeblichen Anteil an der Qualifikation - damit war er an mehr als der Hälfte aller Tore der Serben beteiligt und nach Joshua Kimmich obendrein der zweitbeste Vorlagengeber der europäischen Qualifikation. In Russland scheiterten die "Weißen Adler" jedoch in der Vorrunde, Tadic bestritt alle drei Spiele, markierte eine Vorlage und brachte es auf einen beachtlichen kicker-Notenschnitt von 2,83.

Die Zahlen verdeutlichen, wie wichtig er für Serbien ist. Teamplayer Tadic wird sicherlich auch in der laufenden EM-Quali gebraucht werden, wenn sich die "Weißen Adler" erstmals nach 20 Jahren wieder für eine EM-Endrunde qualifizieren wollen. Zum Auftakt ging es am 25. März gleich nach Portugal zum Kräftemessen mit dem amtierenden Europameister, die Generalprobe beim dreimaligen Europameister Deutschland (1:1) hatte Tadic aufgrund von Adduktorenproblemen verpasst. Die Partie in Lissabon endete 1:1. Torschütze für Serbien per Elfmeter: Dusan Tadic.

drm