Bundesliga

Hoeneß-Kritik? "Man kann es auch übertreiben"

FCB-FCN: Schwabl im kicker-Interview

Hoeneß-Kritik? "Man kann es auch übertreiben"

Sprach über sein Ex-Klubs: Manfred Schwabl.

Sprach über sein Ex-Klubs: Manfred Schwabl. imago

Als Aktiver spielten Sie, Herr Schwabl, für den Club aus Nürnberg, die Münchner Löwen und den FC Bayern. Am Samstag kommt's in der Bundesliga zum Duell zweier Ex-Klubs. Wie genau schauen Sie noch auf ihre einstigen Vereine?
Ich bin in der 3. Liga enorm eingebunden, verfolge die Bundesliga daher eher am Rande. Aber natürlich hat man einen Blick auf die Klubs, für die man mal gespielt hat.

Wie sehen Sie den Aufsteiger und was trauen Sie ihm zu?
Klar ist: Nürnberg gehört definitiv in die Bundesliga. Der Aufstieg hat eine gewisse Euphorie ausgelöst, die dem Verein guttut. Aber wenn man auf das Budget schaut, zählt am Ende nur der Klassenerhalt. Ich traue es ihnen zu. Das Potenzial dafür ist da. Wenn sie über die mannschaftliche Geschlossenheit kommen, wird es ihnen gelingen.

Andreas Bornemann, der Manager, hat beim kicker-Redaktionsbesuch betont, mit Trainer Michael Köllner im Falle eines Abstiegs auch wieder zurück in die 2. Liga zu gehen. Ist Kontinuität das Wichtigste?
Das kommt schon auch immer auf die Personen an. Aber wir bei Unterhaching sind auch zusammen ab- und wieder aufgestiegen. Ich bin ein Freund der Kontinuität, aber wir alle wissen auch, dass es in diesem schnelllebigen Geschäft sehr schwierig ist.

Beim FC Bayern haben die Bosse auch ihrem Trainer den Rücken gestärkt, obwohl es sportlich nicht sonderlich gut läuft in dieser Saison.
Das stimmt. Aber es ist bisher nur eine kleine Delle, die manchmal auch nicht schadet. Jetzt haben sich die Bayern wieder gefangen. Und bis zum Saisonende wird der FC Bayern der einzige Konkurrent von Borussia Dortmund sein. Für mich ist es eine 50:50-Situation, denn auch der BVB wird mal Rückschläge hinnehmen müssen.

Neun Punkte Rückstand sind also noch machbar?
Ja, schon. Weil die Qualität im Bayern-Kader nach wie vor groß genug ist, um letztlich wieder um den Titel mitzuspielen. Die Meisterschaft entscheidet sich dieses Mal erst sehr spät in der Saison.

Neben dem Platz gibt es momentan auch die Diskussionen um eine neue Führungsetage. Wie schätzen Sie die Lage in München ein?
Ich kenne die bestehende Führung der Bayern sehr gut. Man muss vor den Beteiligten, vor allem vor Uli Hoeneß, den Hut ziehen. Ohne ihn gäbe es den FC Bayern nicht. Er hat den Klub zu dem gemacht, was er ist. Wenn wie vergangene Woche mal Kritik aufkommt, dann gehört das dazu. Aber man kann es auch übertreiben.

Inwiefern?
Es ist schon seltsam: Kaum funktioniert mal nicht alles wie gewünscht, kommen alle aus ihren Löchern heraus. Warum ist bei all dieser Kritik gegen Uli niemand aus dem Vorstand aufgestanden und hat Stopp gesagt? Das hat mich echt gewundert, weil sich Uli sonst ja auch immer vor seine Leute stellt und jeden bis aufs Blut verteidigt. Ich bin selbst Präsident, bei einem deutlich kleineren Verein, und weiß, wie es ist, wenn man den Kopf für alles hinhalten muss, vor allem wenn der Wind weht.

Ihr Team steht wie der FC Bayern auf Platz 4. Wohin führt der Unterhachinger Weg in dieser Saison?
Ich sehe es anders. Wir sind nicht Vierter, sondern 13 Punkte von den Abstiegsplätzen entfernt. Bei uns steht jetzt eine Ausgliederung an, weil wir uns professioneller aufstellen wollen. Da ist mir wichtig, dass ich im Frühjahr nicht um die Ligazugehörigkeit zittern muss.

Momentan hinterlässt Ihre Mannschaft einen gefestigten Eindruck.
Sie hat sich entwickelt und ist in sich gewachsen, das freut mich schon. Wir haben eine eingespielte Mannschaft - nicht mehr, nicht weniger. Die wollen wir im Sommer mit ein oder zwei Spielern verstärken und gewiss nicht auseinanderreißen. Weil sie auch von den Charakteren her super zusammenpassen. Mal sehen, ob in zwei oder drei Jahren dann ein Aufstieg möglich ist.

Abschließend nochmal zurück zur Bundesliga: Ihr Tipp für Samstag?
Nürnberg hat das Remis gegen Leverkusen gutgetan. In München glaube ich aber nicht, dass der Club etwas mitnehmen kann. Bayern muss gewinnen. Und der FCN muss seine Punkte gegen andere Teams holen. Deshalb sage ich 3:1.

Interview: Georg Holzner