Bundesliga

Werder Bremens Nuri Sahin: Premiere mit spektakulärem Ende

Bremen: Ex-Dortmunder holte den Pokal schon mal

Sahins Premiere mit spektakulärem Ende

Ballsicher: Nuri Sahin schirmt das Leder vor Paco Alcacer ab.

Ballsicher: Nuri Sahin schirmt das Leder vor Paco Alcacer ab. imago

Die Augen strahlten, als Nuri Sahin am späten Dienstagabend vor die Tribüne mit den 8000 mitgereisten Werder-Fans sprintete und dort gemeinsam mit Max Kruse, Claudio Pizarro und Co. den Achtelfinalsieg im DFB-Pokal über den BVB feierte – mitten in seinem früheren Wohnzimmer, dem Signal Iduna Park. Es waren teils dramatische, teils spektakuläre Momente, die sich in den Minuten zuvor auf dem Platz abgespielt hatten: Zweimal lag Werder in Rückstand, zweimal kamen sie zurück. Um dann im Elfmeterschießen cool zu bleiben und den Favoriten vor heimischer Kulisse aus dem Wettbewerb zu kegeln.

"Als ich unsere Schützen gesehen habe, da wusste ich: Heute geht etwas!", sagte Sahin später, als sich die erste Euphorie gelegt hatte. Doch auch mehr als eine halbe Stunde nach Spielschluss war sie noch zu spüren, die Anspannung und Aufregung, die der Spielverlauf in Sahin geweckt hatte. An Stillstehen war nicht zu denken, immer wieder tänzelte er von einem Fuß auf den anderen, knetete seine Hände oder grinste breit. "Ich freue mich. Extrem sogar", sprach er aus, was alle sehen konnten. "Es ist cool, in meinem Alter noch einmal so ein Erlebnis zu haben."

Spielersteckbrief Sahin
Sahin

Sahin Nuri

Trainersteckbrief Kohfeldt
Kohfeldt

Kohfeldt Florian

Nun ist Sahin mit seinen 30 Lebensjahren wahrlich kein Methusalem. Erst recht nicht in einer Elf, in der der 40-jährige Pizarro – am Dienstag in der laufenden Partie erst Tor- und dann später sicherer Elfmeterschütze - spielt. Und doch hat er in seiner Karriere schon so viel gesehen, dass seine Selbsteinordnung nachzuvollziehen war. Sahin spielte beim BVB, in Madrid, in Liverpool. Er ist Deutscher Meister, Pokalsieger, Champions-League-Finalist.

Sahin als Innenverteidiger

Eine Sache aber, die hatte auch er bis zu diesem Dienstag noch nicht erlebt: Ein Spiel als Innenverteidiger. Werder-Trainer Florian Kohfeldt hatte sich die neue Position für seinen Routinier ausgesucht, um Philipp Bargfrede als "Kettenhund" von Marco Reus freizustellen, ohne auf dessen spielerische Qualität im Aufbau zu verzichten. "Wir haben die Rolle der beiden getauscht – und beide haben das sehr, sehr gut gemacht", bilanzierte Kohfeldt zufrieden.

Sahin teilte diese Einschätzung: "Ich habe es zum ersten Mal gemacht in meiner Karriere. Ich denke, dafür war es nicht so schlecht. Ich habe mich für weitere Auftritte beworben." In der Tat: Bis zu seiner taktisch bedingten Auswechslung in der 75. Minute half er tatkräftig dabei mit, dass die Dortmunder offensiv nur wenig Konstruktives geschweige denn Gefährliches zustande brachten. Und die Ballsicherheit und Souveränität, die er im Aufbau ausstrahlt, die halfen Werder zusätzlich, die Dortmunder in Schach und somit lange richtig ins Spiel kommen zu lassen.

Sahin: "Dem habe ich nichts hinzuzufügen."

Und jetzt? Zwei Siege sind es noch bis Berlin. Sahin jedenfalls hat Blut geleckt. "Ich habe den Pokal schon geholt. Ich hätte nichts dagegen, wenn noch ein weiterer Titel dazukommen würde", sagte er, bevor er ein kurzes Gespräch mit seinem noch etwas erfahreneren Teamkollegen Pizarro öffentlich machte: "Wir haben kurz geredet. Wenn mein Spanisch gereicht hat, um ihn richtig zu verstehen, dann meinte er, es gäbe nichts Schöneres, als das Pokalfinale in Berlin zu spielen. Dem habe ich nichts hinzuzufügen."

Matthias Dersch