WM

Mexiko: Juan Carlos Osorio sanfte Kritik am Schweden-Stil

Im Achtelfinale gegen Brasilien

Mexiko: Osorios sanfte Kritik am Schweden-Stil

Seit 2015 Trainer von Mexiko: Juan Carlos Osorio.

Seit 2015 Trainer von Mexiko: Juan Carlos Osorio. Getty Images

Es war eine derbe Niederlage, die Osorio mit seinem mexikanischen Team hatte einstecken müssen. Drei Tore kassierten die zuvor so leidenschaftlich und euphorisch aufspielenden Mittelamerikaner von Schweden. Nur weil Deutschland gegen Südkorea patzte , zog El Tri in das Achtelfinale ein. "Zunächst muss ich sagen: Wir haben uns für das Achtelfinale qualifiziert, weil wir Deutschland und Südkorea bezwungen haben", betonte Osorio zu Beginn der Pressekonferenz nach dem Spiel, schob aber nach: "Trotzdem bin ich heute sehr verletzt."

Keine Frage: Die 0:3-Schlappe gegen die Skandinavier hatte Spuren bei dem 57-Jährigen hinterlassen . Fast schon gebetsmühlenartig wiederholte der Kolumbianer, dass das abschließende Gruppenspiel eine Lehrstunde für ihn persönlich gewesen sei - speziell was die Defensive betraf. Dort war Mexiko erneut mit einer Viererkette angetreten. Aufgrund der zuvor zufriedenstellenden Ergebnisse hatte Osorio, sonst eigentlich ein Freund von gegnerabhängigen Anpassungen, der siegreichen Startelf des Südkorea-Spiels (2:1) vertraut.

Trainersteckbrief Osorio
Osorio

Osorio Juan Carlos

Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe F
Pl. Verein Punkte
1
Schweden Schweden
6
2
Mexiko Mexiko
6
3
Südkorea Südkorea
3
Weltmeisterschaft - Vorrunde, 3. Spieltag
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Osorio: "Wir müssen einen Mittelweg finden"

Die großgewachsenen, physisch starken Schweden machten Mexikos Vorhaben, die Gruppe mit einem Sieg als Erster abzuschließen, allerdings schnell zunichte. Vor allem der Vorteil in Kopfballduellen, einen Aspekt, auf den sich Schweden im Vorfeld extra fokussiert hatte, regte Osorio zum Nachdenken an. Ruhig, sachlich, aber bestimmt fasste er seine Gedanken in Worte. "Das nächste Mal, wenn wir gegen einen Gegner antreten, der so direkt spielt, treten wir mit drei Verteidigern an, die aus dem Mittelfeld unterstützt werden", kündigte er an. "Wir müssen einen Mittelweg finden, um Chancen durch die Luft zu unterbinden, aber trotzdem unseren eigenen Stil zu spielen."

Wenn du denkst, das ist der richtige Weg, muss man das akzeptieren.

Juan Carlos Osorio über Schwedens Stil

Stil war das Stichwort. Denn Schwedens Ansatz beschäftigte Mexikos Trainer lange - und regt ihn zu sanfter, aber deutlicher Kritik an. "Du identifizierst dich mit einer Idee, wie du Fußball spielen willst. Ich respektiere diese Art, glauben Sie mir", holte er aus. Aber: "Ich bin nicht mit ihr einverstanden. Schweden spielt niemals von hinten heraus, alles geht vom Torhüter aus direkt zu den Stürmern. Wenn du denkst, das ist der richtige Weg, muss man das akzeptieren."

Für ihn und seine Spieler gelte es, aus der Partie Lehren zu ziehen. "Ich hoffe, irgendwann bekommen wir es hin, dass wir guten Fußball spielen und Teams schlagen, die solchen Fußball spielen", erklärte Osorio. Vielleicht schon im Achtelfinale? In das zog Mexiko bei allem Frust zum siebten Mal in Folge (das schaffte nur der kommende Gegner Brasilien) trotzdem ein, was den Trainer umso mehr dazu ermutigte, die Niederlage als wichtige Erfahrung zu verbuchen: "Nachdem wir uns für das Achtelfinale qualifiziert haben, würde ich lieber so verlieren, wie wir es heute getan haben. Wenn wir nicht weitergekommen wären, hätte ich das nicht akzeptiert. Das wäre zu viel gewesen."

Brasilien wartet - und das achte Aus im Achtelfinale?

Es sei jetzt ohnehin nicht die Zeit, etwas zu bereuen. "Wir müssen uns auf den nächsten Gegner konzentrieren", forderte er. Der ist mit Brasilien eine äußerst große Herausforderung - die 0:3-Niederlage hatte zur Folge, dass Mexiko auf den zweiten Rang zurückfiel und damit das wohl leichtere Los, die Schweiz, verpasste. Um nicht zum siebten Mal in Folge im WM-Achtelfinale auszuschreiben, dürfte Osorio wohl kaum ein weiteres Mal auf Veränderungen und Anpassungen verzichten.

pau