Allans Auftritt gegen Wolfsburg geriet fast sinnbildlich für Herthas Gesamtdarbietung: Der Start war zerfasert und hektisch, erst nach und nach bekam das Spiel der Berliner und auch das von Allan mehr Struktur und Ballsicherheit. In der Halbzeitpause hatte Trainer Pal Dardai Allans Navigationssystem neu ausgerichtet und dem Brasilianer klar zu verstehen gegeben, dass "er nicht überall hinlaufen soll".
Dardai deutlich: "Das können wir uns nicht leisten, dass man seine Position verlässt. Dann hast du in der Mitte ein Riesenloch. Wir haben das besprochen, und in der zweiten Halbzeit hat Allan das gut hinbekommen." Weniger ist in dem Fall mehr: Der vorher übereifrige Mittelfeldspieler gab nach dem Seitenwechsel Kostproben seines auch von Liverpool-Coach Jürgen Klopp geschätzten Könnens. Durch die größere Positionstreue gab er seinem Team im zweiten Durchgang erkennbar mehr Stabilität, mit präzise geschlagenen Diagonalbällen sorgte er im Aufbau immer wieder für Spielverlagerungen.
Spielersteckbrief Allan
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Bundesliga - 30. Spieltag
"Gut gespielt": Manager Preetz lobt Allan
"Allan hat gut gespielt", lobt Manager Michael Preetz. "Was bei ihm auffällt: Er versteckt sich nie, sondern will immer den Ball - auch in Phasen, wo es für ihn selbst im Spiel vielleicht mal nicht so gut läuft." Dass er weiter viel lernen muss, ist klar. "Die Jungs müssen ihn führen", sagt Dardai und meint Allans erfahrene Nebenleute wie Per Skjelbred, Salomon Kalou, Vladimir Darida oder Vedad Ibisevic. "Da brauchen wir Coaching. Aber es gibt auch Momente, in denen der Trainer nicht helfen kann. Er will ein großer Profi werden. Wenn er das nicht übersteht, wird er das nicht schaffen." Er hat es, zumindest gegen Wolfsburg, geschafft.
Mit einem Auftritt wie am Samstag liefert er durchaus Argumente.
Bleibt Liverpools Leihgabe Allan über das Saisonende hinaus, Michael Preetz?
In der Woche zuvor in Mainz (0:1) lief für Allan wenig zusammen. Er war nicht im Spiel, ihm fehlte erkennbar das Gespür für den Rhythmus. Das Wolfsburg-Spiel war ein Schritt nach vorn - und für den Leihspieler, dessen Zukunft offen ist, auch eine Bewerbung in eigener Sache. "Mit einem Auftritt wie am Samstag liefert er durchaus Argumente", sagt Preetz und kündigt an: "Wir werden uns nach Saisonende mit dem FC Liverpool zusammensetzen." Ein Anschlussvertrag in Berlin ist denkbar - und wieder realistischer als zu Jahresbeginn.
Im Januar war Allan entgegen der Empfehlung Dardais mit der brasilianischen U-20-Nationalmannschaft zur Südamerika-Meisterschaft nach Ecuador gereist. Als Fünfter des kontinentalen Championats verpasste er mit Brasilien das Ticket für die U-20-WM (20. Mai bis 11. Juni in Südkorea) - und in Berlin den Anschluss. Jetzt wird er auch wegen der angespannten Personalsituation beim Liga-Fünften wieder gebraucht. Niklas Stark, bis zu seiner Verletzung einer von zwei Stamm-Sechsern, fehlt wegen einer Überlastungsreaktion im rechten Fuß vermutlich bis zum Saisonende, Fabian Lustenberger (nach Schambeinentzündung) ringt körperlich um Anschluss nach seiner Blessur, Allan-Rivale Arne Maier wurde zwischenzeitlich von einer Innenbandverletzung im Knie zurückgeworfen.
Zuvor vier Spiele mit Allan in der Startelf - und null Tore
In Mainz, wo Allan erstmals in der Rückrunde der Startformation angehörte, fehlte zudem Darida (Gelb-Sperre). All diese Umstände öffneten die Tür für den Brasilianer, der jetzt wieder das Gefühl hat, gebraucht zu werden - und nun auch weiß, wie sich ein Sieg auf dem Rasen anfühlt. Vor dem Wolfsburg-Spiel waren seine Startelf-Auftritte erfolglos geblieben: beim FC Bayern (0:3), in Hoffenheim (0:1), Leipzig (0:2) und eben Mainz (0:1).
"Allan war großartig", lobte Salomon Kalou den Brasilianer nach dem Erfolg gegen den VfL. "Er hat seine Qualität gezeigt. Ich hoffe, wir spielen in der nächsten Saison in der Europa League. Dann kann Allan noch mehr Qualität zeigen." Möglich scheint das. Sollten die Berliner direkt in den Europacup einziehen, wird das Auswirkungen auf die Personalplanung haben. Sie brauchen dann mehr Breite im Kader - und womöglich Allan, der im elften Bundesliga-Einsatz andeutete, warum ihn der FC Liverpool 2015 von Internacional Porto Alegre geholt hat.
