Bayern München geht als hoher Favorit auf Rang eins in der Gruppe E an den Start, alles andere als der Gruppensieg wäre eine Enttäuschung für den Deutschen Meister. Dies ist schon daran abzulesen, dass alle drei Gegner sich über die Play-offs ualifizieren mussten: Benfica qualifizierte sich am Mittwochabend gegen PAOK Saloniki (1:1; 4:1), Ajax setzte sich bereits am Dienstag gegen den ukrainischen Verein Dynamo Kiew durch (3:1; 0:0) und Athen warf den ungarischen Vertreter Videoton FC (2:1; 1:1) aus.
AEK: Erstes Aufeinandertreffen mit den Bayern
Der einzige Landesmeister neben den Bayern ist AEK Athen. Der griechische Klub qualifizierte sich erstmals seit der Saison 2006/07 wieder für die Gruppenphase der Champions League. Zum insgesamt fünften Mal ist AEK dabei, der Sprung in die K.-o-Phase gelang noch nie. Auch nicht in der Spielzeit 2002/03, als man den bisher größten Erfolg in der Champions League feiern konnte. Alle sechs Spiele überstand AEK ohne Niederlage, doch Rang drei reichte nur für die Europa League. In der Zwischenrunde schalteten die Griechen Maccabi Haifa mit zwei klaren Siegen aus (4:0; 4:1), erst eine Runde später setzte es dann gegen den FC Malaga die erste Niederlage (0:0; 0:1). Für die Bayern bedeutet Athen Neuland, noch nie trafen beide Klubs in einem internationalen Pflichtspiel aufeinander.
Die Gruppenspiele der Champions League sind Festtage, die wir genießen wollen. Zudem wollen wir auch auf dem höchsten Niveau beweisen, dass wir konkurrenzfähig sind.
Marinos Ouzounidis
AEK wurde in der vergangenen Spielzeit souverän Meister und bezog im gesamten Saisonverlauf nur zwei Niederlagen. Es war der erste Meistertitel seit 24 Jahren. Allerdings musste der Verein den Verlust von Erfolgstrainer Manolo Jimenez verkraften, der Spanier verabschiedete sich zu UD Las Palmas. Sein Nachfolger wurde Marinos Ouzounidis, der vom Lokalrivalen Panathinaikos kam. Bekannteste Spieler im Team von AEK sind Mittelfeldmann Ioannis Gianniotas, der einst für Fortuna Düsseldorf in der 2. Liga spielte, sowie der vom AS Rom ausgeliehene argentinische Angreifer Ezequiel Ponce.
Ajax: Trainer ten Hag mit Bayern-Vergangenheit
Deutlich mehr Spuren auf der internationalen Bühne hinterlassen haben Ajax Amsterdam und Benfica Lissabon. Allerdings liegen die besten Zeiten der beiden Klubs schon eine Weile zurück. Ajax war in den 70er Jahren mit Johan Cruyff eines der dominierenden Teams Europas und gewann den damaligen Europapokal der Landesmeister 1971, 1972 sowie 1973. Ajax setzte vor allem mit dem "Voetbal total" unter Trainer Rinus Michels spielerische Maßstäbe. Nachdem Cruyff aber zum FC Barcelona gewechselt war und Michel die niederländische Nationalelf übernommen hatte, blieben die großen Erfolge lange Zeit aus. Zwar dominierte Ajax den niederländischen Fußball, ist sowohl Rekordmeister als auch Rekordpokalsieger. Doch erst im Jahr 1987 machte Ajax mit dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger wieder von sich reden. Im Jahr 1992 machte die Amsterdamer mit dem Gewinn im UEFA-Cup die europäische Trophäensammlung komplett. Ajax ist neben dem FC Bayern München, Juventus Turin, Manchester United sowie dem FC Chelsea einer von fünf Vereinen, die in allen drei europäischen Klub-Wettbewerben triumphierten.
