2. Bundesliga

Pyrotechnik-Vorfall im Training - Biada im Glück

Kritik an der Ansetzung durch die DFL

Pyrotechnik-Vorfall im Training - Biada im Glück

Auf dem Weg der Besserung: Julius Biada hatte bei einem Pyro-Vorfall im Training Glück.

Auf dem Weg der Besserung: Julius Biada hatte bei einem Pyro-Vorfall im Training Glück. imago

Rund 200 Anhänger der Braunschweiger hatten demnach das nicht-öffentliche Training besucht und dabei Pyrotechnik und Raketen gezündet. Ein Querschläger explodierte in der Nähe von Mittelfeldspieler Julius Biada, der das Training nach 30 Minuten abbrechen musste. "Biada fühlte sich im Verlauf der Einheit beeinträchtigt. Aktuell geht es ihm besser", hieß es in einer Mitteilung des Vereins.

"Die Fans wollten die Mannschaft vor dem wichtigen Auswärtsspiel in Hannover dennoch verabschieden", heißt es in einer Stellungnahme der Eintracht, aber: "Die Vorkommnisse sind nicht zu tolerieren und werden in den nächsten Tagen intern aufgearbeitet."

Schon zuvor waren sportliche Überlegungen bei aller Brisanz im Niedersachsenduell in den Hintergrund getreten. "Es sollte alles friedlich bleiben. Das ist unser größter Wunsch. Dass sich die Mannschaften ausschließlich auf dem Platz sportlich bekämpfen", appellierte 96-Sportchef Horst Heldt noch unter den Eindrücken des Anschlags auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am Dienstag.

Die ohnehin großen Sicherheitsvorkehrungen vor dem Duell, bei dem es in der Vergangenheit immer wieder zu Ausschreitungen gekommen war, wurden noch einmal verstärkt: Mehr Polizei, ein Taschenverbot und Sprengstoffhunde rund um die Arena am Maschsee sollen die erwarteten 1500 gewaltbereiten Fans im Zaum halten. "Wir sollten den Verantwortlichen vertrauen, dass wir ein tolles Derby erleben", sagte 96-Coach André Breitenreiter.

Kritik an der Ansetzung der DFL

Politiker nutzten die Vorkommnisse von Dortmund, alte Diskussionen noch einmal aufzuwärmen. Dass am Oster-Wochenende - mitten in der Ferienzeit und mit etlichen anderen Veranstaltungen - ausgerechnet die ohnehin schon brisanten Derbys Hannover gegen Braunschweig am Samstag und Werder Bremen gegen den Hamburger SV am Sonntag stattfinden, wirkt im Nachhinein nun noch unglücklicher als ohnehin.

Mit ihrer Entscheidung hat die DFL auch eine gewisse Verantwortung übernommen, das sage ich sehr deutlich

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil

"Die Deutsche Fußball Liga DFL hat sich leider über sehr ernsthafte Bedenken der niedersächsischen Sicherheitsbehörden hinweggesetzt", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil der Deutschen Presse-Agentur. Ungeachtet der Dortmunder Vorfälle hatte Weils Innenminister Boris Pistorius vergeblich versucht, eine Ansetzung des Zweitliga-Duells am Oster-Wochenende zu verhindern. "Mit ihrer Entscheidung hat die DFL auch eine gewisse Verantwortung übernommen, das sage ich sehr deutlich", sagte der SPD-Politiker Weil.

Die Polizei reagierte mit einem verschärften Konzept. "Die Polizeipräsenz am Stadion wird nochmals verstärkt", teilte 96 mit. Laut Polizei-Einsatzleiter ist "die gesamte niedersächsische Bereitschaftspolizei" im Einsatz. Die Beamten würden diesmal auch Ordner bei den Einlasskontrollen unterstützen. Polizeivizepräsident Jörg Müller sprach von einer "Herkulesaufgabe". Bereits beim Hinspiel waren rund 2600 Landes- und Bundespolizisten im Einsatz.

Sportliche Brisanz: Dritter gegen Zweiter

Dass sich die Rivalen sechs Spieltage vor dem Saisonende im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg direkt duellieren, birgt zusätzliche Brisanz. Braunschweig kommt als Tabellenzweiter (54 Punkte) zum -dritten (53). "Wir haben die Möglichkeit, den Nachbarn zu überholen und auf einen direkten Aufstiegsplatz zu springen", sagte Breitenreiter, und Heldt meinte: "Es ist ein sehr, sehr wichtiges Derby. Wir versuchen, dem Ganzen gerecht zu werden."

Letztere Aussage ließe sich auch auf das Drumherum beziehen. "Es wird kein Endspiel, danach sind noch genügend Punkte zu vergeben", sagte Breitenreiter. Überhaupt war die Sachlichkeit der Verantwortlichen in den vergangenen Tage auffällig. "Wir wissen, dass es für die Fans ein wichtiges Spiel ist. Für uns ist es halt ein Fußballspiel", sagte Braunschweigs Ken Reichel, der die Eintracht am Montag zum wichtigen 1:0-Sieg gegen Dresden geschossen und damit in der Tabelle vor 96 gehalten hatte.

bst/dpa