3. Liga

FCK-Führungsetage vor der Zerreißprobe

Geldakquise spaltet - Aufsichtsratschef Banf droht die Abwahl

FCK-Führungsetage vor der Zerreißprobe

Ihm droht die Abwahl: Aufsichtsratschef Patrick Banf.

Ihm droht die Abwahl: Aufsichtsratschef Patrick Banf. picture alliance

An den Positionen zu einem möglichen Einstieg eines millionenschweren Investors wie dem Russen Michail Ponomarev ist die Situation in der Pfalz letztlich eskaliert. Weil Aufsichtsratschef Banf sich kritisch gegenüber mächtigen Großinvestoren zeigt und eine teure Zwischenfinanzierung in Kreditform favorisiert, erwägen die Aufsichtsräte Michael Littig, Paul Wüst und Jürgen Kind, auf einer Sitzung des Gremiums am Montag dem Vorsitzenden das Vertrauen zu entziehen. Da aktuell nur noch Kontrolleur Jochen Grotepaß auf Seiten Banfs steht, kann das Trio mit einer einfachen Mehrheit den bisherigen Chef absetzen und durch einen Neuen zu ersetzen. Hierfür gilt der Kommunalpolitiker und Software-Unternehmer Littig als Favorit.

Aber auch mit einem neuen Vorsitzenden erscheint eine weitere Zusammenarbeit im Fünfer-Gremium in der aktuellen Konstellation nahezu ausgeschlossen. Würde Banf nach einem Misstrauensvotum komplett von seinem Mandat als Aufsichtsrat, das ihm ansonsten nur eine Stimmenmehrheit auf einer Mitgliederversammlung entziehen könnte, zurücktreten? Oder erwägt das Trio um Littig einen Rückzug, wodurch auf einen Schlag ohne Vorkenntnisse drei neue Mitglieder von der Nachrückerliste in das Gremium einziehen müssten und die Führungskrise weiter verschärft würde? So oder so - von der angestrebten Stärke durch (internen) Zusammenhalt entfernt sich der Fritz-Walter-Club weiter mit großen Schritten. Eine fatale Entwicklung angesichts der existenzbedrohenden Situation.

1. FC Kaiserslautern - Vereinsdaten
1. FC Kaiserslautern

Gründungsdatum

02.06.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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3. Liga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
VfL Osnabrück VfL Osnabrück
41
2
Karlsruher SC Karlsruher SC
39
3
KFC Uerdingen 05 KFC Uerdingen 05
37

Ich habe alle Aufsichtsräte umfassend über die Lage und die Handlungsoptionen der Kapitalgesellschaft informiert.

Geschäftsführer Michael Klatt

Intern sehen einige Akteure Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt als Verbündeten von Banf an und formulieren hinter vorgehaltener Hand den Vorwurf, Klatt würde Informationen gegenüber einzelnen Aufsichtsräten bewusst zurückhalten und damit das Zerwürfnis begünstigen. Klatt wies das im Gespräch mit dem kicker vehement zurück und erklärt: "Ich habe alle Aufsichtsräte mit schriftlichen Dossiers umfassend über die Lage und die Handlungsoptionen der Kapitalgesellschaft informiert."

Vertrauen in Aufsichtsratschef Banf scheint verloren

Derweil ist offensichtlich, dass die Investorensuche bei weitem nicht so verläuft, wie es nach der Gründung der FCK GmbH & Co. KGaA im September 2018 anvisiert war. Ein interner Plan sah nach kicker-Informationen vor, bis Dezember 2018 rund acht bis zehn Millionen Euro an Eigenkapital eingesammelt zu haben. Dieser misslang, wofür sich Banf, der sich entgegen seiner ehrenamtlichen Kernaufgabe als Kontrolleur im Hintergrund gerne öffentlich präsentiert und als Speerspitze der Investorensuche geriert, gegenüber den Kollegen im Aufsichtsrat nun rechtfertigen muss. Der Vorwurf an ihn lautet, es fehle ein klares Konzept, die Zwischenfinanzierung sei zudem nur eine Flucht aufgrund nicht gewollter Alternativen. Das Vertrauen in den 53-Jährigen, der seit Dezember 2017 an der Spitze des Kontrollgremiums steht, scheint verloren.

Doch alternative Geldquellen scheinen möglich. Der Kontakt zu Uerdingens Investor Ponomarev, hergestellt über Littig, besteht schon seit einigen Monaten. So soll der FCK in den Gedanken des russischen Geschäftsmanns bereits länger eine Rolle spielen. Obwohl ein Ausstieg bei den Krefeldern derzeit ausgeschlossen scheint, könnte der FCK eine reizvolle Option für ihn sein, da er anders als der KFC bereits über die nötige Infrastruktur für eine langfristige Bundesliga-Zugehörigkeit verfügt.

