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Profi "juliano": "Als Frau musst du immer hart arbeiten!"

Die 23-jährige CS:GO-Spielerin im Interview

Profi "juliano": "Als Frau musst du immer hart arbeiten!"

Julia 'juliano' Kiran ist die beste weibliche Counter-Strike-Spielerin, trotzdem hat sie es nicht immer leicht.

Julia 'juliano' Kiran ist die beste weibliche Counter-Strike-Spielerin, trotzdem hat sie es nicht immer leicht. HP

Unter dem Banner von Team Secret tritt Julia regelmäßig bei Frauenturnieren an. Seit einem Jahr ist die Mannschaft nun ungeschlagen und keine andere Frau konnte bisher so viele Erfolge verzeichnen, wie sie. Als "erfolgreichste Frau der Szene" wird sie tituliert und ergatterte daher vor wenigen Wochen eine Kooperation mit dem US-amerikanischen Unternehmen Hewlett Packard. Sie und HP wollen gemeinsam das typische Nerd-Klischee aus den Köpfen der Gesellschaft verbannen, heißt es. Im Rahmen dessen haben wir mit Julia 'juliano' Kiran über die Fakten und Probleme der Szene gesprochen.

kicker eSport: Hey Julia. Du bist bisher die erfolgreichste CS:GO-Spielerin aller Zeiten. Wie bist Du überhaupt zum Zocken gekommen?

Julia 'juliano' Kiran: Als ich klein war, hat mir mein Bruder Counter-Strike gezeigt. Ich war damals vielleicht elf Jahre alt. Seitdem habe ich viele verschiedene Leute und auch die Szene kennengelernt. Dann habe ich entschieden, dass ich das professionell machen will.

kicker eSport: Lange haben du und dein Team unter dem Namen "We Run This Place" gespielt. Dann wurdet ihr 2016 von Team Secret unter Vertrag genommen. Was hat sich für euch geändert?

'juliano': Es hat unser Leben verändert. Wir haben damals alle noch nebenbei gearbeitet oder studiert. Als wir zu Team Secret kamen, haben wir die Chance bekommen, das zu tun, was wir lieben. Wir mussten nicht mehr nebenbei arbeiten. Wir haben unsere Jobs gekündigt, sind Vollzeit-Spieler geworden und jetzt können wir endlich mehr Zeit für CS:GO aufbringen.

kicker eSport: Ist das der Regelfall, dass Frauen mit Counter-Strike ihren Lebensunterhalt verdienen können?

'juliano': Es gibt nur wenige Frauen, die Vollzeit-Profis sind. Momentan sind es ungefähr drei Teams. Es existieren einfach zu wenige Turniere und zu wenige Sponsoren im Vergleich zur männlichen Szene.

Eines Tages werden wir verlieren und das wird ein stolzer Moment für uns sein.

Julia 'juliano' Kiran

kicker eSport: Frauenturniere sind noch immer ein heikles Thema in der Szene. Wie stehst Du denn zu der Sache?

'juliano': Ich glaube, dass Frauenturniere unfassbar hilfreich sind, weil wir einfach mehr weibliche Spielerinnen in der Szene brauchen. Mädchen werden auf andere Frauen aufmerksam, die ebenfalls spielen. Außerdem finde ich es wichtig, dass junge Talente jemanden haben, zu dem sie aufschauen können. Frauenturniere sind ein guter Schritt in diese Richtung. Sollten wir irgendwann einmal genug weibliche Profis haben, spielen Frauen und Männer hoffentlich mehr mit- und gegeneinander.

kicker eSport: Seit gut einem Jahr habt ihr kein einziges Frauenturnier mehr verloren. Wird das nicht ein bisschen langweilig für euch?

'juliano': Ganz und gar nicht. Aber eines Tages werden wir verlieren und das wird ein stolzer Moment für uns sein. Es wird nämlich ein Zeichen dafür sein, wie sich die weibliche Szene verbessert hat.

kicker eSport: Was sind für dich denn die größten Unterschiede zur Männer-Szene?

Team Secret

Auf der diesjährigen IEM Katowice durfte Team Secret erneut die Trophäe des Frauenturniers in die Luft heben. ESL - Adela Sznajder

'juliano': Die männliche Szene hat so viele gute Spieler und kann aus so vielen Talenten wählen. Wir hingegen haben nur sehr wenige. Sollte eine Spielerin unser Team verlassen, haben wir ein riesiges Problem, jemanden neues zu finden. Männliche Teams müssen sich um so etwas keine Sorgen machen. Verlässt da ein Spieler das Team, können sie direkt einen neuen unter Vertrag nehmen.

kicker eSport: Hast du für weibliche Nachwuchstalente noch irgendeinen Ratschlag, wie sie sich in der Profi-Szene etablieren können?

'juliano': Spiel einfach und sammle Erfahrung. Tritt einem Team bei, das sich verbessern will. Michaela aus meiner Mannschaft ist das beste Beispiel dafür. Vor ein paar Jahren war sie gerade einmal 16 und hatte enormes Talent. Dann hat sie Erfahrung gesammelt und ist vor einem Jahr unserem Team beigetreten. Wir alle arbeiten extrem hart. Als Frau musst du immer hart arbeiten, wenn du gut sein möchtest.

Interview: Kristin Banse

Kristin Banse