Ein letztes Ausrufezeichen setzte Ajax in der Saison 1994/95, als die von Louis van Gaal trainierte junge Ajax-Elf im Finale der Champions League gegen Juventus Turin mit 1:0 gewann. Ein Jahr später gelang nochmals der Einzug in das Finale, dieses Mal setzte sich aber Juve im Elfmeterschießen durch. Es sollte das letzte Mal sein, dass Ajax internationale für Furore sorgen konnte. Zwar brachte die berühmte Nachwuchsakademie immer wieder Talente hervor, diese verließen aber Ajax schon in jungen Jahren, um bei anderen Klubs zu spielen. Finanziell konnte Ajax mit den Konkurrenten nicht mehr mithalten.
Bayern hat mit Ajax unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Im Landesmeisterpokal 1972/73 zog der FCB im Viertelfinale ebenso den Kürzeren wie im Champions-League-Halbfinale 1994/95. Dagegen setzten sich die Münchner im Achtelfinale 1980/81 durch. Auch das letzte Aufeinandertreffen in der Gruppenphase der Saison 2004/05 überstanden die Bayern ohne Niederlage. Trainiert wird Ajax übrigens von Erik ten Hag, der zwischen 2013 und 2015 für den FCB II verantwortlich war. Bekannteste Spieler sind Daley Blind sowie Ex-Schalke-Stürmer Klaas Jan Huntelaar.
Benfica leidet bis heute unter dem "Guttmann-Fluch"
Seit 2003 (!) bei Benfica Lissabon: Luisao. Getty Images
Noch weiter zurück liegen die Erfolge von Benfica Lissabon. Die Adler gewannen 1961 und 1962 den Europapokal der Landesmeister. Nachdem im Finale 1962 der FC Barcelona mit 5:3 geschlagen wurde, verließ der damalige Erfolgstrainer Bela Guttmann im Zorn den Klub und soll den Verein mit einem Fluch belegt haben. Bei seinem Abgang soll er gesagt haben, dass "Benfica in 100 Jahren keine Titel mehr gewinnen" werde. Zumindest international hat der "Guttmann-Fluch" bis heute Bestand. Denn Benfica verlor seitdem alle acht europäischen Endspiele: 1963, 1965, 1968, 1988 sowie 1990 im Europapokal der Landesmeister, 1983 im UEFA-Cup sowie 2013 und 2014 in der Europa League.
National ist Benfica aber unangefochten die Nummer eins, ist Rekordmeister (36-mal) und Rekordpokalsieger (26-mal) in Portugal. Zwar liefen der FC Porto und der Lokalrivale Sporting in jüngerer Zeit Benfica zwischenzeitlich den Rang ab, doch mit vier Titeln in Folge zwischen 2014 und 2017 rückte Benfica die Verhältnisse wieder gerade. Benfica war lange Zeit der Fußballklub mit den meisten Mitgliedern weltweit, wurde aber 2014 von den Bayern abgelöst.
Benfica nahm in den letzten Jahren regelmäßig an der Champions League teil, mit den Bayern kreuzten die Portugiesen viermal die Klingen, immer behielt der FCB die Oberhand: Einmal in der Saison 1995/96 im UEFA-Cup, 1975/76 sowie 1981/82 im Europapokal der Pokalsieger sowie in der Spielzeit 2015/16 im Viertelfinale der Champions League (1:0; 2:2). Trainiert wird Benfica vom Portugiesen Rui Vitoria, der das Amt im Juni 2015 vom scheidenden Jorge Jesus übernommen hatte. Bekannteste Spieler sind Abwehrrecke Luisao, der bereits seit 2003 (!) für Benfica spielt, Mittelfeldregisseur Pizzi sowie der argentinische Angreifer Eduardo Salvio. Bundesligavergangenheit besitzt Haris Seferovic (Eintracht Frankfurt) sowie Ersatzkeeper Odisseas Vlachodimos (VfB Stuttgart).