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Kommentar: Jones hat ihre Aufgabe unterschätzt

Nachfolgerin oder Nachfolger zum Erfolg verdammt

Kommentar: Jones hat ihre Aufgabe unterschätzt

Am Ende hatte sie - weder im Team noch im Verband - keine Fürsprecher mehr: Steffi Jones.

Am Ende hatte sie - weder im Team noch im Verband - keine Fürsprecher mehr: Steffi Jones. Getty Images

111 Länderspiele auf dem Platz ersetzen keine Trainererfahrung. Steffi Jones ist nun mal kein Franz Beckenbauer. Sie war nach dem Olympiasieg 2016 mit großem Engagement und Elan gestartet, wollte kommunikativ sein, lockerer als ihre strenge Vorgängerin, und sie plante einen offensiveren Stil im Spiel.

Das Problem: Sie hatte ihre neue Aufgabe offensichtlich komplett unterschätzt. Auch eine Nationalelf mit erfahrenen Spielerinnen ist nun mal kein Selbstläufer. Schon nach der missratenen Europameisterschaft in den Niederlanden im vergangenen Sommer hätte Jones erhebliche Kurskorrekturen vornehmen müssen. Das tat sie nicht. Die 44-Jährige scheiterte auch an ihrer falschen Selbstwahrnehmung ("Mein Stärke ist die soziale Kompetenz") und ihrer Beratungsresistenz.

Ihren großen Wert für den deutschen Frauenfußball hatte sie als Direktorin und OK-Chefin der WM 2011 unter Beweis gestellt. Doch mit ihrer Arbeit als Fußballlehrerin, noch dazu in der Position der Bundestrainerin, konnte sie nicht überzeugen.

In der Praxis machte sie immer neue Baustellen auf, etwa im Umgang mit der Wolfsburgerin Lena Gößling, die völlig unnötig waren, und verunsicherte damit ihre Mannschaft zusehends. Dass sie am Ende auch keine Fürsprecher mehr hatte – weder im Team noch im Verband – verwundert daher nicht. Horst Hrubesch soll nun als Übergangstrainer das schlingernde Schiff wieder auf Kurs bringen. Und der DFB hat auf der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin Zeit gewonnen. Auf wen auch immer die Wahl fällt: Er oder sie ist zum Erfolg verdammt. Eine Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich ohne deutsche Beteiligung wäre fatal.

Gunnar Meggers