WM

Messi: "Wir haben rausgehauen, was drin war"

Argentinien: Jubel, Medienkritik und Warnung vor Frankreich

Messi: "Wir haben rausgehauen, was drin war"

Stolz und überglücklich nach dem Einzug ins WM-Achtelfinale: Argentiniens Kapitän Lionel Messi.

Stolz und überglücklich nach dem Einzug ins WM-Achtelfinale: Argentiniens Kapitän Lionel Messi. imago

Aus St. Petersburg berichtet Jörg Wolfrum

War es am Tag vor dem Spiel nicht viel um Psychologie gegangen, um reales und virtuelles Erleben? Nun stand Javier Mascherano nach dem Spiel im Bauch des Stadions von St. Petersburg und hatte ganz real verpflasterten Cut über der linken Augenbraue. "Ich bin kein Experte in Psychologie, aber heute haben wir eine Grenze überschritten", sagte der 34-Jährige Anführer. Er meinte das nach all dem Ärger in den letzten Tagen um vermeintliche oder tatsächliche Entfremdungen zwischen Mannschaft und Nationaltrainer Jorge Sampaoli positiv. "So muss es weitergehen, die Einstellung hat gestimmt." Aber der Mittelfeldspieler betonte auch: "Das ist ja nur das erste Spiel gewesen mit Finalcharakter."

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Ein Spiel, in dem der "Jefe", der Chef, nach anfänglich starker Leistung immer mehr abbaute und zu Beginn der zweiten Halbzeit angesichts der Klammerei gegen Leon Balogun, die Schiedsrichter Cuneyt Cakir mit Elfmeter ahndete, trotz Videobeweis. Strittig. Nicht für Mascherano: "Das war kein Elfmeter. Er nimmt das an, sinkt hin." Wenn so etwas fortan immer gepfiffen werde, "dann gibt es im Spiel acht oder zehn solcher Situationen. Fast wäre ich der Bösewicht geworden" in diesem Drama, schmunzelte der ehemalige Barca-Profi. Victor Moses hatte cool verwandelt. Den argentinischen Fans auf den Rängen, die ihr Team euphorisch unterstützen, wurde es heiß-kalt ums Herz, Oberfan Diego Maradona musste später sogar ärztlich behandelt werden.

Jetzt wartet Frankreich

Von all dem wusste Mascherano in diesem Moment nichts. Bei seiner vierten WM will er endlich das Prädikat "Verlierer-Generation" abstreifen. Auf dass das klappt müsse aber noch viel mehr kommen: "Fußballerisch müssen wir uns verbessern, allein Psychologie reiche nicht aus bei dem, was da nun bereits im Achtelfinale warte: Mit Frankreich am Samstag in Kasan im allerersten K.o.-Duell dieser WM "einer der drei, vier heißen Titelkandidaten".

Da bedarf es dann erst recht Unterstützung von außen, denn die Albiceleste hatte sich gegen Nigeria zwar weitaus verbessert gezeigt im Vergleich zum vorherigen 0:3 gegen Kroatien, aber gerade nach der Pause und dem Ausgleich verpassten es die Afrikaner, das Spiel gegen die Räume anbietenden Argentinier zu entscheiden. "Gott ist mit uns. Er wollte nicht, dass wir ausscheiden", sagte Superstar Lionel Messi, der sein Team in der 14. Minute in Führung gebracht hatte - sein erster Treffer bei dieser WM. Und irgendwie wusste man nicht, ob der Kapitän einen Gruß in den immer noch hellen St. Petersburger Himmel gesendet hatte, oder ob er den leidenden Maradona meinte.

An wen seine Kritik gerichtet war, daran gab es indes keinerlei Zweifel: an die heimischen Medien. "Die Fans haben sich nicht von dem Schwachsinn beeinflussen lassen", der kolportiert worden sei, nutzte der Superstar zugleich die Chance als gewählter "Man of the Match" es den Kritikern der letzten Tage zurückzugeben.

Doch dann war es auch schon wieder vorbei mit der Medienschelte, auch bei Messi stand die Erleichterung und der Jubel im Vordergrund, er war ja der Erste gewesen, der dem Siegtorschützen Marcos Rojo um den Hals gefallen war. "Wir haben rausgehauen, was drin war." Messi meinte das in Bezug auf den Jubel nach dem am Ende dramatischen Sieg ob des späten Tores durch Verteidiger Rojo kurz vor Schluss, das durch Gabriel Mercado von einem weiteren Verteidiger aufgelegt worden war. "Es ist herrlich, so zu gewinnen", sagte Messi noch, dann war er wieder weg. Auf dem Platz hatte er länger gefeiert als sich später den Medien gestellt: zehn lange Minuten hatte es den Anschein gehabt, als wollten sie gar nicht mehr lassen von so viel gemeinsamem Jubel mit den Fans.

Es hatte ja auch bislang nichts zu feiern gegeben bei dieser WM. Noch nie für Messi bei einer WM. Nun soll es erst losgehen, aus Sicht der Albiceleste. Am Samstag steht das zweite "Finale" an. Der verpflasterte Javier Mascherano sieht das ähnlich. Sagt aber: "Wir müssen uns steigern."

Bilder zur Partie Nigeria - Argentinien