Bundesliga

Leverkusens Trainer Herrlich: "Die Verunsicherung der letzten Saison ist noch nicht weg"

Leverkusens Trainer beklagt Rückschritt und Altlasten

Herrlich: "Die Verunsicherung ist noch nicht weg"

Hat die Ursachen für den schlechten Saisonstart ausgemacht: Trainer Heiko Herrlich.

Hat die Ursachen für den schlechten Saisonstart ausgemacht: Trainer Heiko Herrlich. imago

Immer, wenn möglich, verknüpft Heiko Herrlich Abschlussaktionen mit dem jeweiligen Trainingsinhalt, der auf dem Plan steht. So auch am Dienstag, als Schnelligkeits- und Schnellkraftübungen mit Flanke und anschließendem Torschuss kombiniert wurden. Was der Werkself-Trainer dabei sah, stellte ihn über weite Strecken nicht zufrieden. "Tore machen", hallte es nach einem missglückten Abschluss von Wendell über den Platz. Herrlich musste lange registrieren, dass sich nur zwei Akteure in Sachen Vollstrecker-Qualitäten positiv abhoben, die allerdings am Sonntag gegen Freiburg dieses Problem des Tabellenvorletzten nicht lösen dürften oder dürfen. Denn neben Ersatz-Innenverteidiger André Ramalho tat sich Co-Trainer Nico Schneck als Knipser hervor. Auf den Hinweis, dass sich Letzterer für die Startelf beworben habe, entgegnete Herrlich den Journalisten mit einem süßsauren Lächeln: "Also habt ihr das auch festgestellt."

Man muss einfach feststellen, dass die Verunsicherung aus dem letzten Jahr durch die schlechte Saison noch nicht weg ist.

Trainer Heiko Herrlich

Herrlich nervt die fehlende Kaltblütigkeit seiner Stürmer vor dem Tor. "Ich kann sie immer nur ermutigen, weiter dran zu arbeiten, weiter dran zu glauben", erklärt der ehemalige Torjäger seinen Umgang mit dem Problem und strahlt weiter Optimismus aus. "Sie ziehen ja alle voll mit und wollen da raus. Dann wird auch sicher irgendwann der gordische Knoten platzen."

Ähnlich gravierend stellen sich die Defizite in der Defensive dar. Dort patzt Herrlichs Team gravierend. Nicht besonders häufig, aber so fatal, dass Bayer schon acht Gegentreffer kassiert hat. Herrlichs Analyse. "Einfache Fehler bei einzelnen Spielern, die sonst eigentlich sehr gut spielen, aber ein, zwei Aktionen in jedem Spiel hatten, die zu entscheidenden Toren führen. Das müssen wir abstellen."

Sicherheit fehlt - vor beiden Toren

Die Sicherheit, das Selbstverständliche fehlt Bayer 04 vor beiden Toren. Die Ursache dafür hat der neue Trainer ausgemacht: "Man muss einfach feststellen, dass die Verunsicherung aus dem letzten Jahr durch die schlechte Saison noch nicht weg ist. Die Jungs wollen alle. Aber diese Verunsicherung steckt tiefer drin als uns allen lieb ist. Und ich gehe vorne weg, um diese Verunsicherung aus dem letzten Jahr zu lösen." Herrlich weiß, dass es dafür nur eine wirkliche Medizin gibt: "Uns fehlt, da braucht man nicht drum herum zu reden, das Erfolgserlebnis."

"Wir waren da schon weiter"

Garniert wird das Tore-Problem mit dem Wiederaufkeimen der Leverkusener Schwäche bei gegnerischen Standards. In Mainz sahen alle Feldspieler nahezu regungslos zu, wie Torschütze Diallo mit voller Entschlossenheit in die scharf aufs Tor getreten Freistoß-Flanke stürmte und per Kopf zum 2:1 traf. Schon die Entstehung des Freistoßes in einer Leverkusener Überzahlsituation kritisierte Herrlich als "Geschenk". Beim Freistoß selbst ließ die Elf alles vermissen: kein Stören, keine Wachsamkeit, keine Kommunikation untereinander. "Wir waren da schon einen Schritt weiter", stellt Herrlich zum Verhalten bei Standards fest. Über einen Mangel an Ansatzpunkten braucht sich der Trainer wahrlich nicht zu beschweren.

Stephan von Nocks