Über den Unparteiischen wollte Philipp Lahm zunächst nicht reden. Als der Kapitän am Dienstagabend in Madrid nach dem 2:4 n.V. am Sky-Mikrofon nach der Leistung des Schiedsrichters gefragt wurde, entgegnete er erst einmal: "Die Mannschaft hatte Mut, sie wollte hier gewinnen." Dann fügte Lahm hinzu: "Wir hatten in manchen Situationen Glück, in Sachen Schiedsrichterentscheidungen aber Pech."
Rummenigge lobt und kritisiert
Auch Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge sparte nicht mit Lob - für die Mannschaft. "Es war ein extrem emotionales Spektakel. Beiden Mannschaften ein großes Kompliment. Die ganze Mannschaft hat heute großartig gekämpft und gearbeitet." Doch auch Rummenigge stellte fest: "Leider hat uns der Schiedsrichter negativ beeinflusst."
Gerade die Entscheidung, zum Ende der ersten Halbzeit der Verlängerung Cristiano Ronaldos 2:2 anzuerkennen, war eine krasse Fehlentscheidung. Beim Zuspiel von Sergio Ramos stand der Portugiese deutlich im Abseits. Auch deshalb erklärte FCB-Trainer Carlo Ancelotti: "Ich hoffe, dass den Schiedsrichtern künftig mit dem Videobeweis geholfen wird." Und: "Es war eine Serie von Fehlern, die den Ausschlag gegeben hat."
Spielbericht
Auch dem Eigentor von Ramos zum 1:2, das Bayern erst die Verlängerung bescherte, waren allerdings eine knappe Abseitsstellung vorausgegangen. Genauso wiederum Ronaldos Treffer zum 3:2.
Die Bayern selbst machten bei den Gegentoren selbst auch keine gute Figur. Beim 1:1 verlor Thomas Müller einen wichtigen Zweikampf gegen Casemiro, ehe sich Lahm in seinem letzten 112. und letzten Champions-League-Spiel in einem Kopfballduell mit Cristiano Ronaldo messen musste. Beim 3:2 spazierte Marcelo recht ungehindert durch die Deckung, nicht einmal ein taktisches Foul wagten Joshua Kimmich oder Thiago dabei. Und beim 4:2 ebnete Joker Kimmich mit einem krassen Fehlpass den Weg zum Treffer Marco Asensios.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Bayern längst in Unterzahl, hatte Arturo Vidal doch in der 84. Minute Gelb-Rot gesehen - auch das eine Entscheidung Kassais, die die Münchner nicht nachvollziehen konnten. "Von mir sah es so aus, als würde er den Ball spielen", meinte etwa Lahm. Und Rummenigge befand: "Das war nicht einmal ein Foul." Für den Vorstandsvorsitzenden war klar: "Die Rote Karte war der Killer."
Festzuhalten bleibt allerdings: Vidal hätte schon in der 48. Minute nach einem Foul an Casemiro die Gelb-Rote-Karte sehen müssen. Auch für den bereits verwarnten Brasilianer hätte die Partie nach weiteren Fouls eigentlich vorzeitig beendet sein müssen, spätestens in der 81. Minute.
Wie schon im Hinspiel mussten sich die Bayern Real rund eine halbe Stunde lang dezimiert entgegenstellen. Wie schon im Spiel gelang das nicht. Dennoch lieferte Ancelottis Team den Königlichen einen tapferen Kampf - mit zwei Innenverteidigern Mats Hummels und Jerome Boateng, die angeschlagen in die Partie gegangen waren, 120 Minuten durchhielten und allemal zu gefallen wussten. So kam Lahm letztlich - mit Blick auf das Kollektiv - zu dem Schluss: "Die Mannschaft hätte es verdient gehabt, weiterzukommen."
Letztlich blieb ihr aber nicht mehr, als die spanische Hauptstadt erhobenen Hauptes hinter sich zurückzulassen.