Das schlechte Gewissen schwang in den Worten von Lars Stindl und Matthias Ginter mit. Von der Generalkritik an der desolaten Leistung der Mannschaft nahmen sie Sippel ausdrücklich aus und fanden vielmehr lobende Worte für ihren Schlussmann. "Tobi war unser bester Mann. Er hat uns schon in der ersten Hälfte vor einem noch höheren Rückstand bewahrt. Wir haben ihn im Stich gelassen", sagte Stindl und teilte damit die Einschätzung von Ginter, der ebenso klar formulierte: "Er hat seine Leistung gebracht - aber von den elf Mann auf dem Platz haben eben zehn nicht auf ihrem höchsten Level gespielt. Auch ich muss sagen: Wir haben ihn im Stich gelassen."
Wir waren von der ersten Minute an überfordert.
Tobias Sippel
An Sippel lag es tatsächlich nicht, dass Gladbach beim BVB unterging. Mehrfach reagierte der Vertreter des verletzten Yann Sommer (Innenbanddehnung im Knie) stark, verhinderte weitere Gegentore. Diese Tatsache hellte die Stimmung des 29-Jährigen - verständlich - in keiner Weise auf. "Ich werde keine schöne Nacht haben", wusste er vor der Abfahrt aus dem Signal-Iduna-Park, "ich bin richtig enttäuscht, ich schäme mich auch ein bisschen. Wenn du sechs Tore kriegst, steckst du das nicht so einfach weg."
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Erste Gegentreffer für Sippel
Seit seinem Wechsel vom 1. FC Kaiserslautern an den Niederrhein 2015 hatte der frühere U21-Nationaltorhüter Sommer viermal in Pflichtspielen vertreten. Es gab vier Siege. In allen vier Partien blieb er ohne Gegentreffer. Dass diese makellose Serie in Dortmund reißen würde, zeichnete sich früh ab. Als der BVB Fahrt aufnahm, Tempo und Tiefe in seine Aktionen bekam, wurde es schnell ein Wettschießen von Aubameyang, Philipp und Co. auf Sippels Kasten. "Wir waren von der ersten Minute an überfordert. Wir sind in keine Zweikämpfe gekommen und haben nicht umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Dann ist der BVB-Zug ins Rollen gekommen - und wir konnten ihn nicht mehr bremsen", so Sippels Analyse. Dortmund, so sein Fazit, "war ein bis zwei Klassen besser als wir."
Sommer trainiert wieder
Ob er am Samstag gegen Hannover 96 noch einmal im Tor stehen wird, ist ungewiss. Sommer trainiert wieder individuell, doch erst die nächsten Tage werden zeigen, inwieweit der Schweizer am Wochenende zur Verfügung stehen könnte.