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Showdown: "Verräter" Higuain im Hexenkessel

Serie A, 30. Spieltag: Juve verliert Pjaca

Showdown: "Verräter" Higuain im Hexenkessel

Zwischen neapolitanischer Vergangenheit und Turiner Aktualität: Stürmer Gonzalo Higuain.

Zwischen neapolitanischer Vergangenheit und Turiner Aktualität: Stürmer Gonzalo Higuain. Getty Images

Da war was los: Als im Sommer 2016 der Wechsel von Gonzalo Higuain für die italienische Rekordsumme von 90 Millionen Euro bekannt wurde und über die Bühne ging, brach über ganz Neapel ein Feuerwerk der Entrüstung aus!

Zahlreiche SSC-Fans versammelten sich, um ihrem Frust lautstark Luft zu verschaffen. Wütende Tifosi skandierten "Verräter", zerrissen Bilder des heute 29-jährigen Argentiniers, verbrannten Trikots mit dessen Nummer neun, warfen selbige in Toiletten oder stülpten sie über Mülltonnen. Einige bereuten es zudem heftig, dass sie sich das Konterfei ihres einstigen Idols auf die Haut hatten stechen lassen.

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Serie A - 30. Spieltag
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SSC Neapel - Vereinsdaten
SSC Neapel

Gründungsdatum

01.08.1926

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Juventus Turin - Vereinsdaten
Juventus Turin

Gründungsdatum

01.11.1897

Vereinsfarben

Weiß-Schwarz

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Bei Neapels Klub-Ikone und Stadionsprecher Decibel Bellini machte sich Bitterkeit breit: "Wenn du dich in jemanden verliebst, der diese Liebe nicht erwidert, dann kann das nicht für immer sein. Vielleicht ein Nachmittag oder einige Saisons, aber Liebe ist das nicht. Geben und nehmen, das nennt man professionell." Sogar Francesco Totti hatte etwas zu sagen: "Das ist ein Desaster. Der Fußball hat sich sehr verändert. Der Fokus liegt heute viel mehr auf dem Geld." Und Präsident Aurelio De Laurentiis fügte in bekannt markanten Worten an: "Es gibt Leute, die denken, dass es zu viel ist, von Verrat zu reden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es ist der größtmögliche Betrug wegen seiner Entscheidung und seiner Undankbarkeit."

Sarri: "Higuain hat für Napoli Geschichte geschrieben"

Doch das ist alles nur die eine Sichtweise der Ereignisse: Denn Higuain selbst hat sich sportlich nichts zu schulden kommen lassen. Der Stürmer, dem etwas der Makel eines "Finalversagers" anheftet (WM-Finale 2014, Copa-Finale 2015 und 2016), hatte in der vergangenen Serie-A-Spielzeit in 35 Ligaspielen satte 36 Treffer erzielt - neuer Serie-A-Rekord nach Gunnar Nordahls Marke mit 35 Toren aus dem Jahre 1950! Insgesamt kam Higuain in 104 Liga-Auftritten für Napoli auf 71 Treffer (16 Vorlagen), alles in allem verbuchte er in 146 Partien stolze 91 Tore und 26 Assists.

Gonzalo Higuain

Vollstreckte für Napoli am Fließband: Torfabrik Gonzalo Higuain. Getty Images

So sagt inzwischen auch SSC-Coach Maurizio Sarri: "Die Menschen in Neapel sind extrem großmütig. Anfangs war die Wut verständlich, denn sie fühlten sich verraten. Doch Higuain hat für Napoli Geschichte geschrieben, und die Fans werden das anerkennen." Letzteres erscheint dennoch äußerst fraglich, zumal Higuain in den ersten beiden Duellen mit seinem Ex-Klub (beide Male in Turin) jeweils zum Spielverderber avancierte: Beim 2:1 am 11. Spieltag markierte "El Pipita" in der 70. Minute den Siegtreffer pro Juve, beim 3:1 im Coppa-Halbfinalhinspiel traf er zum zwischenzeitlichen 2:1.

Doppelpack in Neapel

Nun kommt es also zum Doppelpack im San Paolo: Denn neben dem Ligaduell am Sonntag (20.45 Uhr), das aufgrund der Differenz von zehn Punkten sportlich nicht allzu viel Brisanz in Sachen Meisterschaft in sich birgt, steht direkt drei Tage später am Mittwoch (20.45 Uhr) das Rückspiel im Halbfinale der Coppa Italia vor der Tür.

Gut möglich, dass Higuain auch dann wieder zum Matchwinner avanciert. Denn der Argentinier, der bei der Alten Dame oftmals mit Paulo Dybala, Mario Mandzukic und Juan Cuadrado für Offensivwirbel sorgt, hat nichts verlernt: "El Pipita" rangiert in der Torjägerliste der Serie A mit 19 Treffern lediglich hinter Torinos Andrea Belotti und hat allein zwischen dem 16. und 25. Spieltag zwölfmal genetzt. Seit vier Runden klemmt der Abzug allerdings. Ob das allerdings ein gutes oder schlechtes Omen für neapolitanische Fans ist, muss sich herausstellen.

Eine kleine Genugtuung durften unterdessen die SSC-Anhänger in Richtung des Rivalen immerhin belächeln: Präsident Aurelio De Laurentiis ließ das Doppelduell im Doppelpack verkaufen und fixierte gesalzene Preise für die Meisterschaft, hingegen Schleuderpreise für den Pokal. Da die Einnahmen der Coppa geteilt werden, erwarten Juventus höchstens verschmerzbare "Krümel" über 300.000 Euro.

Pjaca erleidet Kreuzbandriss

Marko Pjaca (links)

Saison-Aus und lange Pause: Marko Pjaca. Getty Images

Heftiger erwischt die Bianconeri um Trainer Massimiliano Allegri da schon der Ausfall von Marko Pjaca. Der hochtalentierte Kroate hat sich während eines Spiels seiner Nationalmannschaft gegen Estland (0:3) einen Kreuzbandriss zugezogen. Das teilte der kroatische Fußballverband am Mittwoch mit. Der 21-Jährige, der bei seinen bisherigen 14 Einsätzen für Juve oft mit seinem Spielwitz überzeugt hat, wird voraussichtlich sechs Monate ausfallen. Pjaca war im Juli des vergangenen Jahres von Dinamo Zagreb nach Turin gewechselt.

mag

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