Bundesliga

Augsburgs Torwart Fabian Giefer im kicker-Interview: "Meine Rolle ist auch vom Mut des Trainers abhängig"

Augsburgs Torwart im kicker-Interview

Giefer: "Meine Rolle ist auch vom Mut des Trainers abhängig"

Will sich zurück kämpfen: Fabian Giefer.

Will sich zurück kämpfen: Fabian Giefer. imago

Aus Augsburgs Trainingslager in Algorfa berichtet David Bernreuther

Herr Giefer, wie anstrengend ist ein Trainingslager eigentlich für einen Torwart? Wir hatten ein hohes Pensum in den letzten Tagen, aber das ist okay. In der kurzen Pause verliert man ja nicht viel. Auch wir Torhüter hatten im Urlaub ein paar Läufe zu absolvieren, ansonsten konnte ich mit meiner Familie ein bisschen die Seele baumeln lassen. Die Hinrunde verlief für Sie turbulent. Sie gewannen erst das Duell um die Nummer 1 gegen Andreas Luthe und verloren Ihren Platz dann schnell wieder. Hat Ihnen etwas Abstand gutgetan? Das sind Dinge, die im Fußball passieren. Auch wenn sie nicht erfreulich sind, kann ich daraus etwas lernen. Der Umgang mit so einer Situation stärkt. Das hilft mir, wenn die nächste Chance kommt – und das ist mit 28 Jahren nicht unwahrscheinlich. Die Tatsache, dass ich am Anfang gespielt habe, war ein Zeichen dafür, dass ich die Qualität definitiv habe. Darauf kann ich aufbauen. Am 3. Spieltag beim 1:2 in Mainz patzten Sie vor beiden Gegentoren nach hohen Hereingaben. Wie bewerten Sie diese Fehler im Nachhinein? Ich bin ein offensiver Torhüter, die Strafraumbeherrschung ist eine meiner großen Stärken. Wenn ich sie nicht ausspiele, kann ich der Mannschaft nicht helfen. Es ist nicht meine Art, auf der Linie zu bleiben, nur um mich nicht angreifbar zu machen. Die erste Situation in Mainz ist eine Frage von Millimetern, aber es war richtig, raus zum Ball zu gehen. In der zweiten Situation war es vielleicht ein bisschen erzwungen, daraus muss ich lernen. Andere Torhüter würden nach einem Fehler wahrscheinlich erst mal vorsichtiger agieren. Ist das Typsache? Das ist eine Grundsatzfrage. Ich würde mir nie eine Stärke nehmen lassen. Ich bleibe nie am Boden liegen, sondern stehe auf und mache weiter. Gegen Bremen ließen Sie eine Woche später vor dem 2:3 einen harmlosen Querpass durch die Hände rutschen. Was lief schief? Das ist eine ganz andere Kategorie von Fehler. Ich hörte einen Ruf im Rücken, war kurz abgelenkt und dachte vielleicht eine Millisekunde zu früh an den nächsten Schritt. Konnten Sie den Torwartwechsel nach diesen drei Patzern verstehen? Natürlich hätte ich gerne weiterhin gespielt, dann hätte die Sache eine andere Wendung nehmen können. Solche Fehler passieren Torhütern in jedem Bereich, auch in der Weltklasse. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Hätten Sie sich mehr Rückhalt gewünscht? Die Entscheidung wurde so getroffen. Ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt, dass ich in den folgenden Spielen ganz anders ausgesehen hätte. Als Manuel Baum nach dem Bremen-Spiel über die Niederlage und Ihre Fehler sprach, hatte er feuchte Augen und eine stockende Stimme. Viele fanden diese Reaktion sehr menschlich. Wie haben Sie das empfunden? Das ist schwierig einzuordnen. Ich habe es noch nicht selbst gesehen, nur davon gehört. Es war sicherlich aus der Emotion heraus geboren und so nicht geplant gewesen. Mit Gregor Kobel verpflichtete der FCA jetzt