Bundesliga

Bundesliga, Borussia Dortmund: Wie Lucien Favre gegnerische Systemwechsel beherrschen will

BVB: Kapseleinriss bei Wolf - Bei Witsel sieht es gut aus

Wie Favre die gegnerischen Systemwechsel beherrschen will

Viele BVB-Gegner sind aufs Zerstören aus: Lucien Favre.

Viele BVB-Gegner sind aufs Zerstören aus: Lucien Favre. imago

Wenn am Samstag (Anstoß 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) der SC Freiburg im Signal Iduna Park gastiert, wird aller Voraussicht nach auch Axel Witsel wieder mit von der Partie sein. Dortmunds Mittelfeld-Lenker hatte seinen Dienst am Mittwochabend vorzeitig aufgrund von Krämpfen beendet. "Ich denke, es wird gehen", glaubt Lucien Favre, der die Frage nach einem bevorstehenden Comeback Marcel Schmelzers bewusst nebulös beantwortete: "Man wird sehen, wer im Kader ist." Hinter dem BVB-Linksverteidiger liegt eine zweimonatige Pause (Knochenmarködem am Knie). Definitiv aussetzen muss Marius Wolf, er hat sich am Mittwoch einen Kapseleinriss im rechten Knie zugezogen.

Vor dem Duell mit dem Tabellen-Elften schließt Favre mehr und mehr Bekanntschaft mit dem Gedanken, dass die Herangehensweise der Dortmunder Kontrahenten immer defensiver ausfällt. Es ist in der Bundesliga in Mode gekommen, dass sie eine Dreier- bzw. Fünferkette formieren, um den brandgefährlichen BVB-Außen viel von ihrer Wirkung nehmen. Ob in Zukunft alle Gegner der Borussia ihren Fußball so ausrichten wie Brügge und nur noch darauf aus sein werden, das Dortmunder Spiel zu zerstören? "Ich hoffe nicht", sagt Marco Reus, für den es am Mittwochabend auch eine neue Erfahrung war, dass der Gegner "wenig bis nichts" fürs Spiel tat.

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Reus: "Plan B und Plan C" in Arbeit

Reus verspricht, dass sein Team an "Plan B und Plan C" arbeiten wird, um gegen tiefstehende Mannschaften mehr und bessere Lösungen als bei diesem schwer erträglichen 0:0 zu finden. Favre hat aufmerksam registriert, dass "viele gegen uns ihr System wechseln" und fordert von seinen Spielern: "Wir müssen das besser beherrschen, schneller spielen, schneller sehen und schärfer passen. Wir müssen unsere Gegner müde machen, damit sie ohne Ende schieben müssen."

Wenn du in einem solchen Spiel nicht in den ersten 15, 20 Minuten triffst, wird es kompliziert.

Axel Witsel

Innenverteidiger Manuel Akanji wunderte sich am Mittwoch, dass er sich ungestraft 30, 40 Meter vor dem eigenen Tor aufhalten konnte. "Das heißt alles", unterstreicht er, "wenn ich so weit nach vorne kann, versucht der Gegner nur zu verteidigen." Brügge fuhr nicht einen Mannschaftsbus vor den Strafraum, sondern zwei. Zwei nur wenige Meter auseinander stehende Viererketten, ein furchtbar enger Korridor, in dem Dortmunds Offensive keine Lücke entdeckte. "Wenn du in einem solchen Spiel nicht in den ersten 15, 20 Minuten triffst, wird es kompliziert", sagt Mittelfeldspieler Witsel.

Favre vermisst "die richtige Bewegung"

Dem Bundesliga-Spitzenreiter fehlten Tiefe und Tempo in seinen Aktionen – oder wie Favre anmerkte: "die richtige Bewegung, um das Spiel zu beschleunigen". Dass der BVB gegen Brügge 930 (!) erfolgreiche Pässe spielte, der zweithöchste Wert in der Champions League seit Beginn einer detaillierten Datenerfassung (2003/04), war ein Muster ohne Wert. 66.099 Zuschauer erlebten ein Festival der Quer- und keines der Steilpässe. "Uns haben Power und Wucht gefehlt", gesteht Reus und wirbt sogleich bei kritischen Betrachtern um mildernde Umstände: "Wir können nicht jeden Gegner aus dem Stadion fegen." Auch Witsel wirbt um Verständnis dafür, dass die Borussia "nicht alle drei, vier Tage top, top, top" spielen könne.

Reus befürchtet, dass nun auch der SC Freiburg keinen übergroßen Hang verspüren wird, den Vorwärtsgang einzulegen. "Es könnte am Samstag ähnlich werden wie gegen Brügge", ahnt der Kapitän. Wie man der Nr. 1 der Bundesliga das Leben außerordentlich schwer macht, hatten nach Hannover (0:0), Hoffenheim (1:1) und Hertha (2:2) auch Augsburg (4:3) und Mainz (2:1) aufgezeigt - gegen den Ball jeweils mit fünf Mann auf einer Linie. "Wir stellen uns darauf ein", sagte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung noch vor der Partie gegen Brügge, "wir sind eigentlich darauf vorbereitet, was uns erwartet."

Ticket nach fünf Spielen: "Hätten alle unterschrieben"

Nach ein paar Stunden Schlaf war die erste Enttäuschung über die fußballerische Tristesse und den verpassten Sieg gegen Brügge wieder verflogen. Sportdirektor Zorc erinnerte daran, dass in der Champions League die Achtelfinal-Qualifikation immer das primäre Ziel war. "Und wenn uns einer bei der Auslosung gesagt hätte, dass wir dieses Ziel schon am fünften Spieltag mit zehn Punkten erreichen würden - wir hätten alle unterschrieben."

Thomas Hennecke