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Interview mit dem früheren Eintracht-Spielmacher und Weltmeister von 1990 - Uwe Bein: "Ich erwarte zwei, drei Veränderungen"

Interview mit dem früheren Eintracht-Spielmacher und Weltmeister von 1990

Bein: "Ich erwarte zwei, drei Veränderungen"

Gedanken über die Nationalelf: Uwe Bein, Weltmeister von 1990.

Gedanken über die Nationalelf: Uwe Bein, Weltmeister von 1990. imago

Das 0:1 gegen Mexiko war eine böse Überraschung und wird entsprechend diskutiert. Wie war Ihr persönlicher Eindruck im Luschniki-Stadion, Herr Bein?
Auch mich beschäftigt das mit einigen Tagen Abstand noch. Nach den beiden Vorbereitungsspielen gegen Österreich und Saudi-Arabien bin ich davon ausgegangen, dass die Mannschaft weiß, dass es so nicht geht, und den Schalter umlegen kann. Sehr enttäuschend war, dass gleich so viele Spieler nicht annähernd an ihre Normalform gekommen sind.

Hat sich die Nationalmannschaft zu sehr auf ihre Voraussetzungen als Weltmeister und den Erfolg beim Confed-Cup, dort auch gegen Mexiko, verlassen?
Die Mexikaner hatten jedenfalls einen derart überraschenden Plan, dass sie mit besser ausgespielten Kontern leicht hätten deutlicher in Führung gehen können, ja müssen. Gerade in der Rückwärtsbewegung fehlte die Frische im deutschen Team, das sich womöglich zu sehr auf die eigenen Stärken verlassen hat.

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 2. Spieltag
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Spielersteckbrief Bein
Bein

Bein Uwe

Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe F
Pl. Verein Punkte
1
Mexiko Mexiko
6
2
Deutschland Deutschland
3
Schweden Schweden
3
Trainersteckbrief Löw
Löw

Löw Joachim

Welche personellen Maßnahmen erwarten Sie für das Spiel am Samstag gegen Schweden?
Es gibt in einer solchen Situation immer zwei Möglichkeiten: Entweder, man gibt den eingesetzten Spielern noch einmal das Vertrauen, wovon ich in diesem speziellen Fall nicht ausgehe, oder man sorgt für personelle Umstellungen. Ich erwarte zwei, drei Veränderungen, mit Marco Reus sicher von Anfang an, auch Julian Brandt ist eine Option.

"Nur ein Pass": Von Özil kommt zu wenig

Mesut Özil steht besonders in der Kritik. Abgesehen von der politischen Geschichte steht das Sportliche absolut im Vordergrund. Gegen Mexiko habe ich nur einen Pass gesehen, mit dem er die Abwehr überspielt hat, ansonsten eben vieles wie in den vorangegangenen Partien, zu wenig.

Müssen Akteure wie Manuel Neuer, Mats Hummels oder Toni Kroos jetzt als Führungsspieler buchstäblich den Ton angeben?
Zuletzt hörte man zu häufig nur 08/15-Ankündigungen, Klartext reden zu wollen. Vermutlich, weil jeder zunächst mit seiner eigenen Leistung beschäftigt war. Umso besser ist es jetzt, dass innerhalb der Mannschaft nun wirklich einmal auf den Tisch gehauen wurde.

Wird sich das positiv auswirken?
Das denke ich schon. Es bringt ja nichts, nach außen Unruhe zu verbreiten. Jeder Einzelne weiß, dass sie verdient verloren haben, aber dank der nur knappen Niederlage auch noch alles selbst in der Hand haben.

Hat sich Joachim Löw zu sehr auf seine Weltmeister verlassen und bei der Nominierung zu wenig gewagt?
Die Nominierung wird ja breit diskutiert. Meine Meinung ist: Wirklich beurteilen können die Kriterien und die Grundlagen für die Entscheidung bei einer Nominierung nur Jogi Löw und sein Trainerstab.

"Ich hätte einen Nils Petersen mitgenommen"

Hätten sie Leroy Sané mitgenommen?
Grundsätzlich ja. Ich hätte auch einen Nils Petersen mitgenommen, der beim SC Freiburg eine überragende Bundesliga-Saison gespielt und 15 Tore geschossen hat. Petersen hatte das Pech, im Testspiel in Österreich (1:2, Anm. d. Red.) gar nicht einbezogen worden zu sein, bekam vom Mittelfeld praktisch keinen Ball. Schade, dass er nach einem Länderspiel weg vom Fenster war. Ähnlich erging es Marvin Plattenhardt gegen Mexiko. Er war im Prinzip immer frei. Der Raum war sehr oft da, aber es kam weder aus dem Mittelfeld noch aus der Abwehr ein Ball zu ihm.

Wie schwer wird es gegen die Schweden?
Sieht man deren Auftritt beim 1:0 gegen Südkorea, muss man keine Angst haben. Zumal, wenn die deutsche Mannschaft die Leistung abruft, die sie selbst von sich erwartet, wie es ja auch Manuel Neuer sagte. Bei allen Mängeln, die wir festgestellt haben, gehe ich davon aus, dass beide folgenden Spiele in der Gruppe gewonnen werden. Die freien Tage und der Umzug nach Sotschi tragen dazu bei, dass die Mannschaft sich besinnt und ins Achtelfinale kommt.

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