Wintersport

Doping im Biathlon: Fourcade wäre "nicht überrascht"

Weiterer Este gesteht - Kittel: "Schlag ins Gesicht"

Doping im Biathlon: Fourcade wäre "nicht überrascht"

Hofft, dass sich weitere Dopingsünder der Polizei stellen: Biathlet Martin Fourcade.

Hofft, dass sich weitere Dopingsünder der Polizei stellen: Biathlet Martin Fourcade. picture-alliance

Der fünfmalige Olympiasieger Martin Fourcade rechnet nach dem Dopingskandal rund um die die Nordische Ski-WM in Seefeld auch mit weiteren Enthüllungen im Biathlon. "Ich wäre nicht überrascht, wenn hier in Östersund wieder Doper entdeckt werden. Wenn es in anderen ähnlichen Sportarten passiert, kann es hier natürlich auch passieren", sagte der Franzose am Dienstag zwei Tage vor dem Start der WM in Schweden in einer Medienrunde: "Biathlon ist dem Skilanglauf und Radsport doch sehr ähnlich. Warum sollte es hier also nicht auch wieder Doping geben? Man weiß das nie."

Der 30 Jahre alte Fourcade, zuletzt sieben Mal in Serie Gewinner des Gesamtweltcups, hat die Vorfälle in der Vorwoche in Seefeld nach eigenen Worten als "sehr schmerzhaft" empfunden. Vor allem das Video, das einen österreichischen Langläufer mutmaßlich beim Dopen zeigt, sei "schwer zu ertragen gewesen. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen", sagte Fourcade und wünschte sich, dass sich nach dem harten Durchgreifen der Behörden in Österreich mehr Doper selbst anzeigen: "Ich hoffe, dass alle, die in diesen Skandal verwickelt sind, nicht mehr ruhig schlafen können und sich schnell der Polizei stellen."

Fourcade sah sich aufgrund seiner Dominanz in der vergangenen Jahren selbst immer wieder Doping-Anschuldigungen ausgesetzt. "Ich habe noch nie etwas genommen, genau wie viele andere hier", sagte Fourace. In dieser Saison hatte er bislang ungewohnt große Probleme und kam bislang nur schwer in Form. Bei der WM in Mittelschweden will er ab Donnerstag trotzdem wieder angreifen: "Ich will natürlich wieder Gold gewinnen und glaube daran, dass auch schaffen zu können."

Este Kärp gesteht Vergehen

Unterdessen hat ein weiterer Athlet Eigenblutdoping gestanden. Der estnische Ski-Langläufer Algo Kärp räumte im Interview der Tageszeitung "Ohtuleht" ein, die Dienste des Sportmediziners Mark S. aus Erfurt in Anspruch genommen zu haben. "Ich konnte mit dieser Lüge einfach nicht weiterleben", sagte der 33-Jährige. Kärp ist der achte Sportler, der nach den Razzien in Seefeld und Erfurt geständig ist.

Algo Kärp

Hat Dopingvergehen gestanden: der estnische Ski-Langläufer Algo Kärp. imago

Nach Angaben von Kärp habe ihn ein früherer Teamtrainer auf eigene Initiative den Kontakt zu dem deutschen Arzt vermittelt, der im Zuge des Dopingskandals in Haft genommen wurde. "Ich selbst habe diese Möglichkeit nicht gesucht", sagte der Athlet. Der Trainer hatte bereits eingeräumt, Kärps Teamkollegen Karel Tammjärv mit Mark S. zusammengebracht zu haben. Dafür wurden ihm zu Wochenbeginn von Estlands Präsidentin seine beiden Staatsorden entzogen.

Tammjärv war bei einer Razzia im WM-Ort Seefeld zusammen mit vier weiteren Langläufern festgenommen worden und hatte Eigenblutdoping gestanden. Parallel wurden Mark S. und ein mutmaßlicher Komplize in Erfurt festgenommen.

Kärp, Tammjärv und auch der dritte in den Dopingskandal verwickelte estnische Langläufer Andreas Veerpalu gehörten dem sogenannten Team Haanja an. Der estnische Skiverband in Tallinn betonte nach Bekanntwerden der ersten beiden Dopingfälle, dass die Langläufer des Teams seit Jahren unabhängig vom Verband starteten und trainierten.

Kittel über Dopingskandal: "Schlag ins Gesicht"

Marcel Kittel

Stammt aus Erfurt und ist "mit meinem Latein am Ende": Marcel Kittel. picture-alliance

Radprofi Marcel Kittel hat mit großer Entrüstung auf den Dopingskandal um Mark S. reagiert. "Das ist ein Schlag ins Gesicht aller sauberen Sportler wie mich", schrieb der 30 Jahre alte Katusha-Alpecin-Profi am Dienstag auf seiner Webseite.

Der aus Erfurt stammende Kittel bezog sich vor allem auf die Dopingbeichte seines einstigen Teamkollegen Georg Preidler. Der Österreicher hatte sich aufgrund der Doping-Razzien bei der Nordischen Ski-WM und in Erfurt selbst angezeigt. Preidler gab in einem Interview der "Kronen Zeitung" zu, in der Praxis von Mark S. Blut für eine Eigenbluttransfusion gelagert zu haben. Er habe es aber nie zurückgeführt, erklärte Preidler. Der Radsport-Weltverband UCI hat mittlerweile vorläufige Sperren gegen Preidler (28) und dessen Landsmann Stefan Denifl (31) ausgesprochen. Die Entscheidung sei nach Ansicht aller vorliegenden Informationen getroffen worden. Der Nationalen Anti Doping Agentur Österreichs sagte die UCI Unterstützung in den Disziplinarverfahren gegen Preidler und Denifl zu.

Ich bin mit meinem Latein am Ende, (...) vor allem auch, weil das Dopingnetzwerk mit einem Arzt aus meiner Heimatstadt Erfurt seinen Ursprung in Thüringen hat.

Marcel Kittel

"Ich bin persönlich mit meinem Latein am Ende", betonte Kittel und ergänzte: "Nicht nur, weil Georg drei Jahre mein Teamkollege gewesen ist, sondern vor allem auch, weil das ganze Dopingnetzwerk mit einem Arzt aus meiner Heimatstadt Erfurt seinen Ursprung in Thüringen hat." Er wolle "nicht über die menschlichen Abgründe sprechen, die sich auftun", schrieb der 14-malige Tour-de-France-Etappensieger Kittel.

aho/dpa