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Im Fahrbericht: Alfa Romeo Stelvio 2.0 AT8-Q4

Italo-SUV mit 280 PS und Allradantrieb

Im Fahrbericht: Alfa Romeo Stelvio 2.0 AT8-Q4

Kommt auch hier klar: Dank Allradantrieb Q4 muss der Stelvio nicht vor schwieriger Wegstrecke kapitulieren.

Kommt auch hier klar: Dank Allradantrieb Q4 muss der Stelvio nicht vor schwieriger Wegstrecke kapitulieren. Hersteller

Wie er aussieht: Technisch gesehen ist der Stelvio ein Derivat der charismatischen Sportlimousine Giulia. Befriedigt registrieren die Alfisti das markentypische, dreieckige Schild des "Scudetto" im Gesicht des Italo-Crossovers, dessen sportliche Silhouette sich auf eine Länge von 4,69 Metern streckt. Damit sortiert sich der Stelvio in die Größenordnung eines VW Tiguan Allspace ein. Durch die aufpreisträchtigen 20-Zoll-Schlappen und rot lackierte Bremssättel gewinnt der Italiener noch zusätzlich an dynamischer Kontur. Unter den SUVs zählt er definitiv zu den optisch verführerischsten Angeboten.

Wie er eingerichtet ist: Auch innen lässt die Giulia grüßen, vom Start-Knopf, der im Lenkradkranz platziert wurde über die voluminösen Schaltpaddles am Volant bis hin zum Armaturenträger, der je nach Sichtweise wohltuend reduziert oder – für heutige Verhältnisse – ungewöhnlich leergeräumt aussieht. Die Inneneinrichtung wirkt edel, zumal dann, wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Leder und Holzdekor aufgemöbelt wird. Dennoch reicht das Ambiente nicht an das eines Audi Q5 oder BMW X3 heran. Was das Infotainment zu sagen hat, wird je nach Ausstattung auf einem 6,5- oder 8,8-Zoll-Bildschirm wiedergegeben, der sich über das berührungssensitive "Rotary Pad" ansteuern lässt. Wir fanden das Navi nicht perfekt, dessen Arbeitsweise einigermaßen träge wirkt.

Alfa Romeo Stelvio Innenraum

Aufgeräumt: Der Armaturenträger im Stelvio. Das Infotainment wird via Rotary Pad bedient. Hersteller

Wie viel Platz er hat: Hier herrscht kein Mangel. Auch die Hinterbänkler müssen nicht zwergwüchsig sein, um sich wohlzufühlen, und fürs Gepäck stehen 525 bis rund 1.600 Liter zur Verfügung, in letzterem Fall ergibt sich praktischerweise eine ebene Ladefläche. Die Heckklappe öffnet und schließt schon ab Werk elektrisch.

Was ihn antreibt: Bei der Umsetzung fahrdynamischer Ansprüche greift engagiert der Zweiliter-Vierzylinder-Turbo unter die Arme. Ein echtes Kraftwerk, 280 PS stark, es lässt den Stelvio energisch aus den Puschen kommen und schiebt das (mit Fahrer) knapp zwei Tonnen schwere SUV druckvoll an. Gut funktioniert die Kooperation mit der punktgenau schaltenden Achtgang-Automatik. Den Standardsprint von 0 auf 100 km/h greift der Italiener in 5,7 Sekunden an, die Topspeed liegt bei 230 km/h.

Wie er sich fährt: Als SUV ist der Stelvio kein Blender, er muss nicht kapitulieren, sobald der erste Schnee fällt oder die Wegführung steinig-steil wird. Zumindest trifft dies auf die Varianten mit Allradantrieb Q4 zu. Unter unkomplizierten Lebensbedingungen werden die Antriebskräfte komplett an die Hinterachse weitergeleitet. Wenn mehr Traktion gefordert ist, schickt die Technik bis zu 50 Prozent nach vorne. Überhaupt fällt der Italiener als eher harter Bursche auf, in Sachen Komfort sollte man keine allzu hochgesteckten Erwartungen hegen. Wenn holprige Nebensträßchen unter die Räder genommen werden, dann kriegen das die Insassen unmissverständlich mit. Wer damit leben kann, bekommt auf der anderen Seite viel Fahrspaß vermittelt. Der Stelvio liebt Kurven – das namensgebende Stilfser Joch hat schließlich über 60 davon -, seine nahezu gleichmäßig 50:50 austarierte Gewichtsverteilung prädestiniert für die Serpentinen-Sause. Hilfreich dabei ist neben der direkt eingreifenden Lenkung die dreistufige Fahrdynamikregelung.

Was er verbraucht: Unser Testverbrauch schrammte mit 9,4 l/100 km knapp unterhalb der Zweistelligkeit vorbei. Bei beherzter Fahrweise sollte man damit rechnen, dass diese Schmerzschwelle gerissen wird. Zum Normwert (7,0 l/100 km) geht der Stelvio somit auf Distanz.

Alfa Romeo Stelvio

Liebt Kurven: Die nahezu gleichmäßig 50:50 austarierte Gewichtsverteilung prädestiniert für die Serpentinen-Sause. Hersteller

Was er bietet: Im Falle des 2.0 AT8 Q4 erfolgt der Einstieg bei der dritten von fünf Ausstattungsvarianten, "Super". Sie umfasst unter anderem Sitzbezüge aus Stoff/Leder, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, die dreistufige Fahrdynamikregelung, Regen- und Lichtsensor, eine elektrische Heckklappe, das Kollisionswarnsystem mit autonomer Notbremsfunktion und einen Spurhalteassistenten.

Was er kostet: Für den 280-PS-Turbo sind mindestens 50.000 Euro anzulegen. Wenn da noch die in diversen Ausstattungspaketen gebündelten Fahrassistenten, Konnektivitätsfeatures und Komfortdetails draufgepackt werden, ist es kein Kunststück, bei 60.000 Euro anzulangen.

Was wir meinen: Selbstbewusst versteht sich Alfa Romeo als Premiumanbieter, selbstbewusst ist der Stelvio demzufolge eingepreist. Leidenschaftlichen Alfisti wird es das wert sein, andere könnten zum Fan werden, denn das Italo-SUV überzeugt mit dynamisch-agilem Fahrverhalten, großzügigem Platzangebot und nicht zuletzt einer sportiven Optik. Über Schwächen wie das nicht topmoderne Infotainment und den doch relativ hohen Verbrauch müssen sie halt hinwegsehen.

Ulla Ellmer

Die Daten des Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo 16V AT8-Q4

Hubraum 1995 ccm, Zylinder 4, Leistung 206 kW/280 PS bei 5.250/min, max. Drehmoment 400 Nm bei 2.250/min, Spitze 230 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 5,7 sec, Normverbrauch innerorts 8,9, außerorts 5,9, kombiniert 7,0 l S pro 100 km, Testverbrauch 9,4 l S/100 km, CO2-Emission 161 g/km, Schadstoffklasse Euro 6, Energie-Effizienzklasse C, Länge 4,69 m, Breite 1,90 m ohne, 2,16 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,67 m, Kofferraum 525 bis ca. 1.600 l, Leergewicht 1.735 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2.300 kg, Zuladung 310 kg, Anhängelast gebremst 2.300 kg, ungebremst 750 kg. Achtstufenautomatik, Allradantrieb. Versicherungs-Typklassen 17 (HP), 26 (TK), 26 (VK). Preis ab 50.000 Euro