einen neuen Torwart. Er kommt mit dem klaren Anspruch zu spielen, anders ergibt die Leihe für ein halbes Jahr wohl auch keinen Sinn. Wie schätzen Sie die Situation ein? Wir sind jetzt ein Torhüter mehr, die größere Gruppe macht das Training nicht einfacher. Wichtig ist, dass der sportliche Wettkampf beibehalten wird. Schon in der Saisonvorbereitung gab es einen intensiven Zweikampf, der keinem von uns geschadet hat. Was wurde Ihnen zur Torwartsituation mitgeteilt? Ich habe im Trainingslager gute Gespräche mit dem Verein geführt. In erster Linie muss ich auf mich und meine Leistung schauen. Glauben Sie weiter an Ihre Chance in Augsburg? Ich habe schon in beide Richtungen erlebt, wie schnell sich im Fußball Dinge ändern. Auch in Augsburg bin ich sehr optimistisch. Die Rückrunde ist lang, wir haben viele wichtige Spiele. Der Manager hat mir ein klares Signal gegeben, dass er mich nicht abgeben möchte. Meine Rolle in der Rückrunde ist auch vom Mut des Trainers abhängig. Ist es mutiger, einen 21-Jährigen fast ohne Profierfahrung ins Tor zu stellen oder einen 28-Jährigen, der schon dreimal gepatzt hat? Diese Frage müssen Sie dem Trainer stellen. In erster Linie gilt es für mich, Topleistungen im Training zu bringen, um meinen Teil zu seiner Entscheidungsfindung beizutragen. Zweitligist Ingolstadt wollte Sie im Winter ausleihen. Wären Sie gerne gewechselt? Durch das Nein des FCA brauchte ich mir darüber keine Gedanken mehr zu machen, das wäre verlorene Energie. Kobel ist da, Sie dürfen nicht gehen. Wechselt also Andreas Luthe? Wir haben im Moment keine einfache Phase. Der Erfolg des Vereins steht über allem, vielleicht geht man deshalb lieber auf Nummer sicher. Könnten Sie es nachvollziehen, wenn Sie in der Rückrunde wieder auf der Tribüne sitzen sollten? Wenn man es mir sportlich begründen kann, dann ja. Wenn nicht, wird es sehr schwer. Sie kamen 2017 nach Augsburg mit dem Ziel, die Nummer 1 zu werden. Wie lange kommt für Sie eine Rolle als Ersatzmann noch infrage? Das ist sicher irgendwann ein Thema. Vor allem, wenn ich das Gefühl habe, dass es hier auf Dauer nicht funktioniert. Aber ich habe noch zweieinhalb Jahre Vertrag und der Manager hat mir deutlich gemacht, dass er langfristig mit mir plant. Sonst könnte er mich ja gehen lassen. Wir reden offen miteinander und haben in dieser Frage eine relativ übereinstimmende Meinung. Nach der Hinrunde steckt der FCA im Abstiegskampf. Worauf kommt es jetzt an? Wir dürfen keine Hektik aufkommen lassen und müssen uns auf das besinnen, was wir können. Wir haben einen extrem guten Kader. Bei fünf, sechs Spielern würde der Manager wahrscheinlich nicht ans Telefon gehen, wenn Angebote unter zehn Millionen Euro kommen. Das ist ein Zeichen für unsere Qualität, die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben. Da muss man sich natürlich die Frage stellen, warum wir im gesamten Jahr 2018 trotzdem nur 32 Punkte geholt haben. Für uns kam die Winterpause sehr gelegen, wir müssen jetzt unseren Rhythmus aufnehmen. Zum Start geht es am 19. Januar gegen Ihren Ex-Klub Düsseldorf. Was erwarten Sie? Die Fortuna wird richtig heiß sein. Nach neun Punkten aus der englischen Woche vor Weihnachten haben sie viel Schwung. Wir wollen Düsseldorf packen und mit einem Sieg gleichziehen.

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