Michael Klatt

Mahnt zur Einigkeit: Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt. picture alliance

"Domino-Effekt" durch Ponomarev?

Laut Statuten Von DFL und DFB, die einen zu großen Einfluss bei mehreren Vereinen derselben Liga verhindern, könnte Ponomarev zurzeit allerdings nicht im großen Stile investieren. Durch die Anteilsmehrheit in Uerdingen wären nur 9,9 Prozent der Anteile möglich, was bei dem aktuell taxierten Vereinswert des FCK von 120 Millionen Euro rund 12 Millionen Euro entsprechen würde. Es wäre ziemlich genau die Summe, die den Pfälzern derzeit fehlt, um den Spielbetrieb über den Sommer hinaus aufrechtzuerhalten. Einen Sitz im mächtigen Beirat der FCK-Kapitalgesellschaft, derzeit noch identisch mit dem fünfköpfigen Vereins-Aufsichsrat, würde sich Ponomarev dadurch aber nicht sichern. Hierzu ist ein Investment über mindestens 20 Prozent der Aktien nötig.

Die Hoffnung einer Verantwortungsträger: Ein Einstieg Ponomarevs oder eines anderen Großinvestors könnte für einen "Domino-Effekt" sorgen. So besteht bereits Kontakt zu einigen potenziellen Geldgebern, die noch darauf warten, bis ein Ankerinvestor ins Boot geholt wird. Wäre der Anfang gemacht, könnte sich zumindest die finanzielle Lage der Lauterer schneller als erwartet verbessern.

Die jüngsten Turbulenzen erweitern nahtlos das zerstrittene Bild, das der Traditionsverein in der Öffentlichkeit seit Wochen abgibt. Schon am 22. Dezember wurde Vereinsvorstand Rainer Keßler nach Differenzen mit der Geschäftsführung um Martin Bader (Sport) und Klatt von seinem Posten durch den Aufsichtsrat abberufen. Über dessen Nachfolge soll im Anschluss an die Aufsichtsratssitzung am Montag beraten werden - fraglich ist nur, in welcher Konstellation dieser dann noch besteht. Vier potenzielle Kandidaten für den ehrenamtlichen Vorstandsposten und eine Stellvertreter-Position wurden eingeladen.

Nike-Deal spült jährlich 600.000 Euro in die Kassen

Abseits aller Unruhen lieferte die Woche aus Lauterer Sicht aber auch eine positive Meldung. Der amerikanische Sportartikelriese Nike löst ab der kommenden Saison 2019/20 Uhlsport als Ausrüster der Pfälzer ab und bindet sich gleich über fünf Jahre an die Pfälzer . Der maßgeblich von Sportchef Bader eingefädelte Deal spült in der 3. Liga jährlich etwa 600.000 Euro in die klammen Kassen, hinzu kommen Ausrüstungsgegenstände. In der 2. Liga soll der Betrag deutlich höher liegen. Aber auch an diesem Abschluss entzündet sich mancherorts intern Kritik. Nicht alle Aufsichtsräte sollen vorab umfassende Kenntnis von diesem zustimmungspflichtigen Geschäft gehabt haben, was bei Belegbarkeit einen Satzungsverstoß darstellen würde.

Ich habe bei der Mitgliederversammlung gesagt: Mit Zwietracht und Missgunst werden wir unsere Ziele nicht erreichen.

Geschäftsführer Michael Klatt

"Ich habe bei der Mitgliederversammlung gesagt: Mit Zwietracht und Missgunst werden wir unsere Ziele nicht erreichen", betonte Klatt nochmals und mahnte zur Einigkeit: "Wir müssen verstehen, dass wir mit der Lizenzerlangung ein großes Ziel haben, dem wir alles unterordnen müssen." Bis März muss die 12 Millionen-Euro-Lücke geschlossen sein, um erfolgsversprechende Unterlagen zur Drittligazulassung beim DFB einreichen zu können.

Und wie soll nun das Geld aufgetrieben werden? Klatt will sich keinem Weg verschließen und erklärt: "Am liebsten ist mir natürlich Eigenkapital. Aber ich muss auch die Alternativen prüfen. Das sind eine auf Fremdkapital basierende Zwischenfinanzierung, eine mögliche neue Fan-Anleihe sowie Eigenkapital-Einlagen von mehreren Geldgebern ab 100.000 Euro." Die Finanzierung sei noch nicht fix, nach Klatts Ansicht wird es wohl auf einen Mix der drei Möglichkeiten hinauslaufen. Ungeachtet aller Querelen ist der Finanzchef "guter Dinge, dass wir die Lizenz für die kommende Saison erhalten". Damit wäre die drohende Insolvenz abgewendet. Wie viel Porzellan auf diesem Weg auf dem Betzenberg noch zerschlagen wird, bleibt allerdings spannend zu beobachten.

Moritz Kreilinger/Carsten Schröter-Lorenz/BH/pak